5G subito: Swisscom und Bundesrat setzen Druck auf

22. Februar 2018 um 12:59
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Swisscom kündigt vorgezogenen Ausbau an, Bundesrat unterstützt Änderung der Strahlenschutzverordnung.

Swisscom kündigt vorgezogenen Ausbau an, Bundesrat unterstützt Änderung der Strahlenschutzverordnung.
Swisscom will laut Aussagen seines Netzchefs das ultraschnelle Mobilfunknetz 5G bereits im laufenden Jahr aufbauen. Das Unternehmen zieht damit den ursprünglich für 2020 geplanten Start um zwei Jahre vor.
"Swisscom plant, 5G in der Schweiz bereits im vierten Quartal 2018 punktuell auszurollen", sagte Swisscom-Netzchef Heinz Herren in einem Interview mit den Zeitungen 'Tages-Anzeiger' und 'Bund'. Als erstes soll der Ausbau in den Städten starten. Aber schon 2020 wolle man eine schweizweite Abdeckung erreichen.
Damit setzt Swisscom vor allem die Politik unter Druck, spezifisch den Ständerat. Der diskutiert voraussichtlich Anfang März eine mögliche Lockerung der Strahlenschutzverordnung (NISV). Denn der schnelle Ausbau, um die Schweiz in der Fläche zu versorgen werde "durch die aktuellen Grenzwerte verhindert", sagte Herren.
Druck auf den Ständerat kommt gleichzeitig auch von anderer Seite, vom Bundesrat. Die Fernmeldekommission des Nationalrats (KVF) hat Ende Januar eine Motion eingereicht, in der der Bundesrat gefordert wird, so rasch wie möglich eine Revision der NISV in Angriff zu nehmen. Nur so könne ein "Kollaps der Mobilfunknetze" verhindert werden, durch den die Schweiz den Anschluss an die Digitalisierung verlieren würde. Der Bundesrat hat nun in seiner Antwort erklärt, dass er durchaus bereits sei, "im Hinblick auf das prognostizierte Wachstum der zu übertragenden Datenmenge und im Rahmen seines Ermessensspielraums Massnahmen im Sinne der vorliegenden Motion auszuarbeiten." Dies kommt allerdings nicht überraschend, denn der Bundesrat hatte schon 2016 eine entsprechende Motion der KFV unterstützt. Trotzdem wurde diese Ende 2016 vom Ständerat noch abgeschmettert.
Technik früher bereit als erwartet, sagt Swisscom
Zurück zu Swisscom: Ende Jahr, falls Swisscom wirklich schon dann mit dem Bau von 5G-Netzen in den grossen Städten beginnt, dürfte eine mögliche neue Strahlenschutzverordnung sowieso noch nicht in Kraft sein.
Die technischen Voraussetzungen für den Bau der Infrastruktur seien aber gegeben, deutet Herren an: Es zeichne sich ab, dass der Swisscom-Zulieferer Ericsson die nötigen Netzwerkkomponenten sowie die Software rascher liefern kann als gedacht.
Auch Smartphones mit 5G-Chips dürften laut Herren schon ab 2019 verfügbar sein. Und wohl noch im laufenden Jahr würden erste 5G-fähige andere Geräte erhältlich werden, darunter wahrscheinlich Router und USB-Sticks für Laptops.
Dass die Lizenzen für die für 5G notwendigen Funkfrequenzen in der Schweiz noch nicht vergeben wurden, ist laut Herren für Swisscom kein Hindernis. Man gehe davon aus, dass sie in der zweiten Hälfte des Jahres versteigert werden und dass Swisscom sich genügend Lizenzen sichern könne.
Unter Druck, ihre 5G-Zeitpläne zu ändern, kommen damit wohl auch die beiden Swisscom Konkurrenten Salt und Sunrise. Beide wollten bisher wie früher auch Swisscom erst 2020 loslegen. (hjm/sda)

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