

Irische Datenschützer brummen Tiktok eine Strafe über 345 Millionen Euro auf
15. September 2023 um 13:13Die Datenschutzbehörde untersuchte, welche Standardeinstellungen für minderjährige Nutzerinnen und Nutzer gelten.
Der populäre Service Tiktok ist von irischen Datenschützern mit einer Strafe von 345 Millionen Euro belegt worden. Auslöser war eine Untersuchung zum Umgang mit Nutzerdaten von Minderjährigen von Ende Juli bis Ende Dezember 2020, wie die irische Datenschutzbehörde (DPC) schreibt.
Speziell ist es dabei um einige Einstellungen der Plattform sowie die Altersüberprüfung bei der Anmeldung gegangen. Ausserdem untersuchte die Behörde gewisse Transparenzverpflichtungen, konkret welche Informationen der Service Minderjährigen in Bezug auf Standardeinstellungen zur Verfügung stellte.
In Bezug auf die Altersprüfmassnahmen stellte die Behörde keine Verstösse fest. Allerdings gab es für minderjährige Benutzerinnen und Benutzer gewisse Risiken, heisst es weiter. Denn der Behörde zufolge war voreingestellt, dass Beiträge von Minderjährigen standardmässig für alle sichtbar veröffentlicht werden. Auch sei die Kommentierfunktion in diesen Profilen gemäss den Voreinstellung für alle anderen Nutzer zugänglich gewesen. Die DPC kritisierte ausserdem den Modus des "Familien-Pairings", durch den die Konten von Eltern mit denen ihrer Kinder verknüpft werden konnten. Das Unternehmen habe den Status von Eltern oder Erziehungsberechtigten nicht überprüft, wie es in der Mitteilung heisst. Dies hätte es anderen Personen ermöglichen können, Direktnachrichten für Kinder zu aktivieren – eine Funktion, die sonst eingeschränkt wäre.
Ein Sprecher von Tiktok sagte gemäss dem 'Irish Examiner': "Wir stimmen der Entscheidung respektvoll nicht zu, insbesondere der Höhe der verhängten Geldbusse". Das Unternehmen betonte auch, dass sich die Ergebnisse der Untersuchung in erster Linie auf Einstellungen beziehen würden, die vor 3 Jahren gültig gewesen seien. "Und die meisten dieser Ergebnisse sind aufgrund von Massnahmen, die wir bereits vor Beginn der Untersuchung eingeführt haben, nicht mehr relevant." Dazu gehöre, dass alle Konten von Nutzerinnen und Nutzern im Alter unter 16 Jahren standardmässig auf privat gesetzt worden seien.
Zusätzlich zur Strafe wurde Tiktok aufgefordert, die Datenverarbeitung binnen drei Monaten in Einklang mit der DSGVO zu bringen.
Rechenzentren in Irland und Norwegen
Tiktok ist im Rahmen des Projekts "Clover" gerade dabei, Daten europäischer Nutzer in ein neues Rechenzentrum in Irland zu verlagern. Ein weiteres RZ in Irland und eines in Norwegen sind im Bau. Bis Ende 2024 sollen die europäischen Nutzerdaten dorthin übertragen und standardmässig dort gespeichert werden.
So will die Tochter des chinesischen Bytedance-Konzerns Vertrauen in Europa gewinnen. Die Video-App hat einen schweren politischen Stand im Westen: So untersagten die EU-Kommission und mehrere europäische Regierungen die Nutzung der App auf Dienst-Handys ihrer Mitarbeiter. Mit "Project Clover" will TikTok garantieren, dass der Zugriff auf persönliche Daten europäischer Nutzer strikt geregelt und transparent ist.
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