Die jüngsten Schlangen vor den Essensausgaben etwa in Genf oder Zürich haben vor Augen geführt, dass es auch hierzulande mehr Armut gibt, als man auf den ersten Blick sieht. In der Pandemie drängt einiges zur Oberfläche. Wenn man vor allem zu Hause bleiben soll, wird auch die Verbindung in die weite Welt und die digitale Vernetzung mit anderen Menschen ein grosses Bedürfnis. Dafür braucht man eine IT-Infrastruktur im eigenen Haus.
Das hat sich auch Tobias Schär gedacht. Der 26-jährige Aargauer sammelt Laptops, peppt sie auf und verteilt sie an Bedürftige. Seit Projektstart am 1. April konnte er nach eigenen Angaben bereits fast 300 Laptops an Familien verteilen, die sie benötigen. Pro Stunde schafft es Schär rund 12 Laptops aufzusetzen.
Die bereinigten Geräte werden je nach Lizenz mit Windows 10 oder Ubuntu 20 ausgerüstet, auf denen dann einige Programme wie LibreOffice, Skype und Zoom installiert werden. Zudem werden den Laptops Anleitungen beigelegt, damit auch nicht IT-affine Menschen einen Zugang bekommen.
Der Software-Berater und Student der Wirtschaftsinformatik hat rund 400 Stunden in das ehrenamtliche Projekt gesteckt. Finanziert hat er es vorerst aus der eigenen Tasche, mittlerweile sind Spenden in der Höhe von rund 3000 Franken dazu gekommen. So hat etwa Helvetia Patria Jeunesse einen Stiftungspreis gesprochen.
Das deckt die Ausgaben aber nicht. "Der schönste Lohn sind die glücklichen Empfänger der Geräte", sagt Schär auf Anfrage von inside-it.ch. Längerfristig möchte er sich eine kleine Kompensation auszahlen. Rund 20 Franken pro Stunde würde er gerne haben, arbeitet er doch neben seinem Studium häufig noch an den Wochenenden. "Das wäre mein Traumjob", sagt Schär, der als Software-Berater deutlich mehr verdienen könnte. Nun sucht er Spender und Partner.
Schär will mit dem
Projekt "Wir lernen weiter" erklärtermassen dazu beitragen, dass Menschen immerhin rudimentäre IT-Kenntnisse erlangen, die ihnen dann auf dem Arbeitsmarkt helfen sollen. Er bekenne sich zu einer Schweiz, die auch langfristig einen bestmöglichen Kompromiss zwischen Fortschritt und Nachhaltigkeit finden müsse, so Schär.
Ebenfalls im Aargau hat der Verein Labdoo eine Niederlassung, der ein ähnliches Projekt verfolgt: Über den weltweit agierenden Verein sollen bereits fast 18'000 Geräte verteilt worden sein. Allerdings richtet sich dieser in der Regel nicht an Schweizer Familien, sondern eher an grössere Institutionen im Ausland.