Vom Stift zum Country-Manager: Peter Zanoni arbeitet seit 30 Jahren für HP Schweiz. Kurz nach seiner Lehre bei Digital Equimpent Corporation wurde die Firma von Compaq übernommen, die später ihrerseits von HP akquiriert worden ist. Wir blicken im Gespräch die drei Jahrzehnte zurück, sprechen über Herausforderungen im Channel und über Aufträge der öffentlichen Hand.
Sie haben 30 Jahre beim gleichen Konzern verbracht – was haben Sie verpasst?
Genau genommen waren es ja drei oder durch die Aufsplittung in HP und HPE sogar vier Konzerne. Es war nie monoton, sondern stets abwechslungsreich. Ich habe nicht das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Für mich stimmte es jederzeit.
Also gab es nie den Moment, etwas anderes auszuprobieren?
Nein, ich habe ein blau-weisses Herz. (lacht)
Wie hat sich denn die Firma in den letzten drei Jahrzehnten verändert?
Der technologische Wandel, den HP auch vorangetrieben hat, war und ist gewaltig. Das Unternehmen hat es geschafft, sich immer wieder neu zu erfinden und ist auch nach 80 Jahren noch erfolgreich unterwegs…
Ich meinte eher die Firmenkultur.
Die hat sich nicht verändert. Die Werte, die das Unternehmen von Anfang an vertrat und die gelebt wurden, gelten auch noch heute.
Welche Werte sind das?
Ein offener, ehrlicher und transparenter Umgang miteinander. Das Zusammengehörigkeitsgefühl ist in der Firma sehr stark und ausgeprägt.
Seit rund anderthalb Jahren sind Sie Schweiz-Chef bei HP. Haben Sie darauf hingearbeitet?
Ich glaube nicht, dass Karriere so exakt planbar ist. Für mich war und ist entscheidend, dass ich meine Arbeit mit Leidenschaft und vollem Engagement verrichte. Daraus haben sich in der Vergangenheit eine Vielzahl an Chancen für mich ergeben. Das versuche ich auch an junge Mitarbeitende bei HP so weiterzugeben.
Und nun ist Ihr Vorgänger, Adrian Müller, weiterhin ihr Vorgesetzter. Insofern hat sich für Sie eigentlich gar nichts geändert.
Das stimmt. (lacht)
War es denn auch ein fliessender Übergang von der alten in die neue Rolle?
Fliessend würde ich nicht sagen. Aber da ich das Unternehmen, die Teams und die verschiedenen Business-Bereiche – ebenso wie die meisten Partner und Kunden – bestens kenne, fiel mir der Start nicht schwer. Aber klar ist auch, dass in meiner neuen Rolle viele Aufgaben hinzugekommen sind, die ich vorher nicht hatte.
Haben Sie die Business-Ziele Ihres Vorgängers übernommen oder haben Sie neue gesetzt?
In erster Linie habe ich mir persönliche Ziele gesetzt, zum Beispiel mir selbst auch in der neuen Rolle treu zu bleiben und einen intensiven Austausch mit unseren Mitarbeitenden und unserer Partner-Landschaft zu pflegen. Das ist mir, glaube ich, gut gelungen.
Die Business-Ziele sind aber schon auch spannend.
Wir haben uns zum Ziel gesetzt, unsere Position weiter zu stärken, insbesondere in unserem Kernthema Workplace. Dank der nun
abgeschlossenen Integration von Poly wollen wir dort weiterhin Akzente setzen.
Positionierung stärken und Akzente setzen… Können Sie diese Aussagen quantifizieren oder zumindest konkretisieren?
Wir möchten der bevorzugte Anbieter für den ganzen Arbeitsplatzbereich sein. Unsere Partner können alle relevanten Produkte aus einer Hand anbieten.
Also die Nummer 1?
Ja.
Und das ist noch nicht so?
(grinst) Wir haben Potenzial in verschiedenen Bereichen. Die erwähnte Poly-Übernahme hilft uns, dies jetzt anzugehen.
Bemerkenswert bei diesem "Spiel" war aber die grosse "Tordifferenz": Lenovo war bei beiden Losen jeweils rund 6 Millionen Franken günstiger.
Sie werden verstehen, dass ich die Preisgestaltung nicht öffentlich diskutiere.
Hat Sie diese grosse Differenz nicht überrascht?
Doch, schon.
Wie blicken Sie auf das abgelaufene Geschäftsjahr, ihr erstes als Länderchef?
Es war ein herausfordernder Start, aber zusammen mit unseren Partnern können wir auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurückblicken. Mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden.
Woran lag der schwierige Start?
An den Überkapazitäten aus der Pandemie-Zeit. Unsere Lager waren bis unter die Decke gefüllt, aber die Nachfrageseite stagnierte sehr kurzfristig. Diese Situation hat sich mittlerweile wieder normalisiert, obwohl gewisse Dinge nicht mehr funktionieren.
Was meinen Sie?
Wir haben die Transsibirische Eisenbahn oft als Transportmittel für unsere Waren genutzt, dieser Weg steht uns logischerweise nicht mehr zur Verfügung. Wir mussten also auf Schiffstransporte umdisponieren, was länger dauert.
Das beeinflusst die ganze Planung.
Ja, es hat sie verkompliziert. Das betrifft aber nicht nur uns, sondern alle Unternehmen, die in Asien produzieren.
Sie haben Ihre Partnerlandschaft erwähnt. Global machen Sie über 80% des Umsatzes indirekt. Ist sich das in der Schweiz in einem ähnlichen Verhältnis?
Ja.
Trotz der vielen Grosskonzerne? Diese arbeiten oft lieber direkt mit dem Hersteller.
Das ist so, wobei auch diese bei der Umsetzung dann bestimmte Leistungen über lokale Partner beziehen.
Wie verändert sich die Partnerlandschaft in der Schweiz? Stichwort Konsolidierung.
Es stehen Generationenwechsel an, Nachfolgeregelungen müssen geklärt werden und stattfinden – in welcher Form auch immer. Uns ist der stete Austausch mit den Partnern wichtig.
Ihre Partner werden also weniger und die Grossen setzen sich durch.
Nicht nur die Grösse ist entscheidend, sondern auch die Spezialisierung. Aber es ist richtig: Durch Zusammenschlüsse oder Verkäufe werden es mit der Zeit wohl weniger Partner.
Welche weiteren Herausforderungen kommen auf Ihre Partner zu?
Es kommen neue Themen auf sie zu, zum Beispiel mit Künstlicher Intelligenz. Diese wird auch im hybriden Arbeitsplatz Einzug erhalten, um Effizienz- und Produktivitätssteigerung zu ermöglichen. Partner müssen sich dieses Wissen antrainieren – sich kontinuierlich weiterbilden . Wir unterstützen und begleiten sie dabei.
Wie wichtig ist die öffentliche Hand für HP und wie ist das Verhältnis zum privaten Sektor?
Die öffentliche Hand ist für uns ein zentrales Kundensegment, aber ich möchte es nicht mit anderen vergleichen. Für uns sind alle wichtig: vom KMU bis hin zum grossen, internationalen Konzern.
Dann frage ich anders: Haben Sie in letzter Zeit bei den Ausschreibungen der öffentlichen Hand spürbare Veränderungen festgestellt, zum Beispiel in Sachen Nachhaltigkeit?
Definitiv. Zu diesem Thema werden viel mehr qualitative Fragen gestellt und zudem nach entsprechenden Zertifizierungen gefragt. Zugenommen hat auch die Gewichtung des Themas in der Bewertung der Angebote. Und noch etwas hat sich verändert.
Ja?
Das Thema Cybersicherheit. Notebooks oder Drucker sind der erste mögliche Eintrittspunkt für Cyberkriminelle. Dort sind die Anforderungen gestiegen und wir müssen es ermöglichen, ein Notebook auch dann löschen zu können, wenn es offline ist.
Das funktioniert heute?
Ja, es gibt entsprechende Technologien.
Ein Fernzünder sozusagen.
(lacht) Wenn Sie so wollen, ja.
Geben Sie uns zum Abschluss einen Ausblick aufs laufende Geschäftsjahr. Wie sind Sie unterwegs?
Wir sind sehr gut ins erste Halbjahr gestartet und sind zufrieden mit der Entwicklung bis jetzt. Fürs zweite Halbjahr sind wir ebenfalls zuversichtlich.
Was stimmt Sie optimistisch?
Bei vielen Firmen steht jetzt nach der Pandemie wieder der Ersatz von Geräten an. Treiber wird auch Windows 11 sein, weil nächstes Jahr im Herbst der Support von Windows 10 ausläuft. Und eben die steigende Bedeutung von Künstlicher Intelligenz.