Die deutschsprachige SAP-Anwendergruppe (DSAG) trifft sich derzeit zu ihren Technologietagen in Hamburg. Für Gesprächsstoff sorgen dort die neusten Entwicklungen zum Thema Künstliche Intelligenz. Dabei fordert die DSAG, dass die technische Integration von KI-Modellen möglichst offen gestaltet und nicht von kommerziellen Vertragsmodellen abhängig gemacht wird.
"Grundsätzlich begrüssen wir diese strategische Ausrichtung von SAP – gerade vor dem Hintergrund der dynamischen Entwicklungen rund um die grossen Modelle von OpenAI, Google oder Meta. Allerdings sind für uns aus kommerzieller, fachlicher und technologischer Sicht noch einige Fragen offen", so Sebastian Westphal, Fachvorstand Technologie der DSAG.
So brauche es transparente und erprobte Abrechnungsmodelle und es müsse nachweisbar sein, dass geltende Richtlinien bei Prozessentscheidungen durch eine KI ausgeführt und dokumentiert werden. Zudem wäre es für die Anwendergruppe auch wichtig zu erfahren, wie mit den sensiblen Unternehmensinformationen umgegangen wird, die bei der Nutzung der KI-Modelle herangezogen werden.
Security-Dashboard kommt
Das Thema Sicherheit spielt im Zusammenhang mit KI ebenfalls eine wichtige Rolle. KI unterstützt nicht nur beim Einsatz diverser Funktionalitäten, sie hilft auch Angriffe schneller, effizienter und automatisierter zu erkennen und darauf zu reagieren. Dass SAP für seine Analytics Cloud ein Security-Dashboard für mittelständische Kunden parallel zu den Schnittstellen (API) plant und entsprechende Partnerlösungen bereitstellen will, wird von der DSAG sehr begrüsst.
"Damit erfüllt SAP eine langjährige Forderung und unterstützt Kunden, die nicht über eine bereits implementierte, übergreifende Monitoring-Infrastruktur verfügen", zeigte sich Sebastian Westphal zufrieden. Was allerdings noch fehle, sei eine klare Antwort zur Bereitstellung von Security-Tools des Solution Managers über das Jahr 2027 hinaus.
Was passiert nach 2027?
Das Wartungsende für einige zentrale SAP-Lösungen ist für 2027 klar definiert und damit für Organisationen immer absehbarer. Dennoch sind immer noch viele Fragen offen, wie die zukünftigen Services tatsächlich realisiert werden. "Unternehmen benötigen funktionierende Lösungen, bevor sie migrieren können", hiess es an der Pressekonferenz der Technologietage.
Gerade für das Identity-Management (IDM) brauche es eine klare Ziellösung mit möglichen Migrationsszenarien und -services. Denn das neue SAP Cloud Identity Management bietet keinen identischen Leistungsumfang und adressiert ausschliesslich SAP-Landschaften. Folglich müsse SAP Lösungen aufzeigen, wie der Service entsprechend migriert werden kann.
Nachfolger für Dokumenten-Management
Rundweg positiv bewertet wurde an den Technologietagen das Nachfolgeprodukt zum Adobe Document Service. Mit der Lösung SAP Forms Service von Adobe wird eine zuvor bemängelte Lücke geschlossen. "SAP Forms Service by Adobe ist eine Lösung im Sinne vieler Unternehmen, die sich für dieses alternative Produkt eingesetzt haben", erläuterte Sebastian Westphal.
Ein Punkt rund um das Dokumenten-Management bleibt allerdings offen. So fehlt nach wie vor ein einheitliches Harmonized Document Management über das komplette SAP-Portfolio hinweg. Nachholbedarf besteht gemäss der DSAG gerade bei den akquirierten SAP-Lösungen wie Ariba, Successfactors, aber auch neu entwickelten Produkten wie dem Cloud-Application-Lifecycle-Management (ALM).
Nachhaltigkeit im Fokus
Zu guter Letzt kam an der Pressekonferenz das Thema Nachhaltigkeit auf. "Der Energieverbrauch muss bei Cloud-Services und dem Aufbau cloudbasierter Infrastrukturen berücksichtigt werden", fordert die DSAG. Schon heute sollten Unternehmen, die Rechenzentrumsleistungen beziehen, den Strom- und Wasserverbrauch mit einbeziehen, damit "Always-on-Szenarien" und "Reserved Instances" bald Geschichte sind.
Dementsprechend fordert die Anwendergruppe, dass die Cloud-Services von SAP in Zukunft sehr viel flexibler steuerbar werden. Das gelte sowohl für den Always-on-Modus der Hyperscaler-basierten Business Technology Platform als auch für die effiziente Datenverwaltung zwischen den SAP-Cloud-Services. "Wer, wenn nicht wir, sollte diese Forderung stellen", sagte Westphal.
Auch dass Green Ledger nur gegen Aufpreis und ausschliesslich für Rise-with-SAP-Premium-Kunden bereitgestellt wird, wird von der DSAG kritisch gesehen. "Durch die einseitige Preispolitik und die Einstellung der bisherigen Produkte werden Unternehmen darin bestärkt, sich nach Alternativlösungen mit langfristigen Einsatzszenarien umzusehen", fasste Sebastian Westphal zusammen. Dies sei der falsche Ansatz, um die Nachhaltigkeit wirklich zu fördern.
Interessenbindung: Inside-it.ch ist Medienpartner der DSAG.