Digitale Fahrtenschreiber: Freie Fahrt für Elca?

16. April 2024 um 12:00
image
Foto: Unsplash+ / Getty

Das Bundesamt für Strassen sucht eine Nachfolgelösung für das Verwaltungssystem von digitalen Fahrtschreiberkarten. Elca könnte der alte und neue Anbieter sein.

Heute wird das Verwaltungssystem von digitalen Fahrtschreiberkarten vom Bundesamt für Informatik (BIT) betrieben und von Elca gewartet. Der Westschweizer IT-Dienstleister ist ausserdem für den Support der Fachanwendung namens FKR zuständig.
Digitale Fahrtenschreiber werden vor allem zur Aufzeichnung von Lenk- und Ruhezeiten, Arbeits- und Bereitschaftszeiten von Berufschauffeuren eingesetzt. Darüber hinaus werden technische Daten wie Geschwindigkeit, Strecken oder Fahrtdauer erfasst. FKR ist seit 2012 im Betrieb und erreicht im Jahr 2027 das Ende ihres Lebenszyklus, deshalb sucht das zuständige Bundesamt für Strassen (Astra) in einer aktuellen Ausschreibung nach einem Anbieter, der sich um die technische Erneuerung sowie Wartung und Support kümmert.

Geschäftskritische Software

Im Pflichtenheft zur Ausschreibung heisst es, dass die fachlichen Prozesse weitestgehend beibehalten werden sollen. Das Astra erwartet, "dass der Anbieter die Umsetzung auf Basis vom bisherigen Produkt, welches umfassend dokumentiert ist, in grossem Masse selbständig durchführen kann". Das ist ein Steilpass für Elca, sich den Auftrag zu schnappen. Weil Elca weder an der Vorbereitung noch an der Ausgestaltung der Unterlagen beteiligt gewesen sei, sei das Unternehmen zur Angebotseinreichung zugelassen, heisst es im Dokument.
Der stabile Betrieb von FKR sei für das Astra geschäftskritisch. Jährlich würden rund 30'000 Fahrtschreiberkarten ausgestellt. 102'000 Fahrerinnen und Fahrer, 9320 Unternehmen und 350 Werkstätten zählen zu den Nutzerinnen der Software. Geplant ist eine dreijährige Projektphase von 2024 bis 2027; der Betrieb der neuen Lösung ist ab 2028 vorgesehen.

Klarer Vorteil für Elca

Ausgeschrieben ist ein vergleichsweise kleiner Grundauftrag, bei welchem es lediglich um die Erarbeitung einer Studie, einer Architekturskizze und der Analyse der Systemarchitektur geht. Die Entwicklung und Implementation der Architektur sowie die Leistungen zur Wartung, Weiterentwicklung sowie Support sind optional ausgeschrieben und müssen dem Pflichtenheft zufolge nicht ins Preisangebot einbezogen werden. Auch dies ist eher ein Vor- als ein Nachteil für Elca.
Obwohl die optionalen Aufträge nicht offeriert werden müssen, soll die im Grundauftrag gewählte Variante "entwickelt, realisiert, getestet und inklusive Datenmigration in Betrieb genommen werden", heisst es im Pflichtenheft.

Loading

Mehr zum Thema

image

Das Meldewesen in der Beherbergung wird digital

Der Bund will das Meldewesen in der Beherbergung schweizweit digitalisieren. Dazu soll die Behördenplattform Easygov ergänzt werden.

publiziert am 20.1.2025
image

Thurgau "überrascht" mit Juris-Freihänder

Der Kanton lässt seine Justizplattform für 2,9 Millionen Franken ertüchtigen und warten. Der Softwareeigentümer will die Lösung "überraschenderweise" nur bis 2027 unterstützen.

publiziert am 20.1.2025
image

Kanton Zug vergibt Managed-Printing-Auftrag an Ricoh

Ricoh Schweiz hat sich mit einer Offerte von 5 Millionen Franken gegen drei Mitbewerber durchgesetzt.

publiziert am 17.1.2025
image

"Hypi" Lenzburg investiert ins Banking-as-a-Service-Geschäft

Im letzten Jahr ist das Software-Geschäft der Bank erneut gewachsen. Die Hypothekarbank beteiligt sich für den weiteren Ausbau an einem deutschen Banking-as-a-Service-Anbieter.

publiziert am 17.1.2025