

Die Distis in der zweiten Welle
4. Dezember 2020 um 10:07Wie geht es eigentlich Also, Alltron, Littlebit, Tech Data und deren Partnern nach dem explosiven Herbst? Wir haben nachgefragt.
In der ersten Welle der Pandemie hatten die Distributoren verschiedene Massnahmen zur Unterstützung ihrer Partner auf den Weg gebracht. Jene mussten sich damals unter anderem mit geschlossenen Ladengeschäften, Umsatzeinbussen, Lieferengpässen, höheren Preisen und einem Mangel an Mitarbeitern im E-Commerce rumschlagen.
Als wir im Spätsommer nachfragten, hatte sich die Lage bei den Partnern zum Teil wieder normalisiert. Die Distis gaben sich verhalten positiv. Es gebe ein vorsichtiges Aufatmen bei den Partnern, allerdings behalte man die Lage im Auge, hiess es. Mit der zweiten Welle dürften sich die Lage nun mancherorts wieder mehr angespannt haben. Wir wollten von den Distributoren wissen, wie es nun aussieht.
Tech Data antwortet bis Redaktionsschluss nicht auf unsere Anfragen. Bei Also, Alltron und Littlebit ist man offiziell nach wie vor eher guter Dinge. Sinngemäss für alle, erklärt etwa Alltrons Kommunikations-Chef Daniel Rei: "Wir beobachten die Entwicklungen laufend und nehmen die leicht sinkenden Fallzahlen mit Erleichterung zur Kenntnis."
Wie steht es um die Partner?
Die Verunsicherung im IT-Handel seit weitgehend abgeflacht, könne man von den Partnern vernehmen, erklärt Gian-Piero Furioso, Managing Director bei Littlebit Technology. Viele würden sich nun auf das Endjahresgeschäft fokussieren. "Es fällt jedoch weiterhin auf, dass Bestellungen häufiger, aber für geringere Reichweiten getätigt werden", relativiert der Schweiz-Chef des Distis.
Wenn man genauer hinschaue, zeichne sich allerdings ein differenziertes Bild: Die Nachfrage nach Produkten für Homeoffice und Gaming sei nach wie vor sehr hoch. Dies bringe eine Herausforderung für die Hersteller mit, die grosse Mengen zu produzieren und zu liefern hätten. Zugleich sei der Transport auf dem Seeweg durch die hohe Nachfrage teurer geworden.
Es sei schwierig, alle Partner über einen Kamm zu scheren, sagt auch Alltron-Sprecher Rei. "Diejenigen, die stark offline fokussiert sind, wurden durch die wieder gestrafften Bestimmungen stärker getroffen als die klassischen Onliner. Allerdings war der Einbruch beziehungsweise Aufschwung – je nach Perspektive – nicht so stark wie im Frühling."
Ausserdem hätten sich die stärkeren Restriktionen in den französischsprachigen Kantonen zum Teil auf das Geschäft ausgewirkt. Auch nach Sortiment unterscheide sich die Situation stark: "Während klassische ICT-Produkte weiterhin gut laufen, bekunden unsere Partner in den Bereichen Multimedia und Foto mehr Mühe", so Rei. Homeoffice Equipment laufe nach wie vor sehr gut.
Das bestätigt Beate Flamm, Vicepresident Communication bei Also: "Die Ausgangslage im Markt ist grundsätzlich unverändert: im Bereich Supply ist die Nachfrage nach Office-Angeboten, egal ob Druckern oder stationären Computern schwach. Dagegen sind mobile Computer und Peripherie nach wie vor gefragt."
Die Cloud-Nachfrage wird spezifischer
In einer Krise gebe es neben Verlierern auch Gewinner, erklärt Rei von Alltron. "Der reine Onliner mit einem starken Fokus auf klassische ICT-Produkte ist sicherlich einer der Gewinner. Auch Partner, die sich auf Cloud-Produkte und -Dienstleistungen konzentrieren, konnten profitieren." Bei den Cloud-Dienstleistungen ginge es mittlerweile weniger um Basisarbeit und Aufklärung, die Anfragen würden spezifischer und konkreter.
Flamm von Also will die Aufsteiger nicht Gewinner nennen, bestätigt aber den bekannten Trend: "Im Bereich Cloud sehen wir ebenfalls sehr viel Potenzial, das gilt für alle Anwendungen rund um den Modern Workplace, aber auch für Cybersecurity, IoT-Anwendungen, Virtualisierungs- und KI-Anwendungen." Dies zeige sich schon darin, dass die Cloud- aber auch die Security-Schulungen jeweils schnell belegt seien.
Wurde die Unterstützung angepasst?
Bei Alltron hat man kein spezifisches Leistungspaket in der Krise geschnürt. Rei sieht den Distributor schon im Normalbetrieb für den Krisenfall gut aufgestellt: "Wir waren der Überzeugung – und sind es noch – dass wir durch einen engen Austausch mit unseren Partnern nah am Geschehen dran sind. Das ermöglicht uns, zusammen mit dem Partner rechtzeitig und spezifisch auf Herausforderungen zu reagieren."
Man habe gesehen, dass in der Krise Standard-Angebote wie etwa anonyme Direktlieferungen vom Disti an die Kunden des Resellers in dessen Namen, der digitale Bezug von Produktdaten aber auch die Schulungsangebot der Alltron Academy stärker nachgefragt worden seien.
Also hingegen legte in der ersten Welle ein Paket auf, das den IT-Fachhandel unterstützen sollte. "Die Massnahmen umfassen einerseits konkrete finanzielle Hilfestellungen. Dazu kamen aber auch beispielsweise zahlreiche Schulungen, um den Einstieg in neue Technologien zu erleichtern", erklärt Flamm.
Die Nachfrage nach finanzieller Unterstützung sei aber derzeit nicht so hoch, vielmehr sehe man den Wunsch neue Geschäftsfelder zu entwickeln. Konkret sei ein deutlich höheres Interesse an fast allen as-a-Service-Angeboten, Logistikdienstleistungen (Product Finishing) und Projektdesigns im Bereich IT-Infrastruktur zu beobachten.
Bei Littlebit äussert man sich allgemein: Man habe die Empfehlungen des BAG schnell umsetzen können, ausser den Logistikern und Technikern seien die Mitarbeitenden im Homeoffice oder in gestaffelten Gruppen im Büro. So garantiere man die Erreichbarkeit für die Kunden und bilde die Brücke zwischen Herstellern und Handel. Mittlerweile hätten sich auch die virtuellen Meetings mit den Partnern etabliert, erklärt Schweiz-Chef Furioso.
Wie geht es weiter?
"In der Logistik optimieren wir die Prozesse laufend und mit Hochdruck – auch im Hinblick auf das Weihnachtsgeschäft. Unseren Onlineshop bauen wir laufend aus und fügen neue Funktionen hinzu, die unserem Partner den Bestellprozess weiter vereinfachen sollen", erklärt Alltron-Mann Rei. Man habe aber auch ein neues Produkt aufgegleist: Man biete den Partnern nun eine Versicherungslösung an, die sie ihren Endkunden verkaufen könnten.
Bei Also beobachtet man einen Shift: Die Partner hätten erkannt, dass das "Next Normal" gerade auch in der IT zu tiefgreifenden und bleibenden Veränderungen führen werde, sagt Flamm. Das heisst: mehr Cloud, Remote Work sowie Virtualisierung und Automatisierung. Als Technology-Provider versuche man die Partner in diesen Wachstumsfeldern zu unterstützen.
Bei Littlebit äussert man sich nicht zu Zukunftsplänen und Tendenzen, Furioso sagt aber: "Wir nutzen die Gunst der Stunde und bauen an unseren Standorten in Hünenberg und Root um."
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