Bern: Rialto und Gelan bereiten Sorgen

11. September 2024 um 13:07
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Foto: Kapo Bern

Der Kanton Bern kämpft bei gleich zwei IT-Projekten mit Problemen. Es geht um die Digitalisierung der Zusammenarbeit von Polizei und Justiz sowie um ein Informationssystem für die Landwirtschaft.

Die Berner Kantonsregierung soll für die holprige Einführung des Projekts Rialto bei Kantonspolizei und Staatsanwaltschaft mehr Verantwortung übernehmen. Das hat der Grosse Rat verlangt, nachdem er einen Bericht der Sicherheitsdirektion zur Kenntnis genommen hat. Zuvor hat die Geschäfts­prüfungskommission schon gleiches bemängelt.
Zwar nahm der Grosse Rat den Bericht über die neue Software einstimmig zur Kenntnis. Im Bericht hat die Kantonsregierung Fragen der Geschäfts­prüfungs­kommission beantwortet und erklärt, weshalb sie trotz Problemen am Informatiksystem festgehalten hat. Der Regierungsrat habe somit den Auftrag des Parlaments erfüllt, lautete der Konsens.
Dennoch ist die Angelegenheit für das Parlament noch nicht abgeschlossen. Es forderte vom Regierungsrat, dass dieser seine "Gesamtverantwortung wahrnimmt, bis das ursprüngliche Ziel, der digitale Datenaustausch zwischen Polizei und Justiz, erreicht ist". Zudem muss die Regierung aufzeigen, welche Lehren aus dem Projekt gezogen wurden. Mit diesen Forderungen folgt das Parlament der Geschäftsprüfungskommission.

Datenbrücke steht nicht

Nevo / Rialto galt bei seiner Einführung 2022 als innovatives Projekt, das es so in der Schweiz noch nicht gegeben habe. Mit ihm sollten die Abläufe zwischen Polizei und Staatsanwaltschaft durchgehend digitalisiert und vereinheitlicht werden. Nach der Einführung bei der Polizei sorgten aber vor allem unzufriedene Nutzende, Verzögerungen und Mehrkosten für Schlagzeilen.
Die Software wurde zwar verbessert, die Datenbrücke zwischen Polizei und Justiz funktioniert aber immer noch nicht. Zuletzt wurden weitere 7 Millionen Franken für die Migration der Fachapplikationen auf SAP S/4Hana gesprochen.

Notbremse bei Agrar-Informationssystem

Neben Rialto kämpft der Kanton Bern auch bei seinem neuen Agrar-Informationssystem mit Problemen. Wegen ungenügender Projektfortschritte hat der Kanton die Arbeiten daran vorderhand eingestellt. Aktuell wird das Projekt überprüft. Bis im Dezember soll klar sein, wie es damit weitergeht.
Das neue Informationssystem sollte für die Kantone Bern, Freiburg und Solothurn entwickelt werden. Die Partnerkantone wurden laut einer Mitteilung der kantonalen Wirtschafts-, Energie- und Umweltdirektion über die Sistierung informiert.
Seit 1999 betreiben Bern, Solothurn und Freiburg das System Gelan. Es wird von fast 30'000 Bewirtschaftern und 500 Mitarbeitenden für eine Vielzahl von Aufgaben verwendet. Nicht zuletzt werden die Direktzahlungen an die Landwirtinnen und Landwirte darüber abgewickelt.
Mit dem Projekt sollte Gelan erneuert werden. Ende März informierte das Amt für Landwirtschaft Regierungsrat Christoph Ammann (SP), dass die Entwicklung des neuen Systems nicht wie geplant verlaufe. Die Arbeit mit dem bestehenden System sei jedoch weiterhin gewährleistet, heisst es in der Mitteilung des Kantons.

Einheitliche Lösung für alle

Aktuell gibt es in der Schweiz fünf Agrar-Informationssysteme. 2020 prüften die an Gelan beteiligten Kantone, ob sie sich mit anderen Kantonen zusammenschliessen wollen. Diese Idee wurde jedoch verworfen.
2023 starteten die Arbeiten an der neuen Informatikplattform für die Kantone Bern, Freiburg und Solothurn. Im August 2024 nahm die Konferenz der Landwirtschaftsdirektorinnen und -direktoren Abklärungen für ein einheitliches Agrarinformationssystem für alle Kantone an die Hand. Erste Resultate sollen 2025 vorliegen.
Auch die Ostschweizer Kantone arbeiten laut Mitteilung an einem neuen interkantonalen System.

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