KI-Boom gefährdet Klimaziele

30. Juli 2024 um 12:47
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Foto: Felipe Vieira / Unsplash

KI-Rechenzentren verbrauchen so viel Strom wie ganze Länder. Ihre Zulieferer tun dies auch.

Künstliche Intelligenz ist weltweit auf dem Vormarsch. Damit steigt auch der Stromverbrauch, denn die Technologie benötigt höchst leistungsfähige Rechenzentren. Schon heute verbrauchen KI-Anwendungen so viel Strom wie ganze Länder. Experten warnen vor den Auswirkungen auf die Umwelt.
Laut der internationalen Energieagentur (IEA) verbrauchen Rechenzentren 40% ihres Stroms für den Betrieb und ebenso viel für die Kühlung. Normale Rechenzentren können meist mit normalen, wenn auch sehr starken, Klimaanlagen gekühlt werden. KI-Anwendungen sind dagegen so leistungshungrig, dass sie oftmals zusätzlich mit Wasser gekühlt werden müssen, sagt Fabrice Coquio vom Rechenzentrumsdienst Digital Realty.

Wie viel Energie braucht KI?

Vor dem Siegeszug der Künstlichen Intelligenz waren Rechenzentren für etwa 1% des weltweiten Strombedarfs verantwortlich. Die IEA ging für das Jahr 2022 von einem Verbrauch von 460 Terawattstunden durch Rechenzentren, Kryptowährungen und KI-Anwendungen aus, was einem Anteil von 2% entsprach.
Bis 2026 könnte sich dieser Anteil nochmals verdoppeln. Dann würde KI so viel Strom verbrauchen wie Japan.
Und nicht nur die Server und Rechenzentren treiben den Energieverbrauch rund um KI in die Höhe. Auch der Energieverbrauch der Chiphersteller und ihrer Zulieferer ist hoch. Der Forscher Alex de Vries, der das Onlineportal Digiconomist betreibt, hat sich den Verbrauch von Nvidia, Weltführer für KI-Hardware, angeschaut. In seinen Berechnungen kam er auf einen Verbrauch von 85,4 bis 134,0 Terawattstunden Strom – so viel verbrauchen Argentinien oder Schweden innerhalb eines Jahres.

Wie passt das zu den Klimazielen?

Gewichtige Akteure im KI-Bereich wie Amazon, Google und Microsoft versuchen, ihren CO2-Fussabdruck zu verkleinern, indem sie grosse Mengen Strom aus erneuerbaren Energiequellen kaufen. Amazons Cloud-Anbieter AWS gibt an, der weltweit grösste Abnehmer erneuerbarer Energien zu sein.
AWS will bis 2040 klimaneutral arbeiten, Google und Microsoft wollen dieses Ziel bereits zehn Jahre früher erreichen. Der Bau neuer Rechenzentren hilft dabei allerdings nicht. Im Gegenteil: Google und Microsoft erklärten zuletzt, dass ihre Treibhausgas-Emissionen in den vergangenen Jahren weiter angestiegen seien. Google meldete eine Zunahme um 48% seit 2019, Microsoft um 30% seit 2020.
Beide Unternehmen machten den KI-Boom dafür verantwortlich. Microsoft-Präsident Brad Smith sagte der Nachrichtenagentur 'Bloomberg' im Mai, das Versprechen zur Klimaneutralität sei vor der "KI-Explosion" gemacht worden war. Heute sei das Ziel fünfmal so weit entfernt wie 2020.

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