Die Regierung und die Konferenz der Gerichte des Kantons St. Gallen haben das Sicherheits- und Justizdepartement damit beauftragt, eine neue Justizsoftware zu beschaffen, wie der Kanton mitteilt. Die neue Lösung soll demnach "möglichst zeitnah" die aktuell eingesetzte, stark veraltete Software Juris 4 ersetzen.
Zuschlag erst 2026
Am 17. Februar, also am kommenden Montag, soll mit der Publikation der Unterlagen auf der Beschaffungsplattform Simap bereits die entsprechende Ausschreibung starten. Danach geht es allerdings in mehreren Schritten und damit langsamer weiter, als bei anderen Ausschreibungen. Zunächst werde eine Präqualifikation durchgeführt, so der Kanton. Ende des Jahres sollen danach in mehreren Dialogrunden offene Fragen beseitigt und Unklarheiten geklärt werden. Der endgültige Zuschlag soll erst im zweiten Quartal 2026 erfolgen.
Laut dem Kanton soll die neue Lösung, die von rund 700 Kantonsmitarbeitenden benutzt werden wird, benutzerfreundlich und anwenderzentriert sein. Zu den Anforderungen gehören unter anderem die Revisionssicherheit der Unterlagen, die Nutzung digitaler Signaturen sowie eine hohe Konfigurierbarkeit und eine nahtlose Integration von Schnittstellen.
Was machen die anderen Juris-Anwender?
Juris wurde bis 2024 vom grossen, auf öffentliche Verwaltungen spezialisierten IT-Dienstleister Abraxas entwickelt und vertrieben. Diesem wurde die Weiterentwicklung aber zu aufwendig und teuer.
Ende 2024 verkaufte er seine Produktsparte für Juris überraschend an das Zürcher IT-Unternehmen Logobject. Gleichzeitig stoppte er ein Projekt zur Entwicklung einer neuen Justizlösung für den Kanton Zürich. Logobject übernahm die Fachapplikationen Juris 4 und Juris 5 inklusive der laufenden Kundenverträge.
Wie der
Logobject-CEO Roberto Rossi kürzlich bekannt gab, wird sein Unternehmen Juris 4 und 5 nur noch warten, aber nicht mehr weiterentwickeln. Stattdessen arbeitet Logobject an einer webbasierten Nachfolgelösung, genannt "MyAbi Juris". Deren Entwicklung wird aber voraussichtlich erst 2028 abgeschlossen sein.
St. Gallen im Alleingang
Juris 4 oder 5 sind auch in anderen Kantonen im Einsatz und auch diese überlegen sich wohl, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Der Kanton St. Gallen ist nun der Erste, der eine Ausschreibung für eine Nachfolgelösung startet. Wie 'sda' berichtet, hat St. Gallen auch andere Kantone dazu eingeladen. Alle Kantone, die Juris einsetzen, seien im Juli angefragt worden, beim St. Galler Projekt mitzumachen, erklärte Christof Hartmann (SVP), Vorsteher des Sicherheits- und Justizdepartements, auf Anfrage der Nachrichtenagentur. Es habe aber keine einzige positive Rückmeldung gegeben. Deshalb habe St. Gallen die Ausschreibung nun alleine gestartet.
Der Kanton Schaffhausen und der Kanton Tessin sowie das Bundesverwaltungsgericht scheinen auf die Nachfolgelösung von Logobjects zu setzen. Sie beteiligen sich laut dem Zürcher Unternehmen an einem Pilotprojekt zur schrittweisen Entwicklung von MyAbi Juris.