AMD geisselt sich selbst

14. Dezember 2007 um 12:40
  • international
  • amd
image

"Alles unsere eigene Schuld!" - "Wir werden's nicht wieder tun!"

"Alles unsere eigene Schuld!" - "Wir werden's nicht wieder tun!"
Das Management von AMD hat sich anlässlich eines Analystentreffens zum Jahresende wahre Ascheberge auf das eigene Haupt geschüttet, wie verschiedene Wirtschaftmedien berichten. Fehler wurden unter anderem bei der Einschätzung des Wertes des im letzten Jahr übernommenen Grafikchipherstellers ATI zugegeben. Der überhöhte Kaufpreis, den AMD zahlte, führt zu hohen Abschreibungen in der Bilanz. Eine Rückkehr zu schwarzen Zahlen unter dem Strich erwartet AMD deshalb nicht vor Ende des letzten Jahres.
Auch bei der Produkteentwicklung gab es Probleme. AMD fiel technologisch weiter hinter den grossen Konkurrenten Intel zurück und verlor teilweise bis zu 50 Prozent Marktanteil. Und die unter dem Codenamen "Barcelona" entwickelten Vierklern-CPUs, welche den Rückstand wieder wettmachen sollen, erwiesen sich zumindest vorerst als Rohrkrepierer. Barcelona konnte erst im September mit einiger Verspätung auf den ursprünglichen Zeitplan lanciert werden, läuft bisher langsamer, als erwartet, und zu allem Überfluss kam auch die Massenproduktion aufgrund eines Designfehlers noch nicht in Gang.
CEO Hector Ruiz meinte zu Barcelona zerknirscht: "Wir haben es verhauen, und wir fühlen uns gedemütigt. Aber wir haben daraus gelernt und wir werden es nicht wieder tun."
Barcelona war aber nur das enttäuschende Ende eines schwierigen Jahres für AMD. Finanzchef Bob Rivet erklärte, den Titel eines bekannten Italo-Western zitierend, dass AMD ein Jahr mit "guten, schlechten und hässlichen" Seiten hinter sich habe. Das finanzielle Ungemach begann im letzten Quartal 2006, in dem ein Reinverlust von 574 Millionen Dollar und ein operativer Verlust von 527 Millionen Dollar verbucht wurden. Danach folgten in diesem Jahr bisher operative Quartalsverluste von 504 Millionen, 457 Millionen und 226 Millionen Dollar. Auch im letzten Quartal dürfte aufgrund der Barcelona-Troubles der Verlust wieder massiv werden. Zu den "hässlichen" Aspekten des Jahres zählte Finanzmann Rivet, dass auch der Cash-Flow negativ war, und zwar durchs Band in allen Geschäftseinheiten.
Für das kommende Jahr üben sich die AMD-Verantwortlichen aber wieder in Zuversicht und versprechen ein "phänomenales Jahr der Transition". Arbeit haben sie genug, um AMD wieder auf Kurs zu bringen. Schwarze Zahlen, wenigstens auf der operativen Ebene, werden daher erst für das dritte Quartal prognostiziert. (hjm)

Loading

Mehr zum Thema

image

IT-Prominenz fordert Denkpause für KI-Entwicklung

Das KI-Wettrüsten spitzt sich immer mehr zu. In einem offenen Brief fordern Experten aus der Tech-Industrie Regulierungen, bevor es zu spät ist.

publiziert am 29.3.2023
image

Rackspace streicht Stellen

In "unsicheren Zeiten" müsse die Kostenstruktur angepasst werden, erklärt Rackspace. Der auch in der Schweiz präsente Cloud-Provider entlässt 4% der Belegschaft weltweit.

publiziert am 29.3.2023
image

USA verbieten sich teilweise den Einsatz von Spyware

Präsident Joe Biden hat seiner Regierung den Einsatz von "kommerzieller Spyware" verboten. Mit diesem Wortlaut lassen sich die USA eine Hintertür offen.

publiziert am 28.3.2023
image

Disney killt seine Metaverse-Sparte

Nur ein Jahr nach der Gründung wird die Abteilung wieder geschlossen. Mindestens 50 Mitarbeitende verlieren Ihre Stelle beim Unterhaltungsriesen.

publiziert am 28.3.2023