Braucht es eine CBDC?

24. Juni 2021 um 13:55
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Viele Zentralbanken sind noch skeptisch bezüglich einer Central Bank Digital Currency (CBDC). Die Schweizer Bankier­vereinigung ist positiver gestimmt.

Bereits rund 80% aller Zentralbanken weltweit würden sich mit einer Central Bank Digital Currency (CBDC) beschäftigen, sagte Martin Hess, Leiter Wirtschaftspolitik bei der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg), anlässlich einer Videokonferenz. Neben den staatlichen Initiativen wie in China, gebe es auch private Projekte wie Diem, früher bekannt als Facebooks Digitalwährung Libra.
Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) schätzt, dass mindestens 56 Notenbanken und Währungsbehörden rund um den Globus an Digitalwährungs-Projekten arbeiten. "Digitales Zentralbankgeld ist ein Konzept, dessen Zeit gekommen ist", sagte BIZ-Forschungschef Hyun Song Shin kürzlich.

Neue Geschäftsmodelle möglich

Grundsätzlich sehe auch die Bankiervereinigung einen "potenziell grossen sozialen und wirtschaftlichen Mehrwert", heisst es in einer aktuellen Publikation der SBVg (PDF).
Zu diesem gehörten beispielsweise neue Geschäftsmodelle für digitale Vermögenswerte oder ein effizienterer internationaler Zahlungsverkehr, von dem unter anderem Exportunternehmen profitieren könnten.

SNB: "Für die Bevölkerung nicht nötig"

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) sei hingegen der Ansicht, "dass ein digitales Zentralbankengeld in der Schweiz zumindest für die breite Bevölkerung nicht nötig ist", erklärte Carlos Lenz, Leiter Volkswirtschaft bei der SNB an der Videokonferenz.
Während in China ein solches Projekt mit der breiten Bevölkerung konkret vorangetrieben wird, hat die Europäische Zentralbank (EZB) bislang noch nicht beschlossen, ob es einen digitalen Euro geben soll. In Kürze will sie entscheiden, ob ein entsprechendes formelles Projekt gestartet wird.

"CBDC für Geschäftsbanken könnte Potenzial haben"

Beim Thema einer CBDC für Geschäftsbanken sehe die SNB mehr Potenzial als bei digitalem Geld für jedermann oder jedes Unternehmen. Die Einführung eines solchen "Wholesale CBDC" sei aktuell jedoch nicht geplant, bekräftigte Lenz die Haltung der SNB. Man beschäftige sich aber weiterhin mit dem Thema.
Im Rahmen des Projekts "Helvetia" führte die Nationalbank gemeinsam mit SIX und dem Innovation Hub der BIZ bereits vor einem Jahr zwei Machbarkeitsstudien durch. Das Projekt wird laut den beteiligten Organisationen weitergeführt. Ziel sei es nun, herauszuarbeiten, ob die Vorteile von CBDC für den Bankenverkehr die Kosten rechtfertigen. 

Fragen der geldpolitischen Souveränität

Für die SBVg stellt sich laut Branchenverbandsvertreter Hess aber nicht die Frage, ob es jemals ein digitales Zentralbankengeld geben wird, sondern nur wann und in welcher Form es eingeführt wird. Auf eine konkrete Prognose wollte er sich aber nicht festlegen.

Derzeit gebe es noch sehr viele ungeklärte Fragen zur Ausgestaltung eines solchen Digitalgeldes. Je nach Form und Anwendungsbereich hätten CBDCs aber potenziell disruptive Auswirkungen auf das Geschäftsmodell der Banken oder gar auf die Zentralbanken selbst.
Die SBVg gab zu bedenken, dass im Falle supranationaler Digitalwährungen sowohl nationale Devisen als auch die monetäre Souveränität von Staaten in Frage gestellt werden könnten.
Es sei nicht auszuschliessen, dass die Grenzen moderner Bezahlmittel künftig zunehmend zwischen Märkten und nicht mehr zwischen Nationalstaaten verlaufen, so die Prognose des Bankenverbands.

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