

10?! Christoph Heidler, CIO
26. November 2021 um 14:53Der EMEA-Strategie- und -IT-Chef bei Zscaler über den Wandel der CIO-Rolle hin zum Strategieverantwortlichen und seine mangelnde Begeisterung für das Programmieren.
1. Was war Ihr erster Computer und woran erinnern Sie sich speziell dabei?Mein erster Computer dürfte ein IBM 286 ca. 1995 gewesen sein. Mein Vater stellte ihn mir auf den Tisch und sagte. "Vermutlich ist die Festplatte kaputt, hier ist eine neue und zusätzlicher Speicher. Sieh mal zu, ob du ihn wieder zum Laufen bringst." Dies alles in Zeiten, in denen man nicht googeln konnte und auch sonst kaum Freunde einen Computer hatten, ausser vielleicht einem Commodore C64. Irgendwie ist es mir dann aber doch gelungen, den IBM 286 zu neuem Leben zu erwecken und ich durfte mich mit dem Aufsetzen des MS-DOS und der damals üblichen Memory Optimierung beschäftigen. Ich glaube, ich habe damals mehr Leistungsoptimierung betrieben als wirklich nützliche Dinge umgesetzt, denn das Performance Tuning hatte es mir angetan.
2. Welchen Informatikberuf möchten Sie selbst nicht (mehr) ausüben und warum?Obwohl ich Informatik studiert habe, hat mich das Programmieren nie begeistert. Damals habe ich es gehasst, dass ein seitenlanges Programm nicht lief, nur weil ich im Code einen Doppelpunkt und kein Semikolon gesetzt hatte. Aus diesem Grund bin ich im Berufsleben auch schnell aus dem "Hands-on Doing" in die Projektleitung und später IT-Leitung gewechselt. Grundsätzlich begeistern mich die IT, Digitalisierung und IT-Security nach wie vor, wodurch es mir leicht fällt verschiedenste Berufe mit Leidenschaft und Engagement auszuüben.
3. Wohin wird sich die Stelle eines CIO in den nächsten Jahren verändern?Dieses Thema durfte ich erst neulich aufarbeiten, denn im Rahmen meiner Gastdozenten-Rolle an der Hochschule Luzern halte ich derzeit den Eröffnungsvortrag im CAS "IT Management & Agile Transformation". In diesem zeige ich auf, wie aus der ehemals rein operativen CIO-Rolle über die Jahre eine hoch-strategische Führungsrolle geworden ist. Ich belege, wie zur operativen Verantwortung zunächst die IT-Strategie, dann die Digitalisierungsstrategie und neuerdings eindeutige Businessziele gekommen sind. Es ist nicht unüblich, dass die Zielvorgaben eines CIOs nun im Bereich Umsatzsteigerung, Profitabilitätsoptimierung, Sustainability und dem Schutz digitaler Assets liegt. Die IT-Sprache rückt im Zusammenspiel mit Management und Business immer weiter in den Hintergrund, denn die Businesssprache zur Erreichung von Zielen muss gesprochen werden.
4. Was raten Sie jungen Informatiker oder Informatikerinnen, die Karriere machen wollen?Jeder muss selbst definieren, was für ihn Karriere bedeutet. Hier müssen wir weg vom der klassischen Management-Hierarchie-Denke, zu moderneren Karriereformen auch für Fachspezialisten. Nach wie vor bin ich überzeugt, dass es gut ist nach 2 bis 5 Jahren die Rolle, wenn nicht die Firma zu wechseln. Auch Auslandsaufenthalte bereichern und runden das eigene Portfolio ab. Jeder sollte für seine eigene Entwicklung selbst die Verantwortung übernehmen und muss dementsprechend Abwegen, wie viel Einsatz gebracht werden muss, um die eigenen Ziele zu erreichen. Aus meiner Sicht geht überdurchschnittlicher Erfolg einher mit Leidenschaft bei gleichzeitig herausragender Expertise und oftmals gewinnender Persönlichkeit.
5. Was konnten Sie erst als CIO über Technologie lernen und nicht vorher?Als CIO, speziell in grossen Unternehmen, hat man den Luxus, mit IT-Herstellern direkt in den Dialog treten zu können und auch im Rahmen sogenannter Executive-Briefing-Centre-Besuche Innovation und Produkt-Roadmaps direkt im Hersteller-Hauptquartier aus erster Hand nahegebracht zu bekommen. Diese Form der "Wissens-Druckbetankung" hat mir immer sehr geholfen, IT-Strategie vorausschauend zu definieren.
6. Hat die Informatik etwas abgeschafft, das Sie vermissen?Vermissen tue ich eher wenig, vielleicht die gute alte Schallplatte, aber mich umsorgt die Informationsvielfalt uns Geschwindigkeit, die die Informatik gebracht hat. Den ganzen Tag strömen unzählige Einflüsse auf uns ein und oft fühle ich mich im "Back-log", also nicht in der Lage alle Nachrichten und E-Mails zu verarbeiten. Ich würde also sagen, manchmal vermisse ich die Ruhe vergangener Zeiten, die uns die Informatik und nicht zuletzt die Smartphones genommen haben.
7. Wird es im Laufe der Karriere einfacher oder schwerer, sich für Technologie-Versprechungen zu begeistern?Definitiv schwerer. Heute zählt vorwiegend – wenn nicht ausschliesslich – die Umsetzbarkeit und der Nutzen, die reine Technik ist deutlich in den Hintergrund gerückt. Wobei durch die Cloudifizierung in den letzten 10 Jahren noch einmal ganz neue Welten eröffnet wurden und in diesem Bereich die nächsten Neuerung bereits greifbar sind, die noch einmal den Unterschied machen werden, z. B. im Bereich Edge Computing oder 5G.
8. Welche Technologie wird in den nächsten 5 Jahren Ihrer Meinung nach den grössten Einfluss haben? Und warum?Um wettbewerbsfähig zu bleiben wird Automatisierung weiterhin eine extrem grosse Rolle spielen. Speziell Technologien wie Machine Learning und Artificial Intelligence treiben die Automatisierung in neue Dimensionen. Aus meiner Sicht werden Cognitive Services sowie Augmented und Virtual Reality unser Interface zur Technik deutlich ändern. Alexa, Siri und Hey-Google sind hier richtungsweisend, doch über den PKW hinaus werden wir mit Technik in Zukunft ohne Keyboard kommunizieren.
9. Gibt es eine Technologie/einen Ansatz im Moment, die Sie für total überschätzt halten?Lieber sage ich dazu nichts, ich lag schon oft falsch, sonst hätte ich deutlich früher die richtigen Aktien gekauft (lacht).
10. Was haben Sie persönlich aus der Corona-Krise gelernt?Unglaublich viel, besonders Dankbarkeit! So vieles, was vorher selbstverständlich erschient wurde plötzlich eingeschränkt und zur Ausnahme – Reisen, Freunde treffen, Sport, ins Büro gehen. Ich habe meine Einstellung zum Homeoffice geändert und befürworte einen gesunden Mix (je nach Rolle und Verantwortung) heute deutlich mehr Zeit als früher. Auch habe ich gelernt, wie richtig meine Cloud-Strategie war. Sie hat von Tag 1 perfekt skaliert und Mitarbeitern Performanzen, uneingeschränkten Zugriff bei höchster Sicherheit gewährt.
Zur Person:
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