Die US-Zeitschrift 'Sports Illustrated' hat von KI verfasste Texte mit Fake-Autoren geschmückt – ohne das zu deklarieren. Auch in der Schweiz erscheinen von KI verfasste Sportberichte.
'Sports Illustrated' ist das bekannteste Sportmagazin der USA. 1954 erstmals veröffentlicht, werden heute monatlich eine Printausgabe und täglich Online-Artikel publiziert. Die Schriftsteller Kurt Vonnegut und John Updike schrieben einst für das Magazin. Zu dessen berühmten Autorinnen und Autoren gehören jetzt auch Drew Ortiz und Sora Tanaka.
Profilseite von Drew Ortiz. Screenshot: Futurism
Ortiz schrieb online unter anderem über Volleyball als Freizeitsport, Tanaka gab der Leserschaft Fitness-Tipps. All ihre Texte wurden allerdings von KI erstellt. Das wäre vielleicht kein Problem – doch 'Sports Illustrated' deklarierte die künstliche Autorenschaft nicht. Stattdessen wurden die Artikel mit Autorenprofilen und Fotos versehen. "Drew hat einen Grossteil seines Lebens im Freien verbracht", stand unter demjenigen von Ortiz. Mit "Sora war schon immer ein Fitness-Guru" wurde die Autorin Tanaka angepriesen.
Herausgeber macht Drittanbieter verantwortlich
Drew und Sora existieren also nicht. Wie 'Futurism' enthüllte, stammen die jeweiligen Fotos aus der Datenbank des Dienstes Generated Photos. Dieses Vorgehen sei beileibe kein Einzelfall, heisst es im Bericht. Bei 'Sports Illustrated' seien weitere Texte nach demselben Muster und mit von KI generierten Autorenfotos veröffentlicht worden. Als 'Futurism' den Sports-Illustrated-Herausgeber Arena Group mit der Recherche konfrontierte, verschwanden alle Texte und Profilseiten aus dem Netz.
Foto von Sora Tanaka in der KI-Datenbank. Screenshot: Futurism
In einer Stellungnahme erklärte Arena Group: "Bei den betreffenden Artikeln handelte es sich um Produktrezensionen und es handelte sich um lizenzierte Inhalte des externen Drittunternehmens Advon Commerce. Wir entfernen den Inhalt, während unsere internen Ermittlungen andauern. Wir haben die Partnerschaft inzwischen beendet."
Eine Vertretung der Belegschaft des Magazins zeigte sich entsetzt: "Wir fordern, dass sich das Unternehmen dazu verpflichtet, grundlegende journalistische Standards einzuhalten, einschliesslich der Veröffentlichung von durch Fake-Personen geschriebenen Geschichten." Man bedauere, "mit etwas in Verbindung gebracht zu werden, das so respektlos gegenüber unseren Lesern ist", so die SI-Union gegenüber der 'New York Times'.
KI berichtet über Schweizer Promotion League
Auch in der Schweiz erscheinen von KI verfasste Sportartikel. Beim 'Blick' sind zum Beispiel Berichte über die Fussballspiele der Promotion League KI-generiert. Im Gegensatz zu 'Sports Illustrated' steht dort aber gleich am Anfang des Artikels: "Alle Zusammenfassungen wurden mithilfe Künstlicher Intelligenz erstellt."
'Blick'-Herausgeber Ringier hat im vergangenen Mai Richtlinien verfasst, die gruppenweit in 19 Ländern gelten sollen. "Die von KI-Tools erzeugten Ergebnisse sind immer kritisch zu hinterfragen und die Informationen sind mit dem eigenen Urteilsvermögen und Fachwissen zu verifizieren, zu überprüfen und zu ergänzen", heisst es dort. Und: "Grundsätzlich werden Inhalte, die mit KI-Tools erstellt wurden, gekennzeichnet." Richtlinien, die bei der Arena Group offensichtlich fehlten.