Intelligente Ampeln, neue Verkehrsplanung: Das Projekt "Region Bern Nord"

31. August 2022 um 13:36
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Am Projekt sind verschiedene Berner Gemeinden beteiligt, so auch Zollikofen. Foto: Zollikofen.ch

Bern beginnt den Testbetrieb eines Systems für das Verkehrsmanagement. Kantonsoberingenieur Stefan Studer gibt uns Auskunft zur Software und der Datenspeicherung.

Zwei Kantone – Bern und Zürich – veröffentlichten Mitte August fast gleichzeitig Medienmitteilungen zu Tests von neuen Verkehrssystemen. Die Zürcher Baudirektion teilte mit, dass ein Testbetrieb eines intelligenten Steuerungsverfahrens für Lichtsignale nicht weiterverfolgt werde. Die Bau- und Verkehrsdirektion Bern gab den Start von "Verkehrsmanagement Region Bern Nord" bekannt.
Im Kanton Zürich wurde in der Region Wetzikon während 2 Jahren an 7 Lichtsignalanlagen eine neue Software eingesetzt. Der Test werde nicht weiterverfolgt, weil "aufgrund der vorliegenden Auswertung für den Kanton Zürich momentan die Priorität bei der weiteren Optimierung der bestehenden und etablierten Steuerungslogik liegt." Der Kanton verfolge weiterhin die technische Entwicklung und sei "bestrebt bei innovativen Neuerungen allenfalls weitere Testbetriebe durchzuführen". Im Nachgang unterstützte eine Mehrheit im Zürcher Kantonsrat am 28. August ein Postulat für die Einführung einer "Fussgänger- und velofreundlichen Lichtsignalsteuerung".

Besserer und sicherer Verkehrsfluss

Was in Zürich als "intelligente Ampeln" bezeichnet wird, ist auch Teil des Projektes "Verkehrsmanagement Region Bern Nord", welches am 16. August vom Berner Tiefbaudirektor Christoph Neuhaus vorgestellt wurde. Mit dem Projekt wolle das kantonale Tiefbauamt sicherstellen, dass der Verkehr auf den Strassen im Norden der Agglomeration Bern besser und sicherer fliesse. "Neben zusätzlichen Verkehrszählstellen wurden auf den Strassen nördlich von Bern insgesamt 15 neue Dosierstellen eingerichtet, weitere 15 bestehende Lichtsignalanlagen wurden für das Verkehrsmanagement aufgerüstet", so die Mitteilung.
Zu den Dosierstellen heisst es: "Diese dienen dazu, Fahrzeuge am Dorfeingang aufzuhalten, sobald der Verkehr im Zentrum ins Stocken gerät. Sie sorgen auch dafür, dass Bus und Postauto bevorzugt zirkulieren können. Der Veloverkehr ist von der Dosierung nicht betroffen." Ab Oktober gehe das System in den Test, ab März 2023 soll in der Region und Gemeinden wie Münchenbuchsee, Moosseedorf, Zollikofen und der Stadt Bern ein Vollbetrieb aufgenommen werden. Für das Projekt sind Kosten von 13 Millionen Franken vorgesehen – 7,5 Millionen kommen vom Kanton, den Rest steuern das Bundesamt für Strassen (Astra) und beteiligte Gemeinden bei.

Komplexe Schnittstellen, intelligente Steuerung

"Das Projekt ist im Kostenrahmen, der genehmigte Kredit wird aller Voraussicht nach eingehalten werden können", erklärt Stefan Studer, Kantonsoberingenieur und Amtsvorsteher, auf Nachfrage von inside-it.ch. Bei der Entwicklung des Projekts sei es aber zu Verzögerungen gekommen: "Die vielen und teils komplexen Schnittstellen des Verkehrssystemrechners zu Aussenanlagen und Subsystemen mussten teilweise noch optimiert werden. Die Umsetzung der intelligenten Steuerung war zudem umfangreicher und komplexer als angenommen, mit entsprechenden anfänglichen Fehlern und Lücken."
Das Projekt stehe unter der Leitung des kantonalen Tiefbauamts, den Verkehrssystemrechner entwickle und liefere die Firma Bergauer mit Hauptsitz in Baden-Dättwil (AG). Diese gehört zur auf Verkehrsmanagement-Systeme spezialisierten Swarco-Gruppe und hatte im Februar 2020 in einer öffentlichen Ausschreibung den Zuschlag für knapp 2,3 Millionen Franken erhalten.

Daten werden in einem Schweizer RZ gespeichert

Es werde eine andere Software als im Kanton Zürich getestet, betont Studer gegenüber inside-it.ch. "Auch beim Verkehrsmanagement Region Bern Nord handelt es sich jedoch um ein Pilotprojekt, mit dem entsprechende Erfahrungen gesammelt werden müssen und gegebenenfalls noch Optimierungen der Steuerung nötig sein werden."
In das Projekt seien Erfahrungen des Kanton Aargaus und der Stadt Bern eingeflossen, die Bau- und Verkehrsdirektion stehe mit diesen und weiteren öffentlichen Stellen in einem regelmässigen Austausch. Laut Mitteilung des Kantons werden nach dem geplanten Vollbetrieb ab März 2023 die Wirkung des Gesamtsystems und die anfallenden Daten geprüft. "Die Daten werden in einem schweizerischen Rechenzentrum gesichert. Zugriff hat nur der Systemlieferant und das Tiefbauamt Kanton Bern", erklärt Studer.

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