Gescheiterte App kostet Raiffeisen 47 Millionen Franken

8. April 2025 um 13:38
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Foto: zVg

Die Bank stellt ihre Pläne für eine komplett neue App endgültig ein. Stattdessen will sie die bestehende E-Banking-App weiterentwickeln.

Alle Online-Angebote sollen in einer einzigen App gebündelt werden, kündigte Raiffeisen Anfang 2023 an. "Unser Ziel ist eine App für alle digitalen Raiffeisen-Dienste, optimiert für das Smartphone", sagte Geschäftsleitungs-Mitglied Roland Altwegg damals gegenüber 'Finews'. Die integrierte Portallösung sollte mittelfristig das E-Banking ablösen, so Altwegg. Die Rede war von einer "Über-App".
Nach einem Jahr Probebetrieb wurde der Start der neuen App dann im Herbst 2024 gestoppt. "Auch nach einem Jahr Testbetrieb mit Mitarbeitenden und Neukunden hat es die grösste Schweizer Retailbank nicht geschafft, dass das neue Online-System so stabil läuft, dass auch die restlichen Bankkunden darauf losgelassen werden können", konstatierte die 'Handelszeitung' (Paywall). Man müsse nun erst einmal über die Bücher, erklärte eine Raiffeisen-Sprecherin damals.
Jetzt hat die Bank das Projekt endgültig beerdigt, wie sie am 3. April in einer Mitteilung "Gruppenstrategie 2025 – Update zur Planung bei Technologie­projekten" bekannt gab. Verwaltungsrat und Geschäftsleitung seien zum Schluss gekommen, dass die Entwicklung der neuen Raiffeisen-App nicht weiterverfolgt werden soll. "Das Vorhaben lässt sich nicht innert ange­mes­se­ner Frist und mit angemessenem Investitionsaufwand realisieren", so die Mitteilung. "Die nicht weiterverwendbaren Investitionen betragen 47 Millionen Franken", heisst es knapp zu den Kosten des gescheiterten Projekts.
Raiffeisen Schweiz konzentriere sich nun darauf, die bereits bestehende E-Banking-App "entlang der Bedürfnisse ihrer Kundinnen und Kunden auf einer neuen Technologiebasis" weiterzuentwickeln. Einzelne neu entwickelte Funktionalitäten wie beispielsweise das digitale Kunden-Onboarding würden für diese genutzt.
Auch bei einem weiteren Technologieprojekt "ist der Fortschritt nicht so gross, wie Raiffeisen sich das vorgenommen hat", schreibt die Bank. Die Ergänzung des digitalen Hypothekarprozesses um die Funktionalität der Hypothekar­erhöhungen wird deshalb von Ende 2025 auf 2026 verschoben, "um die Ansprüche von Raiffeisen Schweiz an die Qualitätssicherung vor dem flächendeckenden Rollout vollumfänglich zu erfüllen".

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