Postini, T-Mobile, Gmail, Facebook, Hotmail: Grosse und grösste Anbieter verlieren Daten oder können ihre Dienstleistungen nicht verfügbar halten. Werden die grossen Systeme zu komplex?
Der E-Mail-Security-Dienstleister Postini, der seit 2007 zum Google-Imperium gehört, liess gestern während mehrere Stunden keine elektronische Post zu seinen Abertausenden von Kunden, meistens Firmen, durch. Einige Postini-Kunden erhielten auch gestern Nachmittag noch keine E-Mails: Für Firmen, die auf die elektronische Post für die Geschäftsabwicklung angewiesen sind, eine Katastrophe. So finden sich im US-Hilfe-Forum von Postini denn auch hunderte von sehr verärgerten wenn nicht gar panischen Einträgen. Ein Beispiel: we're getting immediate outbound and hit and miss on inbound...10 minutes.... 20....30..... 2 hours....grrrrrr. it's been really bad, then not so bad, then really bad again, then good, then looked fixed around 4pm Denver time, now back to the unknown....all the bosses are on the road, so email and BB's are their life line....
T-Mobile verliert Daten von Smartphone-Kunden
Ebenfalls für viel Aufregung in den USA sorgte T-Mobile. Der Mobiltelefonieanbieter hat nämlich vor wenigen Tagen die Daten von tausenden von US-Kunden, die ein "Sidekick"-Handy von T-Mobile benützen,
verloren. Zu den verlorenen Daten gehören zum Beispiel Kalendereinträge, Telefonnummern und Fotos. Schuld war der Absturz von Servern bei der Microsoft-Tochter mit dem bezeichnenden Namen Danger. Gemäss T-Mobile arbeite man daran, die Daten wiederherzustellen, doch könne dies nicht für alle Kunden garantiert werden. Kunden, die Daten verloren haben, erhalten einen Gutschein im Wert von 100 Dollar. Ob das reicht, um sie zu besänftigen?
Hotmail, Gmail, Yahoo, Bluewin...
Ebenfalls für viel Aufregung sorgten grosse E-Mail-Anbieter wie Hotmail (Microsoft), Gmail (Google) und Yahoo. Vorletzte Woche tauchten nämlich die Login-Daten von gegen
20'000 E-Mail-Kunden dieser Dienste im Internet auf.
Auch der grösste Schweizer ISP, Swisscoms Bluewin, war am Montag
von massiven Störungen betroffen, wie wir exklusiv berichteten. E-Mail und Internet-TV funktionierten wegen eines Stromausfalls während mehrer Stunden nicht.
Ebenfalls beunruhigend sind drei Kurzmeldungen der letzten Tage. Ein kleiner Fehler in einem Skript hat am Montag alle schwedische Webseiten
für eine Stunde unerreichbar gemacht. Auch Web-2.0-Superstar Facebook scheint seine Infrastruktur nicht mehr im Griff zu haben. So haben gegen 150'000 Facebook-User seit dem 3. Oktober keinen Zugang mehr zu ihren Profilen und können nicht mehr über Facebook kommunizieren.
Für alle, die als Geschäftsleute oder Privatpersonen auf Internet-Strukturen und Dienste zwingend angewiesen sind, stellt sich nun die bange Frage, ob wir in diesen Tagen nur mit einer zufälligen Häufung von Ausfällen und Datenverlusten konfrontiert sind. Oder sind die Systeme der grossen Anbieter so komplex und die Datenmengen so gross geworden, dass sie nicht mehr beherrschbar sind? (Christoph Hugenschmidt)