Der Kanton Bern führt etappenweise neue SAP-Lösungen ein und löst damit zwei Eigenentwicklungen ab. Das neue System führt aber offenbar zu einigen Problemen. Nachdem im Mai bekannt wurde, dass die Verwaltung Rechnungen von Lieferanten deswegen nicht fristgerecht bezahlen konnte, berichtet der 'SonntagsBlick' nun von Problemen beim Busseninkasso, dem zentralen Rechnungseintreiber des Kantons.
Dem Bericht zufolge können unter anderem Mahnungen für nicht bezahlte Parkbussen nicht automatisch verschickt werden. Die Mitarbeitenden hätten Probleme mit der Software, weshalb es auch an einer Übersicht über ausstehende Bussen fehle. Zudem habe man von Fällen gehört, in denen Betroffene Zahlungsbefehle erhielten, obwohl sie ihre Busse bereits gezahlt hatten. Ausserdem seien Aufgebote zum Strafantritt nicht korrekt verschickt worden.
"Erfahrungen zeigen, dass bei Mitarbeitenden eine Einarbeitungs- und Angewöhnungsphase von mehreren Monaten nötig ist, um mit dem System vertraut zu werden", erklärt Alain Streich, Leiter Stabsabteilung bei der Finanzdirektion, gegenüber dem 'SonntagsBlick'. Das Personal sei gefordert, werde aber auch durch zusätzliche Ressourcen unterstützt. Zudem biete man Schulungen.
Aber auch die früher bekannt
gewordenen Probleme mit Rechnungen und Lohnzahlungen mit dem System halten an. Gemäss Streich sollen diese Rückstände aber noch im Juni abgearbeitet sein.
Noch braucht es in einzelnen Bereichen mehr Personal, um die SAP-Migration zu verdauen. Schliesslich aber will die Verwaltung deutlich effizienter werden. Die SAP-Einführung verläuft in drei Etappen: In einer ersten Phase wurden das bestehende Finanzinformations- und das Personalsystem abgelöst. In der zweiten Etappe stehen Effizienzverbesserungen im Fokus. In einer dritten sollen weitergehende organisatorische Verbesserungen an die Hand genommen werden.
Theoretisch sollten anschliessend über 160 Stellen eingespart werden können, hiess es in einer Motion. Auch wenn dieser theoretische Wert nicht vollständig in Stelleneinsparungen umgesetzt werden könne, sei das Potenzial bedeutend. 80 Stellen sollen dereinst abgebaut werden, forderte der Grosse Rat. Das Parlament stimmte dem zu. Die Stelleneinsparungen
sollen ab Mitte 2025 erfolgen und im Jahr 2029 abgeschlossen sein – zwei Jahre nach Abschluss der zweiten Etappe der SAP-Einführung.