Bern braucht mehr Personal wegen SAP

3. April 2025 um 12:58
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Foto: Andreas Fischinger / Unsplash

Die Buchhaltungssoftware läuft in der kantonalen Verwaltung offenbar nach zwei Jahren noch immer nicht rund. In einigen Ämtern musste deshalb der Personaleinsatz massiv erhöht werden.

Der Kanton Bern hat vor gut zwei Jahren die Buchhaltungssoftware SAP für die Verwaltung eingeführt. Gemäss dem Tätigkeitsbericht 2024 der kantonalen Finanzkontrolle gab es an verschiedenen Stellen Herausforderungen mit der neuen Software.
Der erstmals mit SAP kalkulierte Jahresabschluss konnte termingerecht erstellt und geprüft werden. Dieses Ergebnis konnte trotz der Mehrfachbelastung der involvierten Mitarbeitenden der Finanzdienste erreicht werden, wie die Finanzkontrolle festhält. Im Laufe des vergangenen Jahres habe aber auch eine Konsolidierung der neuen organisatorischen und prozessualen Strukturen im Finanzbereich stattgefunden, bei der verschiedene Mängel im Zusammenhang mit der Einführung von SAP optimiert werden konnten, heisst es in dem Bericht weiter.

Systemunterstützung "mangelhaft"

Schon mehrfach in den Schlagzeilen waren die Probleme mit der neuen ERP-Software in der kantonalen Abteilung Busseninkasso. Diesen Bereich hat die Finanzkontrolle speziell geprüft und konstatiert: Dank einem sehr hohen Engagement der Mitarbeitenden konnte das Tagesgeschäft à jour gehalten werden kann. In der 'Berner Zeitung' (Paywall) ist von einer Verdoppelung der Stellenprozente zu lesen. Eingehende Zahlungen müssten jedoch nach wie vor teilweise manuell erfasst werden.
Gemäss den Finanzkontrolleurinnen und Finanzkontrolleuren ist die Systemunterstützung weiterhin als "mangelhaft" zu beurteilen. Sie hätten keine grossen Hoffnungen auf eine Verbesserung der Situation. Bis die geplanten Massnahmen für eine nachhaltige Lösung umgesetzt werden, dürfte es noch Jahre dauern, heisst es in dem Bericht.
"Beim Busseninkasso haben wir nun eher die Situation eines Stauwehrs. Die Mitarbeitenden müssen ständig das neu angeschwemmte Holz wegräumen, wie das Wehr saniert werden kann, ist jedoch unklar", sagte Thomas Remund, Vorsteher der Finanzkontrolle der 'Berner Zeitung' . Laut Remund hätten sich die Verantwortlichen des Projektes sowie die bernische Justiz bei der Einführung mehr einbringen sollen. Zudem sei man das Problem zu wenig konsequent angegangen.
Die Prüfer erachten das Risiko weiterhin als hoch, dass rechtskräftig gebüsste Personen und verurteilte Straftäter ihrer Strafe entgehen. Die damit zusammenhängenden finanziellen und Reputationsrisiken für den Kanton Bern seien als hoch einzustufen, so die Finanzkontrolle.

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