Alpiq löst sich beinahe auf

26. März 2018 um 09:34
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Der Energiekonzern verkauft weite Teile seines Geschäfts, inklusive der Gebäudetechniksparte InTec, nach Frankreich.

Der Energiekonzern verkauft weite Teile des Geschäfts, inklusive der Gebäudetechniksparte InTec, nach Frankreich.
Der Energiekonzern Alpiq verkauft sein Industriegeschäft an die französische Bouygues Construction mit Sitz in Guyancourt. Für 850 Millionen Franken sollen die grössten Unternehmensteile, die Engineering-Services für die Industrie mit der Gebäudetechniksparte InTec und der Kraftanlagen-Gruppe den Besitzer wechseln. Betroffen sind laut einer Mitteilung 7650 Mitarbeiter – von denen 4000 plus 420 Lehrlinge derzeit in der Schweiz beschäftigt werden. 3200 Mitarbeiter und 50 Lehrlinge sind im Ausland beschäftigt, teilt Alpiq auf Anfrage mit. Ende 2017 zählten die Engineering-Services des Unternehmens noch insgesamt 8800 Vollzeitstellen. Allein InTec Alpiq beschäftigte 2016 noch 4900 Mitarbeiter und 480 Lehrlinge an 90 Schweizer Standorten.
Wenn alles nach Plan verläuft und die Wettbewerbsbehörden in der EU und der Schweiz zustimmen, soll der Deal noch im zweiten Halbjahr dieses Jahres abgeschlossen sein. Dann werde der Energieversorger noch 1500 Vollzeitstellen umfassen. Sie verteilen sich auf die Bereiche "Digital & Commerce" mit dem internationalen Energiehandel, dem Kundengeschäft mit strukturierten Produkten plus dem Kundengeschäft mit digitalen Lösungen; auf den Sektor "internationale thermische Stromproduktion", der Sparte "neue erneuerbare Energien" und der "Generation Switzerland" für die hiesige Stromproduktion.
InTec ist in der Branche unter anderem als Cisco-Gold-Partner bekannt. Vor gut einem Jahr hatte InTec beispielsweise als erster Schweizer Anbieter des neuen Switches "Cisco Catalyst Digital Building" von sich Reden gemacht.
Gründe für den Verkauf
Für die Aufspaltung der beiden Bereiche nennt Alpiq zwei Hauptgründe. Einerseits könne man sich im freien Markt derzeit nicht mit den finanziellen Mitteln versorgen, die erlauben würden, das Engineering-Services-Geschäft weiterzuentwickeln, heisst es. Andererseits stärke man sich mit dem Verkauf im Kerngeschäft. Als Kerngeschäft werden neben der Stromproduktion in der Schweiz, der Energiehandel und internationale Aktivitäten mit einem diversifizierten Kraftwerkspark genannt sowie das Geschäft mit erneuerbaren Energien. Ausserdem wolle man das Kerngeschäft weiter digitalisieren, um effizienter zu werden und mit Smart Solutions sollen auch ausserhalb der Schweiz weitere Kunden gewonnen werden.
Vom französischen Käufer erhofft man sich hingegen, dass er den Mitarbeitern der betroffenen Service-Bereiche neue Perspektiven eröffnet. Bouygues Construction ist nach eigenen Angaben in 80 Ländern aktiv, entwirft, baut und betreibt Bau-, Infrastruktur- und Industrieprojekte und hat 2017 mit 47'350 Mitarbeitern einen Umsatz von umgerechnet knapp 14 Milliarden Franken erwirtschaftet.
Tiefe Preise belasten Bilanz
Mit der Mitteilung zum Verkauf hat Alpiq auch eine Vorschau auf das Jahresergebnis 2017 gegeben. Es präsentiert sich wenig zuversichtlich. So legte der Umsatz zwar um 18 Prozent auf 7,2 Milliarden Franken zu, doch büsste der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Stufe Ebidta) 23,8 Prozent ein. Währungseffekte, tiefe Grosshandelspreise und ausserplanmässige Stillstände des Kernkraftwerks Leibstadt sollen den Rückgang von 395 Millionen Franken im Vorjahr auf diesmal noch 301 Millionen Franken verursacht haben. Am Ende muss Alpiq einen Verlust von 33 Millionen Franken ausweisen, obwohl der Gewinn 2016 noch 115 Millionen Franken betrug. Werden alle Sondereinflüsse mit eingerechnet, schrumpfte das Reinergebnis sogar um 84 Millionen Franken, wie den Kennzahlen der Alpiq Gruppe zum Jahr 2017 zu entnehmen ist.
Damit soll das Tal aber noch nicht erreicht sein: "Alpiq erwartet 2018 ein operatives Ergebnis unter Vorjahr", schreibt die Konzernzentrale weiter. Denn nach wie vor seien Grosshandelspreise tief und setzen die Schweizer Stromproduktion unter Druck. Die negativen Ergebnisse der Schweizer Produktion und der stark verzerrte Wettbewerb ist laut dem Energieversorger mit ein Grund, warum keine Dividende ausgeschüttet werden soll. Zu entscheiden habe darüber aber die am 16. Mai 2018 anstehende Generalversammlung. Dort muss zudem Ersatz für gleich drei abtretende Verwaltungsräte gewählt werden. (vri)

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