Nearshoring der SBB geht an T-Systems MMS

3. März 2020 um 10:16
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Die SBB-eigene "Shoring Factory Digital Solutions" bezieht Services für rund 180 Millionen Franken von T-Systems. Wenn das nicht klappt, kommt IBM zum Zuge.

Die Entscheidung, welcher IT-Dienstleister den SBB in den kommenden 5 Jahren Unterstützung für die hauseigene "Shoring Factory Digital Solutions" liefert, ist gefallen. Das in Dresden ansässige Unternehmen T-Systems Multimedia Solutions (T-Systems MMS) hat sich als bevorzugter Nearshoring-Lieferant qualifiziert. Beim im letzten Sommer ausgeschriebenen Vorhaben, geht es laut der Ausschreibung um die "Erbringung von Applikations-Entwicklungs- und -Betriebsleistungen (inklusive Pikettdienst) für eigenentwickelte Applikationen der SBB".
Obwohl die SBB ausdrücklich nur einen Anbieter gesucht haben, nennt der Zuschlag auf Simap auch IBM Schweiz. Auf Anfrage heisst es, dass der rund 180 Millionen Franken teure Auftrag an T-Systems MMS geht. "Sollte dieser Zuschlagsempfänger die Phase LP0 (Initialisierung der Zusammenarbeit) nicht erwartungsgemäss erfüllen, behält sich die SBB den Wechsel zum Zweitplatzierten (eben IBM, A. d. Red.) vor", so Pressesprecher Reto Schärli in einem Mail an inside-it.ch.  
Vorausgesetzt wurde für den Auftrag, dass man im Nearshoring etabliert ist und "auf vorhandene Delivery Center/Strukturen und etablierte Prozesse/Services zurückgreifen" kann, wie es in der Ausschreibung hiess. Damals konkretisierten die SBB, dass geplant sei, dedizierte Leistungsaufgaben in den Bereichen Software-Eigenentwicklung und -wartung als Nearshoring-Leistung zu beziehen.

"Kein Stellenabbau"

Auf die Frage, welche Umstrukturierungen innerhalb der SBB-IT angesichts des hohen Auftragsvolumen zu erwarten sind, betont Schärli: "Es werden externe Stellen verlagert – interne Stellen werden nicht abgebaut." Das Gegenteil sei der Fall, fügt er an, das Unternehmen rekrutiere aktuell sehr aktiv. Das Shoring-Vorhaben sei eine strategische Massnahme. Die SBB-IT reagiere damit auf die Veränderungen der Digitalisierung, wolle besser skalieren und langfristig weiterwachsen können. Nötig sei das Nearshoring auch angesichts des Fachkräftemangels in der Schweizer IT-Branche.
Bei der Ausschreibung gehe es auch um IT-Aufgaben, die neu hinzukommen. Durch eine Kombination von eigenen Mitarbeitenden und einem laufend überarbeiteten Portfolio strategischer Lieferanten wolle der Bahnbetrieb die Entwicklung neuer Produkte, Funktionalitäten sowie die Wartung und den Betrieb eigenentwickelter Applikationen sicherstellen, führt das Unternehmen aus.
Angestrebt werde eine höhere Skalierbarkeit und Kosteneinsparungen bei der Erbringung von Leistungen. Das sei auch der Grund, warum die berücksichtigten Lieferanten erfahrene Nearshoring-Dienstleister sein, über vorhandene Delivery-Center-Strukturen verfügen und auf etablierte Prozesse und Services zurückgreifen können müssen.

Es geht nicht um Software-Lieferanten

Weiter bestätigt das Unternehmen, dass es sich bei den zentralen Aufgabenbereichen, die mit diesem Auftrag adressiert werden, um Web-Apps, Cloud-Anwendungen, Mobile-Apps, GIS-Anwendungen und die IBM Integrations-Plattform (ESTA INT) handelt. "Konkret liegt der technologische Schwerpunkt dabei auf dem non-SAP Lösungs-Stack". Aufträge im SAP-Umfeld haben die SBB bereits im letzten Dezember für bis zu 276 Millionen Franken vergeben. 
Dass die SBB im Oktober 2019 zwölf strategische Software-Partner zur Entwicklung von Individualsoftware inklusive Wartung, Support und Pikettleistungen bestimmt hat, tangiert laut Schärli den jetzigen Auftrag nicht. Dass man jetzt ein Unternehmen mit ausgewiesener Erfahrung und Skalierungsmöglichkeiten an einem Nearshoring-Standort gewählt habe, ergänze das schwergewichtig in der Schweiz angesiedelte Lieferantenportfolio des Zuschlags vom letzten Herbst, so Schärli.

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