Nadja Perroulaz hat 2007 die Digitalagentur Liip mitgegründet und in den vergangenen Jahren als Partnerin verschiedene Unternehmensbereiche mitgestaltet. Seit 2018 ist sie Verwaltungsratspräsident. Bei Liip fokussiert sie unter anderem auf strategische HR-Themen, die mit Selbstorganisation oder in Sachen Teilzeit und Flexibilität einen wichtigen Stellenwert innehaben.
Sie haben viel erreicht. Worauf sind Sie besonders stolz?
Als Gründerin von Liip darf ich immer wieder Arbeitsplatz-Pionierarbeit machen: Von der Vorreiterrolle innerhalb er IT-Branche in Sachen Teilzeit und Vaterschaftsurlaub bis zum Übergang des laufend wachsenden Unternehmens in eine funktionierende, echte Selbstorganisation mit Holacracy. Das macht mich durchaus etwas stolz, denn nicht nur haben wir die Menschen im Unternehmen mitnehmen können, sondern auch eine dreistellige Zahl grosser Talente neu dazugewonnen. Mit der Selbstorganisationen wollten alle internen Systeme nachgezogen werden, die Weiterbildung, das Recruiting, die Integration von Geflüchteten, die psychologische Begleitung und natürlich das vollständig transparente Lohnsystem. Fast alles davon haben wir open source gemacht, erstaunlich vieles hat sich viral innerhalb unserer Branche verbreitet. Es macht Freude zu sehen, wie die Pionierarbeit immer wieder zu spannenden Rückfragen und inspiriertem Feedback aus so vielen Firmen und HR-Abteilungen führt.
Der Award "The Pascal" zeichnet die IT-Persönlichkeit des Jahres aus. Er wird am 14. November 2024 im Rahmen des
Digital Economy Awards im Hallenstadion in Zürich vergeben. Wer einem oder einer der sechs Nominierten eine Stimme abgeben will, kann das ab sofort tun. Die Stimmen aus dem Onlinevoting zählen 50%, jene der prominenten Jury ebenfalls 50%.
Was ist Ihr Antrieb, was motiviert Sie?
Ob man es "New Work" nennt oder wie auch immer: Die heutige Arbeitswelt in ihrer Geschwindigkeit und Vielfalt lässt sich nicht mit den "Human Resources"-Rezepten von gestern gestalten. Die nötigen neuen "Betriebssysteme" für Unternehmen zu entwickeln ist eine organisatorische, technologische, kulturelle und grundlegende menschliche Herausforderung, die mich jeden Tag motiviert. Denn wenn es funktioniert, wächst nicht nur einfach das Unternehmen, sondern alle Menschen darin. Wenn dabei echte Nachhaltigkeit entsteht und Vielfalt und Inklusion gefördert werden können, so kommen wir damit auch gesellschaftlich weiter, weit über das einzelne Unternehmen hinaus. Deswegen engagiere ich mich auch als Dozentin, Verwaltungsrätin und etwa im Vorstand des Verbandes Swico.
Was kommt als Nächstes? Verraten Sie uns etwas über ein kommendes Projekt.
Die Balance-Arbeit zwischen dem, was Unternehmen brauchen und was die Menschen suchen, wird weitergehen, laufend: Fragen der globalen Mobilität, der Orientierung und der Gesundheit sowie technologische Umbrüchen wie KI werden weiter Arbeit geben. Was mehr und mehr zum Thema wird, ist das Skalieren der gemachten Fortschritte, über meine eigenen Organisationen hinaus — sprich die Entwicklung von Angeboten und Produkten. Ein grosses Thema ist dabei gerade jenes des Feedbacks. Da kommt fast sicher etwas richtig Spannendes!