Orell Füssli beteiligt sich an Procivis

18. März 2020 um 14:29
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Was will der Buchhändler und Banknotendrucker mit dem E-Gov-Startup? Procivis erklärt die Hintergründe.

Orell Füssli hat sich am E-ID- und E-Government-Lösungsanbieter Procivis beteiligt, meldet das Startup. "Es handelt sich um eine Minderheitsbeteiligung, die mit einer strategischen Partnerschaft einhergeht", erklärt ein Procivis-Sprecher auf Anfrage. Zur Höhe der Beteiligung würden keine weiteren Angaben gemacht.
Nun würden die beiden Unternehmen gemeinsam die Entwicklung "vertrauenswürdiger Technologien in den Bereichen E-Government und elektronische Identitäten vorantreiben", heisst es dazu. "Orell Füssli ist unser bevorzugter Partner für die Weiterentwicklung und Verbreitung unserer E-Government-Lösungen. Das einzigartige Know-how von Orell Füssli im Bereich der Sicherheitstechnologie und die Stellung als Vertrauenspartner der Behörden erlaubt es uns, die Ideen von Procivis voranzutreiben", lässt sich Daniel Gasteiger, CEO von Procivis, dazu zitieren.
Nun ist das einzigartige Know-how von Orell Füssli mit Sicherheitsdruck und Buchhandel als den beiden wichtigsten Standbeinen nicht offensichtlich. Wo ist der Bezug zum Procivis-Produktportfolio, das aus E-ID, E-Voting, E-KYC (Know Your Customer) oder E-Signature besteht? "Zum einen verfügt Orell Füssli als Hersteller des Schweizer Passes und anderen Ausweisdokumenten, wie dem Fahrausweis, über umfangreiche Erfahrung im Bereich Sicherheitstechnologie. Zum anderen hat Orell Füssli eine einzigartige Position als vertrauenswürdiger Partner von behördlichen Stellen", erklärt der Procivis-Sprecher.
Man sehe "Synergien und weiteres Innovationspotenzial an der Schnittstelle zwischen der Produktion von physischen Ausweisdokumenten und elektronischen Identitäten", halten die neuen Partner fest.
Zu den organisatorischen oder personellen Veränderung erklärt der Sprecher, dass die Leitung weiterhin beim Gründer und CEO Daniel Gasteiger liege. Der Verwaltungsrat von Procivis werde um zwei Vertreter von Orell Füssli erweitert. Neu ist auch die Adresse des Startups, man sei mit dem Umzug des Zürcher Technologie-Hubs "Trust Square" Ende 2019 mit umgezogen an dessen neue Adresse.
Procivis positioniert sich insbesondere im E-Government-Markt und wurde bekannt mit einer E-ID-Lösung, für welche man den Kanton Schaffhausen als Nutzer akquirieren konnte. Laut Website verfügt man über mehrere E-ID-Kernservices, entwickle aber auch eine eigene E-Voting-Lösung. Wie sieht die Timeline für das E-Voting aus? "Aktuell arbeitet Procivis an der Weiterentwicklung seiner 'eID+'-Plattform, mit der ein einfacher und sicherer Zugang zu behördlichen Dienstleistungen möglich ist. E-Voting steht derzeit nicht im Fokus", antwortet der Sprecher.

"Logischer Schritt"

Seitens der Traditionsfirma Orell Füssli erklärt deren neuer CEO die Beteiligung als "logischen Schritt, um die fast 100-jährige Erfahrung des Unternehmens mit Sicherheitslösungen für Staat und Bürger in die digitale Gesellschaft einzubringen." Das muss die Firma offenbar, denn die physischen Produkte machen zusammen mehr als 80% des Umsatzes und 86% des Betriebsgewinns aus. "Im Sicherheitsdruck besteht jedoch weiterhin das Problem wegfallender Ankerkunden wie der Schweizerischen Nationalbank", schreibt 'Finanz und Wirtschaft'. Konkret, die neuen Schweizer Banknoten sind ausgeliefert, im Ausland scheint dieses Business schwierig. Die Firma selbst geht für das Jahr 2020 von einem "anhaltend anspruchsvollen Marktumfeld" aus, wie sie vor kurzem mitteilte. Zusammen mit Procivis soll nun der Marsch in die digitale Welt gelingen.

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