Bundes-RZ Campus wird nicht ausgelastet

2. Mai 2025 um 11:48
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Rechenzentrum Campus in Frauenfeld. Foto: VBS-DDPS

In Frauenfeld nimmt die Eidgenossenschaft ein neues Rechenzentrum in Betrieb. Es wird plangemäss fertig. Wegen fehlender Gelder kann die Anlage aber nicht ausgelastet werden.

Mit Campus in Frauenfeld sollte ein neues zusätzliches Rechenzentrum zum bestehenden Standort Primus in Bern entstehen. Der Bundesrat hatte den Bau von Campus 2014 beschlossen, das als Ersatz für das BIT-eigene Rechenzentrum Titanic II vorgesehen ist. 2017 wurde das Schlüsselprojekt Migration "RZ Campus BIT 2020" gestartet, das kurz vor dem Abschluss steht.
Die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) nimmt das Migrationsende zum Anlass, die Ergebnisse des Schlüsselprojekts und den Nutzen von Campus detailliert zu prüfen. Sie kommt zum Ergebnis, dass die benötigten Services im Campus aufgebaut und damit die Voraussetzungen für die Migration von Anwendungen gegeben sind.

Klumpenrisiko am Standort Bern

Das Bundesamt für Informatik und Telekommunikation (BIT) habe der EFK zufolge ein Migrationsportfolio erstellt. Demnach seien lediglich 80 Applikationen am Standort Campus ausgerollt worden, davon 36 aus Titanic II. Die verbleibenden 201 Applikationen aus Titanic II wurden 1:1 in Primus verschoben. Damit sei Titanic II zwar geleert, Campus aber nicht ausgelastet.
Wie die EFK zur Begründung ausführt, würden zur Auslastung von Campus nun Migrationsvorhaben notwendig, die von den Leistungsbeziehenden zu finanzieren sind. Dies werde vornehmlich im Rahmen der Lebenszyklusplanung der Anwendungen erfolgen. Jedoch sei ein Lastausgleich mit dem Standort Primus kurzfristig nicht zu erreichen. Wie die Prüfer schreiben, verbleibe am Standort Primus ein grösseres Klumpenrisiko.

Moderne und veraltete Plattformen

Die EFK führt weiter aus, dass das BIT im Campus zwei Plattformen aufgebaut hat, die im ursprünglichen Migrationsprojekts nicht vorgesehen waren. Einerseits handle es sich um die Container-Plattform, basierend auf dem Produkt Red Hat Openshift. Sie stehe im Campus bisher nicht in der Kundenzone zur Verfügung, sondern nur in der Serverzone für abgesicherte Basisdienste. Der Einsatz in der Kundenzone müsse nun vom ersten Leistungsbeziehenden bezahlt werden. Bis anhin habe sich keine Stelle gefunden, die die Kosten übernehmen wollte.
Ebenfalls ausserhalb des Migrationsprojekts habe das BIT im Campus die ältere Cloud-Plattform Atlantica aufgebaut. Auch zu deren Nutzung seien Anpassungen an bestehenden Fachanwendungen notwendig, so die EFK. Atlantica im Campus könne daher nicht als Zielplattform genutzt werden, vielmehr erfolgten Migrationen vorrangig innerhalb von Primus. Eine Verschiebung an den Standort Campus sei kurzfristig nicht zu erreichen.

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