Das Liechtensteiner EPD hat ein Daten­schutz­problem

18. September 2023 um 10:09
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Landtag des Fürstentums Liechtenstein. Foto: Von Mitzscha /Unsplash

Das Patientendossier im Ländle setzt zur DDoS-Abwehr auf Cloudflare, nennt den US-Dienstleister aber in den Datenschutz­bestimmungen nicht.

In Liechtenstein heisst das hiesige Patientendossier minim anders. Beim "Gesundheitsdossier" (eGD) können sich Liechtensteinerinnen und Liechtensteiner mit ihrer E-ID einloggen und einstellen, welcher Ärztin oder welchem Spital sie Zugriff auf ihre Daten und Befunde gewähren möchten.
Da im Ländle anders als hierzulande bereits die Widerspruchslösung gilt, besitzen alle Bürgerinnen und Bürger des Landes ein Gesundheitsdossier, ausser sie haben eben Widerspruch dagegen eingelegt. Ebenfalls müssen Gesundheitsdienstleister wie Ärzte, Zahnärztinnen, Apotheker und das Landesspital seit Juli 2023 Daten in die Dossiers eintragen, ausser Patientinnen und Patienten widersprechen auch dem.

Cloudflare nicht ausgewiesen

Somit sind also wohl die meisten Gesundheitsdaten der Liechtensteinerinnen und Liechtensteiner in elektronischen Dossiers erfasst. Umso wichtiger wäre es, dass die Daten gut geschützt sind. Wie die Security-Experten der Schweizer Firma Pentagrid herausgefunden haben, gibts diesbezüglich aber ein paar Zweifel.
Beispielsweise gehören die IP-Adressen der Gesundheitsdossier-Website dem US-Dienstleister Cloudflare, heisst es in einem Blogpost von Pentagrid. Problematisch daran ist einerseits, dass in den Datenschutzbestimmungen der Website Cloudflare mit keinem Wort erwähnt wird. Andererseits ist Cloudflare dem Cloud-Act unterstellt, welcher US-Behörden den Zugriff auf gespeicherte Daten erlaubt.

"Hohe Sicherheitsstandards"

Auf Anfrage der Zeitung 'Vaterland' (Paywall) zeigt sich die Liechtensteiner Regierung "überrascht" von den Erkenntnissen Pentagrids. Eine Anpassung der Datenschutzhinweise werde "geprüft". Ausserdem lässt das Amt für Informatik festhalten, "dass die Sicherheitsstandards für die eGD-Plattform sehr hoch und die Gesundheitsdaten angemessen geschützt sind" und dass keine Schwachstellen bekannt seien, welche die Sicherheit von Patientendaten gefährden würden.

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