Der Bund prüft eine neue, vollständig digitalisierte Lösung für die landesweite Erfassung von Krebsfällen. Auf eine Weiterentwicklung der bisherigen Krebsregistrierungs-Software werde derweil verzichtet, teilt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) mit.
Das Krebsregistrierungsgesetz wurde 2016 verabschiedet und ist seit Januar 2020 in Kraft. Zur Unterstützung der Krebsregistrierung haben das BAG und in dessen Auftrag das Bundesamt für Informatik (BIT) zur landesweiten Erfassung die "IT-Architektur KRG" entwickelt. Zu dieser Lösung gehört unter anderem
die Krebsregistrierungs-Software.Daten liegen als PDF- oder Excel-Dokumente vor
Bisher wurden die dezentral registrierten Daten für eine landesweite Erfassung einmal jährlich an die Nationale Krebsregistrierungsstelle (NKRS) weitergeleitet. Die landesweite Erfassung der Krebsfälle sei derzeit für die 13 kantonalen und regionalen Krebsregister sowie das Kinderkrebsregister aber sehr aufwendig, so das BAG.
Grund dafür seien die dezentralen, nicht-standardisierten Strukturen: Die Daten von Spitälern, Praxen und Labors lägen den Krebsregistern beispielsweise als PDF- oder Excel-Dokumente vor. So müssten die Daten grösstenteils manuell nach landesweit einheitlichen Vorgaben digitalisiert werden.
"Eine nahtlose, medienbruchfreie Erfassung im Sinne einer vollständig digitalisierten Lösung, die auch Geschäftsprozesse abdeckt, ist heute aufgrund der beschriebenen Erfassungsarten nicht möglich", schreibt das BAG. Software-Lösungen müssten aber dem Once-only-Prinzip entsprechen. Damit sichergestellt werden könne, "dass alle Daten nur einmal erfasst werden müssen – und nahtlos in weitere Systeme fliessen".
Weiterentwicklung lässt sich nicht rechtfertigen
Hinzu komme, dass die Software aktuell nur durch das Kinderkrebsregister genutzt wird. Die bestehende Gesamtlösung vor diesem Hintergrund weiter zu optimieren, lasse sich wirtschaftlich nicht mehr rechtfertigen. Aus diesen Gründen habe sich der Bund entschieden, die Weiterentwicklung der "IT-Architektur KRG" einzustellen.
Um die Registrierung der Kinderkrebsfälle weiterhin zu gewährleisten, werden die Daten auf die Software Nicerstat migriert, die von den kantonalen Krebsregistern verwendet wird. So sei sichergestellt, dass weiterhin alle Krebsfälle erfasst werden.
Verlässliche Statistiken seien wichtig, um Krebserkrankungen besser zu verstehen und zu bekämpfen, heisst es weiter. Das BAG will daher zusammen mit der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) abklären, ob gemeinsam ein neues Projekt weiterverfolgt werden kann.
Kosten von 16 Millionen Franken
Die über neun Jahre vom Bund entwickelte Software hat 16 Millionen Franken gekostet. Die Kosten des gescheiterten Projekts enthalten sämtliche Konzeptions-, Entwicklungs- und Managementleistungen von 2016 bis 2024, wie das BAG auf Anfrage der Nachrichtenagentur 'Keystone-SDA' am Freitag mitteilte. Radio
'SRF' berichtete zuerst.
Update 18 Uhr: Der Artikel wurde mit dem letzten Absatz zu den Kosten ergänzt und der Lead angepasst.
(Mit Material von Keystone-sda)