Fortschritte der St.Galler IT-Bildungs­offensive nicht messbar

25. Oktober 2022 um 14:20
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Foto: Samuel Svec / Unsplash

Der Kanton will rund 75 Millionen Franken in 23 verschiedene Digitalisierungsprojekte stecken. Erste sind umgesetzt, konkret erreichte Ziele und Erfolge sind aber noch schwer nachweisbar.

Die IT-Bildungsoffensive des Kantons St. Gallen (ITBO) kennt viele verschiedene Facetten: Da gibt es die Lernplattform "Aprendo" für die technische Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern, eine Startup-Förderung, ein Pilotprojekt zur Einführung von Blended-Learning-Modellen an Berufs­fach­schulen oder ein "Digital Talents Program", mit dem jungen Menschen ICT-Berufe schmackhaft gemacht werden sollen. Insgesamt kostet das auf 8 Jahre ausgelegte Programm zur Bekämpfung des IT-Fachkräftemangels den Kanton rund 75 Millionen Franken.
Dies klingt grundsätzlich nach einem guten Unterfangen. Am Donnerstag, 20. Oktober sollte an der Universität St. Gallen eine Zwischenbilanz zu der ITBO des Kantons St. Gallen gezogen werden, die nun seit bereits seit 3 Jahren läuft. Wie das 'St. Galler Tagblatt' (Paywall) in einem Bericht dazu schreibt, soll an diesem Abend aber mehr über verschiedene Innovationen gesprochen worden sein als über die Erreichung der Ziele bei der kantonalen Bildungsoffensive.

Keine messbaren Ziele

Welche Erfolge die Bildungsoffensive genau mit sich brachte, sei auch nach der Veranstaltung noch unklar gewesen, schreibt die Zeitung. Zwar seien ein paar der 23 Projekte innerhalb des Megaprojekts oberflächlich erwähnt worden, konkrete Zahlen oder andere Belege für einen Erfolg des 75-Millionen-Projekts seien aber keine genannt worden. Auf Nachfrage des 'Tagblatts' sagte Regierungsrat und Bildungsdirektor Stefan Kölliker: "Wir müssen uns erst noch damit auseinandersetzen, wie wir den Beitrag der Bildungsoffensive zur Verbesserung der jetzigen Situation im Kanton überhaupt messen können."
Das 'St.Galler Tagblatt' bemängelte auch, dass konkrete Anhaltspunkte fehlten, um nachvollziehen zu können, was mit den investierten Steuergeldern passiert und ob daraus auch wirklich ein Mehrwert für die Gesellschaft entstehen kann.

Nur Lob und kaum Kritik

In einer Podiumsdiskussion gaben sowohl Cornelia Diethelm, Expertin für Digitale Ethik, als auch Dalith Steiger, Expertin für künstliche Intelligenz, der IT-Bildungsoffensive eine gute Note: "Es ist einen 6er wert, weil im Gebiet Digitalisierung in der Bildung etwas unternommen wird", sagte Steiger.
Auch Guy Parmelin lobte die ITBO: Er sehe darin eine Chance, dem Fach­kräfte­mangel in der IT-Branche langfristig entgegenwirken zu können. Auf die Frage des 'St. Galler Tagblatts' ob der Bund an ähnlichen Projekten arbeite, sagte der Bundesrat: "Es ist noch zu früh. Wir wissen noch nicht, was mit der Bildungsoffensive erreicht werden kann." Das Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung befinde sich deshalb noch in einer "Beobachtungsphase".

Noch viel zu tun

Manche der einzelnen Projekte würden teilweise eher nach dringend benötigten Massnahmen klingen, als nach richtiger Innovation, heisst es vom 'Tagblatt'. Einzelne Beteiligte pflichten dem bei: "Es ist höchste Zeit, dass auf allen Stufen vorwärts gemacht wird. Die IT-Branche verändert sich rasend schnell", sagte KI-Expertin Steiger in der Podiumsdiskussion. Mit der Bildungsoffensive sei es deshalb noch nicht getan.
Dem stimmt dem Bericht zufolge auch Stefan Kölliker zu und fasst zusammen: "Die Offensive ist aber immerhin ein guter Anfang." Ebenfalls notwendig wäre es auch, dass sich der Kanton spezifische, messbare, attraktive, realistische und terminierte Ziele setzt, so wie dies in der gängigen Projektarbeit eigentlich immer der Fall ist. So könnte tatsächlich auch konkret über mögliche Erfolge oder Misserfolge berichtet werden.

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