Nach der Übernahme von VMware hat Broadcom den Verkauf von zeitlich
unbefristeten VMware-Lizenzen eingestellt. Kunden mit solchen Lizenzen können die Software zwar weiterhin nutzen, aber den Support nicht erneuern, ausser sie hatten bereits einen entsprechenden Vertrag. Der Schritt zielte darauf ab, VMware-Kunden zum Kauf von Abos und – deutlich teureren – Produktebündeln zu bewegen.
Wie 'Ars Technica' berichtet, haben sich einige Anwender dafür entschieden, VMware ohne Support zu nutzen. Diese Kunden hätten nun Unterlassungsaufforderungen von Broadcom erhalten. In einem Schreiben seien sie darüber informiert worden, dass ihr Vertrag mit VMware und damit ihr Recht auf Supportleistungen abgelaufen sei.
Keine Updates oder Patches
In dem Schreiben, das dem Tech-Magazin vorliegt, wird den Anwendern mitgeteilt, dass sie keine Updates, Fehlerbehebungen, Erweiterungen oder Patches mehr verwenden dürften. Sei ein Supportvertrag ausgelaufen, stünden diese Leistungen, mit Ausnahme von Zero-Day-Sicherheitspatches, nicht mehr zur Verfügung. Die Nutzung stelle eine Verletzung der geistigen Eigentumsrechte von VMware dar, was zu Ansprüchen auf Schadensersatz führen könne,
zitiert 'Ars Technica'.Das US-Magazin berichtet zudem von Kunden, die ein solches Schreiben erhalten hätten, obwohl sie nach Ablauf des Supportvertrags ohnehin keine Updates mehr erhalten hätten. Für zusätzliche Verwirrung sorgte das Schreiben demnach bei ehemaligen Kunden, die bereits auf andere Produkte migriert sind. Es scheint also, dass Broadcom sich bei Kunden meldet, sobald deren Wartungsverträge ausgelaufen sind – ohne zu prüfen, ob sie VMware überhaupt noch nutzen.
Beschwerde bei der EU
Diese Woche wurde zudem bekannt, dass sich der deutsche IT-Anwenderverband Voice wegen der Lizenz-Praktiken von Broadcom bei der EU-Kommission beschwert hat. Laut der Organisation missbraucht Broadcom seine dominante Marktstellung im Bereich der Virtualisierungssoftware,
berichtet die ''Wirtschaftswoche'.Mit der Bündelung von Produkten und der Umstellung hin zu einem Abomodell versuche der Konzern "exorbitante und unfaire Preiserhöhungen", so der Verband. Die Anwenderunternehmen, für die Voice die Beschwerde eingereicht hat, beklagen demnach Preiserhöhungen von mehreren hundert Prozent.
"Broadcom nutzt die Abhängigkeit seiner Kunden von den VMware-Produkten in höchst bedenklicher Weise aus", kritisiert Voice-Geschäftsführer Robin Kaufmann. Man habe den Dialog mit dem Unternehmen gesucht, aber ohne Erfolg. Der Konzern "widerspricht der Beschwerde" und beabsichtige, die Vorwürfe anzufechten, wie ein Broadcom-Sprecher gegenüber der 'Wiwo' sagt.