Für SBB Cargo sorgen rund 3200 Beschäftigte dafür, dass täglich 185'000 Tonnen Güter über das Schienennetz transportiert werden können. Auch in Sachen Informatik braucht die Tochtergesellschaft der SBB dafür umfassende Systeme. Es läuft aber nicht gut: Von einer Teilprivatisierung 2020 erhoffte sich die Konzernleitung neue Impulse. Doch im neusten Jahresbericht heisst es zum defizitären Bereich: Die Transportleistung sei auf niedrigem Niveau stagniert.
Um die Misere zu überwinden, setzt man auch auf Digitalisierung und Automatisierung. Man habe bei SBB Cargo Technologien lange vernachlässigt, erklärte SBB-Chef Vincent Ducrot in der letzten Ausgabe der hauseigenen Zeitschrift. Désirée Baer, CEO von SBB Cargo, ergänzte dort: "Mit Vereinfachen können wir noch viel bewirken: durch Automatisierung, effizientere Prozesse und Digitalisierung." Derzeit laufen diverse Projekte, so etwa zur digitalen Überwachung und zur automatischen Kupplung der Bahnwagen, was durch schnellere Abläufe die Wettbewerbsfähigkeit verbessern soll.
"Eingeschränkte Kompatibilität zwischen den Schnittstellen"
Damit das funktioniert, wird auch die IT-Infrastruktur modernisiert. Die operativen Altsysteme werden nach und nach durch Cloudlösungen ersetzt. Ihre Informatik betreibt SBB Cargo in enger Zusammenarbeit mit SBB Informatik. Nun wurde ein Strategieentscheid getroffen, der es in sich hat: Statt wie bislang auf verschiedene Anbieter zu setzen und eine Multi-Cloud-Umgebung zu nutzen, soll künftig nur noch Microsoft mit Azure zum Einsatz kommen.
Die eingeschränkte Kompatibilität zwischen den Schnittstellen habe zu Verzögerungen bei wichtigen Datentransfers geführt, wird Stefan Schillings, Information Security Officer und Cloud-Architekt bei SBB Cargo, in einer Mitteilung zitiert. "Deshalb haben wir entschieden, uns mit Microsoft Azure auf einen einzelnen Cloud-Anbieter zu konzentrieren", ergänzt er dort.
"Workloads wo immer möglich auf Microsoft Azure"
Erst im Januar 2020 hatte die SBB im Rahmen einer "Hybrid-Multi-Cloud"-Strategie Rahmenverträge über 100 Millionen Franken
neben Microsoft auch an AWS und IBM vergeben. Die Public-Cloud-Services bezieht SBB Cargo über die zentralen IT-Dienste der SBB. Fliegen die beiden anderen nun bei der Tochter raus? "SBB Cargo konsolidiert auf Basis der neuen Strategie die eigenen Workloads nun wo immer möglich auf Microsoft Azure", heisst es dazu auf Anfrage von inside-it.ch etwas vage.
Auf die Frage, ob das nicht beschaffungsrechtlich problematisch werden könne, entgegnet SBB Cargo: "Die Strategie ist im Rahmen bestehender Verträge umsetzbar". Der Gesamtkonzern SBB setze weiterhin auf eine Multi-Cloud-Strategie, eine Vertragsauflösung aufgrund des Strategiewechsels bei SBB Cargo sei nicht zu erwarten. Schliesslich gehe es um keine neue Beschaffung, sondern um die Nutzung von Azure Services im Rahmen eines bestehenden Vertrags.