Thurgau hat kein Glück mit seinen Rechenzentren. 2005 zügelte der Kanton das RZ des Amtes für Informatik (AfI) von Frauenfeld nach Weinfelden. "Es wäre nicht mehr verantwortbar gewesen, länger in Frauenfeld zu bleiben", hiess es vom AfI-Chef Andreas Fritschi damals. In der ehemaligen Textilfabrik Bollag war neben dem Informatik-Amt auch ein Fitnesscenter mit Saunalandschaft eingemietet. Fritschi sah "hohe Sicherheitsrisiken".
In Weinfelden konnte sich das AfI neuen Platz im Betriebszentrum der Thurgauer Kantonalbank sichern. Dieses war bereits als Rechenzentrum konzipiert und erfüllte alle Anforderungen an Sicherheit und Infrastruktur. Ein absoluter Glücksfall, erklärte der AfI-Chef beim Umzug 2005. Zwei Jahre später zog das Amt ebenfalls an den Standort, der auf drei Stockwerken Platz für 60 Personen bot.
Huch, wir brauchen Georedundanz
Das kostete zwar 200'000 Franken im Jahr mehr als noch in Frauenfeld, aber im Thurgau war man glücklich. Schliesslich fühlte man sich hier sicher, um alles Nötige zu hosten und die rund 4000 Arbeitsplätze der Kunden im Kanton zu bedienen. Der Vertrag war für 10 Jahre unterschrieben – mit Option auf Verlängerung. Fast pünktlich auf das Vertragsende stellte man im Thurgau fest: Man sollte eigentlich eine georedundante Infrastruktur haben, schliesslich könnte Weinfelden von einem Hochwasser oder Erdbeben heimgesucht werden.
Der Kanton liess den Thurgauer Energieversorger EKT ein neues Rechenzentrum bauen – wiederum in Frauenfeld. Die EKT
investierte rund zehn Millionen Franken, damit das AfI sowie weitere Kunden im Jahr 2018 Server direkt beim Kraftwerk Frauenfeld West in Betrieb nehmen konnten. Unumstritten war der Entscheid nicht. Kritiker warfen dem Kanton vor, zu viel für die RZ-Leistungen zu berappen.
Von Frauenfeld über Umwege nach Frauenfeld
Nun weiss man zumindest: Es war gut, sich in Frauenfeld einzumieten. Überschwemmt wurde Weinfelden zwar nicht, aber das RZ musste trotzdem geräumt werden. Denn die Thurgauer Kantonalbank will das Rechenzentrum des Kantons nicht mehr beherbergen. Die Bank macht Eigenbedarf geltend, wie aus dem letzten Geschäftsbericht des Kantons hervorgeht. Also musste man sich was Neues überlegen. Der Thurgau entschied sich, seine Partnerschaft mit EKT zu vertiefen.
Nun soll ein neuer Standort mit der EKT AG aufgetan werden. Der bestehende Dienstleistungs- und Nutzungsvertrag werde ergänzt und um die Mietkosten von 679'971 Franken erhöht, heisst es in einer Mitteilung. Auch das Amt selbst, das mittlerweile 80 Personen beschäftigt, muss Weinfelden verlassen. Es zieht nach: Frauenfeld.