EU-Abgeordnete fordern globalen Gipfel zu KI

18. April 2023 um 10:25
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Foto: Sara Kurfess / Unsplash

Es braucht Leitprinzipien für die Entwicklung, die Kontrolle und den Einsatz sehr leistungsfähiger KI-Systeme, verlangen die EU-Politikerinnen und -Politiker.

EU-Abgeordnete haben in einem offenen Brief ein globales Gipfeltreffen von US-Präsident Joe Biden und EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen gefordert. Konkret sollen darin die Gefahren von Künstlicher Intelligenz behandelt werden. Ziel sei es, sich auf Leitprinzipien für die Entwicklung, die Kontrolle und den Einsatz sehr leistungsfähiger KI-Systeme zu einigen.
Erst kürzlich verlangten Expertinnen und Führungskräfte aus der IT-Branche eine sechsmonatige Pause beim Trainieren neuer, leistungsfähiger KI-Systeme. Zu den Unterzeichnern gehören etwa Elon Musk, der auch Mitgründer von OpenAI ist, Apple-Mitgründer Steve Wozniak und zahlreiche renommierte Forschende aus dem KI-Bereich. "Die derzeitigen Entwicklungen könnten ausser Kontrolle laufen", heisst es in der Forderung.
So sehen es auch die EU-Abgeordneten: Da sich KI derzeit in rasantem Tempo weiterentwickelt, brauche das Thema erhebliche politische Aufmerksamkeit. Eine Pause wollen sie aber nicht. Man teile zwar die geäusserten Bedenken der Führungskräfte aus der IT-Branche, stimme aber einigen alarmistischen Statements nicht zu.

Der Ruf nach Regulierung

Der Brief wurde von Abgeordneten der Christdemokraten, Sozialdemokraten, Liberalen, Grünen und EKR unterzeichnet. Auf EU-Ebene sind Verhandlungen über umfassende Regeln für den KI-Einsatz bereits weit fortgeschritten. Zudem ergreifen einzelne Länder eigene Massnahmen. Italien hat beispielsweise den Chatbot ChatGPT gesperrt. Mittlerweile verlangte die dortige Datenschutzstelle Massnahmen von OpenAI, die das Unternehmen bis Ende April umsetzen muss.
Die neuen Regeln der EU-Abgeordneten sollen nun sicherstellen, dass KI-Systeme sicher sind und Grundrechte eingehalten werden.
Auch hierzulande gibt es Forderungen. Laut Algorithmwatch sind Massnahmen dringend nötig. Die neuen, grossen KI-Modelle würden eine Vielzahl von Risiken bergen: "Bereits jetzt machen es die Systeme möglich, auf einfachste Art und Weise täuschend echt aussehende, irreführende, manipulative Bilder zu produzieren und gewaltige Mengen an Falschnachrichten sehr schnell und zu extrem geringen Kosten zu erzeugen", so die Organisation. Ausserdem bestünden Gefahren für die Grundrechte, nicht diskriminiert und in der Privatsphäre genügend geschützt zu werden.
Die Schweiz müsse sich jetzt entscheiden, ob sie weiter abwartet und darauf hofft, bei der EU Trittbrett fahren zu können, oder ob ihr dies zum Schutz vor den aktuellen Risiken nicht ausreicht.

Google-Chef will ebenfalls Richtlinien

Im Tech-Wettlauf bei Künstlicher Intelligenz sprach sich auch Google-Chef Sundar Pichai für rechtliche Leitplanken für die neuen Technologien aus.
"Jeder, der eine Zeit lang mit KI gearbeitet hat, kommt zu der Erkenntnis, dass es so anders und tiefgreifend ist, dass wir gesellschaftliche Regeln brauchen, um darüber nachzudenken, wie man sich daran anpasst", sagte Pichai. Man wolle keine Technologie in die Öffentlichkeit bringen, auf die die Gesellschaft nicht vorbereitet sei.
Das aktuelle KI-Wettrennen der grossen Tech-Player wurde von der Veröffentlichung von ChatGPT durch das Start-up OpenAI Ende vergangenen Jahres ausgelöst. Google arbeitete schon seit Jahren an verschiedener Software mit Künstlicher Intelligenz, zögerte aber unter Verweis auf gesellschaftliche Verantwortung immer wieder damit, sie öffentlich zugänglich zu machen. Inzwischen bringt ein Pakt zwischen OpenAI und dem Google-Rivalen Microsoft den Internet-Riesen in Zugzwang.
Mit Material von Keystone-sda

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