Der umtriebige Genfer Service Provider Infomaniak stellt sich gerne als Schweizer David dar, der den US-Goliaths die Stirne bieten kann. Die Genfer haben schon in der Vergangenheit neu lancierte Services explizit als Schweizer Alternative zu übermächtig scheinenden US-Konkurrenten positioniert. Dies galt beispielsweise für
Videoconferencing à la Zoom, einen kostenlosen
E-Mail-Service à la Gmail oder einen File-Speicher und -Austauschservice
à la Dropbox und Co.
Infomaniak ist auch eines der
Mitglieder des Komitees SC4SS, das gegen die Pläne des Bundes, Cloud-Ressourcen bei den US-Anbietern Microsoft, Oracle, IBM und AWS sowie dem chinesischen Provider Alibaba einzukaufen, vorgehen will.
Nun lanciert Infomaniak ein IaaS-Angebot, das Schweizer Unternehmen und öffentlichen Institutionen eine Alternative zu AWS, Azure oder Google Cloud bieten soll. Es basiere auf der herstellerunabhängigen Open-Source-Technologie OpenStack und werde komplett in der Schweiz betrieben und verwaltet, so Infomaniak. Ausserdem sei es deutlich günstiger als die ausländische Konkurrenz, was Infomaniak mit einem
selbst erstellten Preisvergleich belegen will.
Allerdings sind für Kunden andere Kriterien oft wichtiger als der Preis, insbesondere die vielen Zusatzservices für Bereiche wie Analytics, Machine Learning, KI, IoT und vieles mehr, mit denen die Hyperscaler ihre Services immer weiter ausbauen. Kann Infomaniak da mithalten, auch wenn das Unternehmen für Schweizer Verhältnisse beachtliche 200 Mitarbeitende hat und 2020 26 Millionen Franken Jahresumsatz erzielte?
Auf unsere entsprechende Frage hin räumte der Kommunikationsverantwortliche Thomas Jacobsen ein, dass das Infomaniak-Angebot weniger umfassend sei, als die Angebote der Internetriesen. Aber das für Anwender wirklich wichtige, so Jacobsen, sei enthalten und die Infomaniak-Cloud sei wesentlich einfacher benutzbar als beispielsweise die sehr komplexe AWS-Cloud.
Ein Schweizer Anbieter einer KI-PLattform, das EPFL-Spinoff Deeplink, so konnte uns Jacobsen zusätzlich verraten, hat sich zudem bereits dazu entschieden, von AWS in die Infomaniak Public Cloud zu wechseln.
Ein Nachteil, den das Angebot in den Augen Kunden die eine hohe Ausfallsicherheit auch im Falle von Katastrophen benötigen, haben könnte, ist die Georedundanz. Die Infrastruktur wird zwar in 2 Rechenzentren betrieben, aber beide befinden sich in Genf. Infomaniak habe aber das Ziel, sagte Jacobsen gegenüber inside-channels.ch, innerhalb der nächsten rund 5 Jahren einen weiteren Standort in grosser Entfernung zu Genf zu eröffnen