Der ambitionierte Versuch eines Startups zweier ehemaliger Apple-Manager, mit einem kleinen KI-Gerät dem Smartphone Konkurrenz zu machen, ist gescheitert. Die Produktion und der Vertrieb der "AI Pins" werden eingestellt.
Für die Entwicklerfirma Humane gibt es dennoch so etwas wie ein Happy End: Das Unternehmen wird für 116 Millionen Dollar vom Computer- und Druckerhersteller HP gekauft, zumindest ein Teil der Mitarbeitenden wird übernommen.
Humane stellte das Gadget im Herbst 2023 mit dem grossen Versprechen vor, man werde damit in vielen Lebenslagen auf das Smartphone verzichten können. Dafür hatte das Gerät Kamera, Lautsprecher und einen Laser-Projektor zur Anzeige von Informationen auf der Handfläche.
Kamera als Auge der KI
Der flache "AI Pin" mit einer Kantenlänge von weniger als fünf Zentimetern wurde per Magnet an der Kleidung fixiert und auf Brusthöhe getragen. Das Gerät kam ohne Display aus, sondern wurde nur mit Sprache oder per Handgesten bedient. Der Magnet, der das Gerät hielt, war gleichzeitig die Batterie, die es mit Strom versorgte.
Die Kamera spielte dabei eine besondere Rolle – sie war als das Auge der Künstlichen Intelligenz gedacht. Damit sollte die Software zum Beispiel Objekte erkennen können. Bei der Präsentation 2023 des Gadgets demonstrierte Mitgründer Imran Chaudhri die Fähigkeiten des KI-Pins. Dazu hielt er eine Handvoll Mandeln vor die Linse und fragte, wie viel Protein sie enthalten. "15 Gramm", war die Antwort, die sich exakt auf die erfasste Menge bezog. Danach zeigte Chaudhri dem "AI Pin" ein Buch und liess es online bestellen.
Schlechte Rezensionen
Chaudhri und seine Ehefrau Bethany Bongiorno, die beide einst bei Apple arbeiteten, gaben als grosses Ziel aus, häufige Interaktionen mit Bildschirmen dank Künstlicher Intelligenz unnötig zu machen. Als das Gerät nach Verzögerungen im April 2024 zum Preis von 699 Dollar auf den Markt kam, hagelte es jedoch Kritik.
Amerikanische Tech-Journalisten stiessen auf viele Probleme mit dem Produkt und der dazugehörigen Software. Der populäre Youtuber Marques Brownlee bezeichnete den "AI Pin" als das schlechteste Produkt, das er je getestet habe.
Die Verkaufszahlen blieben niedrig, Medienberichten zufolge versuchte Humane schon kurz nach dem Release, einen Käufer für die Firma zu finden. Der angestrebte Verkaufspreis soll damals bei bis zu einer Milliarde Dollar gelegen haben. Für die Entwicklung hatte Humane demnach rund 230 Millionen Dollar bei Investoren eingesammelt.
Innovationslabor für HP
HP bekommt nun für 116 Millionen Dollar die Intellectual Properties von Humane. Dazu gehören unter anderem das Betriebssystem des Geräts mit dem Namen CosmosOS und rund 300 Patente. Auf Basis des Zukaufs solle ein neues Innovationslabor mit dem Namen HP IQ aufgebaut werden, hiess es.
Die meisten Käufer des KI-Pins werden allerdings auf ihren Ausgaben und dem Gerät sitzen bleiben. Die Pins sollen nur noch bis zum 28. Februar funktionieren, danach wird der Zugang zu den Servern getrennt. Kundinnen und Kunden, die sich nach dem 15. November einen "AI Pin" zugelegt haben, erhalten ihr Geld zurück.