Microsoft und Google verbrennen mit KI viel Geld

11. Oktober 2023 um 12:42
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Foto: Jp Valery / Unsplash

User kosten mehr, als sie bezahlen, und Flatrate-Angebote sind ein Risiko. Aber was hat das mit einem Lamborghini zu tun?

KI-Anwendungen werden in Zukunft riesige Umsätze und wohl auch Gewinne bescheren. Das glauben die Internetriesen von Google bis Meta und fast alle Analysten. Sie haben wohl auch alle Recht.
Gegenwärtig allerdings, so ein Bericht des 'Wall Street Journal' (Paywall), verursachen die Bemühungen von Google, Microsoft und Co. sich im Bereich Künstliche Intelligenz eine dominierende Marktstellung zu schaffen, vor allem riesige Verluste für die Anbieter.
Dass das Training eines grossen KI-Systems, beispielsweise eines grossen Sprachmodells wie GPT4 oder Bard, hunderte Millionen Dollar kostet, ist bereits bekannt. Neben diesen Vorinvestitionen ist aber laut 'WSJ' auch der Betrieb eines solchen Services ein Verlustgeschäft. Laut anonymen "Personen, die die Zahlen kennen", soll beispielsweise Microsoft für den Betrieb von Github Copilot pro Monat und User im Schnitt rund 30 Dollar ausgeben.
Github-Anwenderinnen und -Anwender, die den Service sehr intensiv nutzen, sollen Microsoft sogar 80 Dollar kosten. Der Anbieter verrechnet für die Nutzung von Copilot pro User aber nur eine Flatrate von 10 Dollar im Monat zusätzlich zum normalen Github-Abonnement.
Github Copilot ist ein KI-System, das Entwicklern hilft, Code zu schreiben, zu optimieren und Fehler zu finden. Bereits mehr als 1,5 Millionen Entwicklerinnen und Entwickler Copilot haben benutzt.

Pizzas mit dem Lamborghini liefern

Generell gilt, dass ein KI-Service umso rechenintensiver ist und damit umso höhere Betriebskosten verursacht, je komplexer er ist. Und manche sind wohl eigentlich zu ausgetüftelt für die einfachen Aufgaben, für die sie oft gebraucht werden. GPT4 einzusetzen, um eine E-Mail zusammenzufassen, sei wie "einen Lamborghini zu kaufen, um eine Pizza auszuliefern", schreiben die Autoren des 'WSJ'-Artikels.
Die Anbieter reagieren unterschiedlich auf das Problem der hohen KI-Betriebskosten. Zoom beispielsweise verwendet laut 'WSJ' kleinere und einfachere Systeme für seine KI-Funktionen und kann sie deshalb auch kostenlos anbieten. Adobe rationiert die Nutzung seines Bildgenerators "Firefly". Überschreiten Kunden die zugestandene Menge, wird der Service stark verlangsamt.
Die Riesen werden wohl eher bei den bei Kunden beliebten Flatrates bleiben, scheinen ihre Kosten aber vermehrt auf diese abwälzen zu wollen. Microsoft wird für die Nutzung von KI-Funktionen in Microsoft 365 pro Monat 30 Dollar zusätzlich zum Grundabonnement verlangen. Auch Google will für den KI-Assistenten in der Workplace-Suite 30 Dollar verrechnen.

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