Zürich: "Die Politik steht hinter dem neuen Informatik-Amt"
August Danz: Beim AFI ist neu die IKT-Grundversorgung zentralisiert. Das heisst, bei den sieben Direktionen bleibt weiterhin die Verantwortung für die Fachapplikationen. Bei der Staatskanzlei liegen die Digitalisierungsvorhaben, 28 sogenannte Impulsprogramme. Also existieren unabhängig voneinander Umsetzungsprojekte im Bereich IKT, die vom AFI verantwortet werden sowie Digitalisierungsvorhaben, für welche die Staatskanzlei zuständig ist. Wobei natürlich einige Verbindungsstellen bestehen, die bilateral aufgegleist wurden bzw. werden müssen.
August Danz: Die Grundfrage war, wie schaffen wir die Digitalisierung? Das war einer der Gründe für die Zentralisierung. Bei der Ausarbeitung der Strategie sind wir davon ausgegangen, dass die Kompetenz über eine Vielzahl von Fachapplikationen weiter in den Direktionen bleiben soll. Die Nähe der Applikationen zum Business war für den Entscheid ausschlaggebend. Sie zu übernehmen hätte das AFI wohl auch überfordert, zumal es teilweise um sehr spezielle Anwendungen geht.
Eine der grossen Herausforderungen, die derzeit anstehen, ist eine klare Trennung zwischen Grundversorgung und Fachapplikationen zu erreichen. Hier sind erste Absprachen schon geschehen, doch noch fehlt die Grenzziehung. Es geht aber nicht nur darum, Verbindlichkeit zu schaffen, sondern es muss beispielsweise auch ein einheitliches Verrechnungsmodell gefunden werden.
August Danz: Grundsätzlich sind wir der Meinung, dass wir das, was bisher schon funktioniert hat, durch die Zentralisierung effizienter gestalten können. Ausserdem erwarten wir, Transparenz schaffen zu können, indem wir sichtbar machen, was an Hard- und Software vorhanden ist. Zudem müssen nun klare Strukturen geschaffen werden, die es beispielsweise erlauben, gleiche Messverfahren in allen Direktionen anzuwenden. Des Weiteren wollen wir Durchgängigkeit bei den Daten erreichen. Deshalb müssen wir klären, wo welche Daten liegen. Das ist nicht zuletzt für die in den Impulsprogrammen angestrebten Digitalisierungen wichtig.
August Danz: Wir haben den Auftrag die Grundversorgung zentral verfügbar zu machen, was natürlich auch den ganzen Bereich Sicherheit umfasst. Wahrscheinlich werden wir dazu ein Security Operations Center aufbauen. Ausserdem streben wir eine Zusammenführung der Plattformen und der Rechenzentren an. Zukünftig soll in allen Direktionen auf möglicherweise nur noch einem oder zumindest nur ganz wenigen Betriebssystemen gearbeitet werden. Zudem wollen wir einheitliche Arbeitsplätze schaffen, das Identitäts- und Berechtigungsmanagement vereinheitlichen, UCC einführen und das Netzwerk modernisieren. Hinzu kommt der Aufbau eines Controllings, das ebenfalls einiges an Ressourcen brauchen wird. Damit sind wohl die grössten Brocken genannt, die wir als erstes zu bewältigen haben.
August Danz: Die wichtigsten und umstrittenen Grundsatzentscheide, insbesondere den Entscheid zur Zentralisierung der IKT-Grundversorgung, hat der Regierungsrat mit der Strategie beschlossen. Damit haben wir eine gute Ausgangsbasis für das Umsetzungsprogramm. Trotzdem wird die Umsetzung eine Herausforderung für alle betroffenen Stellen und auch für mich persönlich. Der Finanzdirektor hat mich wohl auch wegen meiner langjährigen Erfahrung im Kanton als Programmleiter eingesetzt.
August Danz: Das ist sicher so, sonst hätte ich den Job nicht angenommen. Der Kantonsrat, der Regierungsrat und vor allem der Finanzdirektor wollen, dass die Umsetzung gelingt und unterstützen meine Arbeit. Genauso ist dem Strategiegremium klar, dass die Umsetzung der neuen Strategie anspruchsvoll ist, zumal immer wieder ungeklärte Situationen auftreten werden. Das SDI ist fest in die Umsetzung eigebunden. Kurz gesagt, bin ich sicher, dass die Politik meine Arbeit mitträgt. Zudem sind die Strukturen schon in der IKT-Strategie so aufgegleist worden, dass sie tragfähig sind. Der Kampf um die Zentralisierung ist damals schon geführt worden. Mit diesem Entscheid des Regierungsrats ist der Auftrag definiert und der ist sehr klar. Die Fakten sind geschaffen, das Fundament gelegt. Jetzt geht es darum, den Bau hochzuziehen.
August Danz: Ja, die ganze IKT-Grundversorgung der Baudirektion wurde Mitte 2018 bereits ins AFI übertragen. Da haben wir gezeigt, dass das gelingen kann. Als wir im Januar gestartet sind, waren es noch gut 40 Stellen, jetzt sind wir gut 60. Die IT-Fachleute der Baudirektion sind nun bei uns. Die Baudirektion hat diesem frühen Transformationsschritt übrigens nur zugestimmt, weil es ihr wichtig war, möglichst früh in diesem Transformationsprozess Akzente setzen zu können. Im Endausbau 2022 dürfte das AFI dann – grob geschätzt – vielleicht 150 bis 180 Stellen umfassen. Man muss bei diesen Umsetzungen zudem immer auch beachten, dass sie Auswirkungen bis hinab aufs Budget und die Planung der Direktionen haben.
August Danz: Ich kann nur für die Finanzdirektion antworten. Sie hat diesbezüglich schon lange vorbildlich gearbeitet und sehr viel auf Simap ausgeschrieben. Das wird auch in Zukunft nicht anders sein.
August Danz: Das betrifft nicht nur die IKT-Grundversorgung sondern auch die Fachapplikationen, bei denen das "make or buy" bisher schon sehr unterschiedlich gehandhabt wurde. Grundsätzlich haben die Direktionen hier freie Hand, ob sie Leistungen zukaufen oder alles selbst machen. Hierbei ist aber zu berücksichtigen, dass künftig Entscheidungen ab einer Million Franken im Gremium SDI diskutiert und vom Regierungsrat beschlossen werden müssen. Wobei auch das noch strukturiert werden muss. Vorgesehen ist zudem, dass alles, was weniger als eine Million Franken kostet, im operativen Gremium (OIS) diskutiert und allenfalls im Gremium SDI eskaliert werden kann.
August Danz: Der Aufwand des AFI für 2019 ist mit 47,6 Millionen. Franken budgetiert, bei Nettoinvestitionen von 16,6 Millionen Franken. Wo wir nach dem vollständigen Aufbau des AFI landen werden, ist schwierig vorher zu sagen. Die bei der externen Prüfung geschätzten 170 Millionen Franken sind höchstens ein grober Näherungswert. Hier werden wir aber auch Transparenz schaffen. Sicher ist nur, dass die Umsetzung etwas kosten wird. Ressourcen werden sicher ins schon genannte Controlling und ins SOC fliessen. Wir machen also kein Sparprogramm, auch wenn wir in einzelnen Bereichen sicher Effizienzgewinne erreichen können. (Interview: Volker Richert)