Also "im Basislager"

18. Februar 2008 um 14:42
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Also ist nun der drittgrösste Distributor in Europa. Marktanteilsgewinne in Deutschland und der Schweiz. Verlustquellen in Norwegen und Schweden gestopft?

Also ist nun der drittgrösste Distributor in Europa. Marktanteilsgewinne in Deutschland und der Schweiz. Verlustquellen in Norwegen und Schweden gestopft?
Der Also-Konzern ist mit einem Umsatz von knapp über fünf Milliarden Franken nun der drittgrösste IT-Distributor in Europa, wie die heute morgen in Zürich präsentierten Zahlen zeigten. Ohne die Verluste der im Sommer 2006 übernommenen GNT-Gruppe hätte Also sogar einen Rekordgewinn eingefahren. "Wir sind zwar noch nicht auf dem Mt. Everest angelangt, aber wir haben ein Basislager errichtet," leitete Also-Chef Thomas Weissmann seine Präsentation heute morgen doch recht blumig ein. Gemeint ist, dass Also hofft, den letztes Jahr noch durch die Verluste von GNT beeinträchtigen Reingewinn von 14,8 Millionen Franken im laufenden Jahr auf etwa 30 Millionen steigern zu können.
Hervorragend in Deutschland und der Schweiz
Vielleicht nicht auf dem Mt. Everest aber ungefähr auf dem Jungfraujoch ist die Also-Gruppe in den Stammlanden Schweiz und Deutschland angelangt. In der Schweiz konnte der Umsatz auf 1,094 Milliarden Franken gesteigert werden, wobei die Emmener offenbar vom Verkauf des Konkurrenten Actebis an Tech Data profitierten, denn der Umsatz im Kerngeschäft mit PCs, Servern und Druckern stieg ebenso um neun Prozent wie derjenige in den definierten Wachstumsfeldern (Dienstleistungen, High-End, UE, Supplies).
In Deutschland konnte Also offensichtlich ein weiteres Mal von den Problemen der Konkurrenz profitieren und steigerte den Umsatz um etwa einen Fünftel auf gut 1,6 Milliarden Franken. Zusammen hätten Also Schweiz und Deutschland einen Konzerngewinn nach Steuern von 28 Millionen Franken erzielt. Auch die Umsatzmarge auf EBIT-Stufe lässt sich mit 1,5 Prozent im internationalen Vergleich sehen, zumal gleichzeitig Marktanteile gewonnen wurden, diese aber offenbar nicht primär mit tiefen Preisen "erkauft" wurden.
GNT: Rote Zahlen nur in Norwegen und Schweden
Eine wesentlich höhere Betriebsmarge hätte die GNT-Gruppe. In Finnland, Polen und dem Baltikum setzte GNT letzes Jahr 1,5 Milliarden Franken um und erzielte dabei eine EBIT-Marge von vergleichsweise sensationellen 2,4 Prozent. Doch die letztes Jahr noch grossen Verluste in Schweden und Norwegen machten das schöne Bild wieder zunichte.
Also hat relativ rasch und hart reagiert. Mit Marc Schnyder von Also Schweiz und Michael Dressen von Also Deutschland wurden vor einem Jahr externe Manager eingesetzt. Diese reduzierten an beiden Standorten die Zahl der vertretenen Hersteller und bauten Stellen ab. Zudem "also-isierten" sie die beiden defizitären Niederlassungen, die GNT selbst erst kurz vor dem Verkauf an Also übernommen hatte, indem die Einfaufs-, Lager- und Debitoren-Prozesse verbessert wurden. Seit September sind in Schweden und Norwegen nun wieder "eigene" GeschäftsleiterInnen an Bord. Auch der Verkauf der beiden - ursprünglich aus der CHS/Karma-Welt stammenden - Operationen scheint kein Thema mehr zu sein.
Wann kauft Also GNT ganz? Und was ist mit der europäischen Disti-Landschaft?
Also besitzt erst 50,1 Prozent an der GNT-Gruppe. Der Rest der Aktien kann entweder 2008 oder 2010 erworben werden, wobei der Preis teilweise vom Gewinn von GNT abhängt. Es dürfte wohl nicht übertrieben spekulativ sein, wenn man davon ausgeht, dass Also die noch schlechte Ertragslage von GNT dazu ausnützt, die fehlenden 49,9 Prozent der Anteile dieses Jahr zu kaufen.
Interessanter ist die Frage, wie sich die europäische Distributionslandschaft generell entwickeln wird. Der skandinavische Distributor Scribona - ein GNT-Konkurrent - steht zum Verkauf. Offen ist ebenfalls die Zukunft der Actebis-Gruppe. Der Besitzer, die "Heuschrecke" (Private Equity) Arques, will Actebis schon im Mai an die Börse bringen. Gelingt dies nicht, so könnte Arques, die übrigens auch tiscon (ehemals COS Distribution Deutschland) besitzt, versucht oder gezwungen sein, Actebis Stück für Stück wieder zu verkaufen.
Anders als vor eineinhalb Jahren angekündigt, wird Also allerdings vorderhand bei der anstehenden Neugruppierung der europäischen IT-Distribution keine zusätzliche Rolle mehr spielen können. Von dem im Juli 2006 genannten mittelfristigen Ziel von acht bis zehn Milliarden Franken Umsatz in Europa war heute auf jeden Fall sowenig die Rede wie von einer angepeilten Kapitalerhöhung. (Christoph Hugenschmidt)
(Interessenbindung: Also ist als 'Goldpartner' ein wichtiger Werbekunde unseres Verlags.)

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