Der verschlüsselte Nachrichtendienst Exclu wurde nach einer Reihe von Überfällen in ganz Europa abgeschaltet. Bei Durchsuchungen in Deutschland, den Niederlanden, Belgien und Polen verhafteten die Behörden insgesamt 48 Personen, die mit dem Krypto-Kommunikationsdienst zu tun hatten. Nach Angaben der niederländischen Polizei erfreute sich Exclu unter anderem grosser Beliebtheit bei organisierten Kriminellen und Drogenbanden.
Nun sei es dem Landeskriminalamt Reihnland-Pfalz zusammen mit niederländischen Behörden gelungen, die Daten von Exclu zu entschlüsseln, die Kommunikation zu überwachen und den Dienst schlussendlich abzuschalten, teilen die Behörden mit.
Über den Messenger konnte man Nachrichten, Fotos und Mitteilungen mit anderen Nutzern austauschen. Die Nutzung der App kostete pro Halbjahr 800 Euro, zuletzt zählte die Polizei rund 3000 Nutzende. Mithilfe von speziellen Sicherheitsvorkehrungen konnten die Kriminellen über einen sogenannten Panik-Button Chatverläufe und Dokumente schnell löschen, wenn die Polizei ein Handy beschlagnahmen wollte.
"Der Dienst Exclu wurde nun aufgelöst", schreibt die niederländische Polizei und Staatsanwaltschaft. Im Moment könne niemand mehr die Dienste benutzen.
Hinweise im Cyberbunker entdeckt
Die Untersuchungen gegen Exclu begannen bereits im
Jahr 2019: Damals hatte die deutsche Polizei den "Cyberbunker" an der Mosel durchsucht, der gezielt Kriminellen gedient haben soll. In einem 5000 Quadratmeter grossen Bunker in Dutzenden Räumen auf fünf unterirdische Stockwerke verteilt wurden 403 Server, 57 Mobiltelefone, 412 einzelne Festplatten, 61 Computer, 65 USB-Speichermedien, 16 SD-Karten und diverse CDs und Disketten gehortet. Mit diesen beschlagnahmten die Ermittler insgesamt zwei Petabyte Daten. Mit diesen Daten konnten die Behörden die Exclu-Dienste entschlüsseln und die Kommunikation überwachen.
Die Auswertung der Server hat Verfahren gegen zahlreiche weitere Personen initiiert, darunter Betreiber und Nutzer von "Exclu". Im Jahr 2020 mussten sich 4 Holländer, 3 Deutsche und ein Bulgare
vor Gericht verantworten. Als "Kopf" galt ein 60-jähriger Holländer, der den früheren Armee-Bunker erworben und diesen als "Bulletproof Hoster" geleitet haben soll.
Im April 2022 wurde schliesslich die niederländische Polizei in die Ermittlungen eingebunden – auch Schweden, Frankreich und Italien beteiligten sich.