"Das Rebranding war keine Forderung des neuen Besitzers"

29. Mai 2024 um 11:30
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Hasan Tekin. Foto : zVg

Der Name Q-Perior ist Geschichte, neu tritt das Unternehmen als Wavestone auf. Wir haben Hasan Tekin, Leiter der Deutschschweizer Standorte, nach den Gründen gefragt.

An den Standorten von Q-Perior in Bern und Zürich sind die alten Firmenlogos abmontiert und durch neue ersetzt worden. Auch der Handelsregistereintrag ist angepasst und rund 5000 Mitarbeitende von Wavestone haben am vergangenen Freitag in Paris auf den Neuanfang angestossen: Nach dem Merger mit dem französischen Beratungsunternehmen Wavestone tritt Q-Perior jetzt unter neuem Namen auf.
Sie arbeiten seit gut 20 Jahren für Q-Perior, ein Name, der jetzt verschwindet. Wie traurig oder glücklich sind Sie darüber? Q-Perior ist selbst das Produkt einer Fusion von drei Unternehmen, deren Namen 2011 verschwanden. Damals war ich deutlich emotionaler, als ich es heute bin. Ich bin stolz auf das Erreichte. Als ich im Jahr 2004 angefangen habe, zählten wir in der Schweiz 15 Mitarbeitende, heute sind es 360.
Der Merger von Q-Perior und Wavestone ist fast ein Jahr her. Auf wessen Initiative erfolgt das Rebranding? Durch Sie oder durch den neuen Besitzer? Es war keine Forderung von Wavestone. Für uns war klar, dass sich durch den Zusammenschluss auch unser Name und unser Auftritt vereinheitlichen muss. Nur so können Teams zusammenwachsen und der Auftritt gegenüber unserer Kundschaft einheitlich werden.
Der Merger mit Wavestone ist ein knappes Jahr her. Warum erfolgt die Umbenennung erst jetzt? Ich persönlich war im Herbst 2022 das erste Mal für Gespräche in Paris; das Closing der Übernahme ging im Dezember 2023 über die Bühne. Wir haben ein halbes Jahr gebraucht, um alles Nötige vorzubereiten und zu organisieren. Unter anderem das erste gemeinsame Meeting der ganzen Firma in Paris. Über 5000 Menschen aus 17 Ländern und vier Kontinenten sind zusammengekommen.
Was kostet das Rebranding alles in allem? Es kostet weniger als man denken könnte, aber eine genaue Zahl kann ich nicht nennen.
Ist die Integration nun vollständig abgeschlossen? Sie ist abgeschlossen, aber bis Ende des Jahres 2025 bleiben unsere beiden Organisationen mit ihren Strukturen bestehen. Wir wollen die Zeit nutzen, um richtig zusammenzuwachsen und für unsere Kundinnen und Kunden da zu sein.
Das heisst, ab 2026 gibt es eine neue Geschäftsleitung? Ein gemeinsames Führungsgremium auf Gruppenebene gibt es bereits mit dem Executive Committee, in welchem wir aus Deutschland, Österreich und der Schweiz vertreten sind. In der lokalen Geschäftsführung der Schweiz wird sich bis auf Weiteres nichts ändern. So bleibt die Deutschschweiz mit den Standorten Bern und Zürich unter der bisherigen Führung mit mir als Geschäftsführer. Die Romandie mit dem Standort Genf wird weiterhin von Thierry Debleds und Frank Devillaire geführt. Und schon heute sind Führungskräfte von Q-Perior in den Gruppen-Vorstand gewechselt, so agiert beispielsweise der ehemalige Q-Perior CEO Karsten Höppner neu als Co-COO der Wavestone-Gruppe.
Bei Zusammenschlüssen ergibt sich immer Synergiepotenzial. Was bedeutet das für die Mitarbeitenden? Wird es zu Entlassungen kommen? Natürlich wurde im Rahmen des Mergers und mit dem Rebranding vor allem in den internen Bereichen HR, Marketing und Finance schon sehr viel zusammengearbeitet und Potenziale in beide Richtungen ausgeschöpft. Unser Merger ist aber ein Wachstums-Case und kein Synergie-Case, deshalb wird es nicht zu Entlassungen kommen.
Aber den Angestellten steht ein Kulturwandel bevor. Die Unternehmung ist künftig Teil einer Gruppe mit über 5500 Angestellten, womit die Ausrichtung deutlich internationaler wird. Zudem sind wir neu börsenkotiert. All das bedeutet unweigerlich einen Kulturwandel. Ich finde: einen positiven.
Was verändert die Börsenkotierung? Ich hoffe, dass sie eine Disziplinierung bei gewissen Prozessen mit sich bringt. Wer an der Börse ist, muss bestimmte Vorgaben zu einem bestimmten Zeitpunkt erbracht haben. Dieser Zeitdruck bringt Disziplin mit sich.
Sie haben bestimmt schon mit Kunden über die Veränderung gesprochen. Wie waren die Reaktionen? Die grossen, ebenfalls internationalen Kunden begrüssen sie, da wir nun auch für sie lokale Ansprechpartner in weiteren Ländern haben. Ein kleinerer Kunde fragte mich, ob er denn für uns noch wichtig sei. Meine Antwort war klar: Ja, unsere langjährigen Kunden bleiben für uns stets wichtig und der Schweizer Markt bleibt einer der attraktivsten in Europa. Die Ansprechpartner bleiben dieselben, aber unser Portfolio wächst. Statt wie bisher 20 Cybersecurity-Spezialisten haben wir nun 900. So kann ich gegenüber Kundinnen und Kunden ganz anders auftreten.
Was sind die Ziele als vereintes Unternehmen? Zum einen wollen wir ein attraktiver Arbeitgeber bleiben. Andererseits wollen wir bis Ende 2025 die Umsatzmilliarde erreichen. Heute setzen wir gemeinsam mehr als 700 Millionen Euro um. In der Schweiz soll bis zu diesem Zeitpunkt die Grenze von 100 Millionen Franken geknackt werden, heute sind es rund 85 Millionen Franken.
Was sind Ihre Pläne und Prioritäten für die Schweiz? Wo gibt es Potenzial? Priorität haben die Bereiche SAP, Cybersecurity, Sustainability und CTO-Advisory. Wachsen können wir hierzulande insbesondere dort, wo Wavestone stark ist. Zum Beispiel in den Branchen Luxusgüter und Retail. Dies natürlich ohne unseren bisherigen Fokus auf Travel undTransport, Finanzdienstleister, Industrie sowie die öffentliche Hand zu vernachlässigen.

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