

B-Source-Debakel: Werner Hoppler übernimmt das Ruder
4. Mai 2007 um 13:17Der Tessiner Softwarehersteller B-Source bestätigt den Abbruch der Entwicklung der eigenen Kernbankenlösung "Terraferma". Verkaufspläne gibt es keine. Ehemaliger IBM-Global-Services-Chef Werner Hoppler wird CEO.
Der Tessiner Softwarehersteller B-Source bestätigt den Abbruch der Entwicklung der eigenen Kernbankenlösung "Terraferma". Verkaufspläne gibt es keine. Ehemaliger IBM-Global-Services-Chef Werner Hoppler wird CEO.
Der Tessiner Banken-Outsourcer und Softwarehersteller B-Source hat heute (endlich) gegenüber inside-it.ch zum gestern aufgedeckten Stopp des Projekts "Terraferma" Stellung genommen. Sprecherin Chiara Ciceri bestätigte erstmals, dass die Entwicklung der neuen Kernbankenlösung Terraferma gestoppt worden ist. Sie sagt zwar, dass dies bereits vergangenes Jahr bekannt gegeben worden ist, doch damit ist nur gemeint, dass im März dieses Jahres die Banca del Gottardo mitgeteilt hat, dass im Oktober 2006 auf die Einführung von Terraferma verzichtet wurde.
B-Source sagt, "in Zukunft" soll die neue Kernbankenlösung "vollständig auf die Integration von Drittprodukten basieren." Auf die Frage, ob B-Source eine Zusammenarbeit mit Avaloq anstrebe, sagt die Sprecherin: "Dazu sei gesagt, dass die Evaluierung von Alternativen für das zukünftige Kernbankensystem noch nicht abgeschlossen ist." Insider glauben hingegen, dass Avaloq zum Zug kommen wird. Dass die Banca del Gottardo Avaloq einführen wird, wollte die Sprecherin nicht bestätigen: "Wir nehmen zu den Projekten unserer Kunden grundsätzlich nicht Stellung." Die Bank, die 37 Prozent an B-Source besitzt, sagt dazu auch nichts.
Konkrete Gründe für den Stopp der Entwicklung von Terraferma nannte B-Source nicht. Doch es ist davon auszugehen, dass die Verantwortlichen gemerkt haben, dass es sich nicht lohnt, eine neue Kernbankenlösung von Grund auf neu zu bauen. Vor allem auch angesichts der starken Konkurrenz durch unabhängige Anbieter wie Avaloq, Finnova, Temenos und andere. B-Source wolle sich heute ausschliesslich auf Back-Office und IT-Services für Banken in der Schweiz und im Ausland konzentrieren, sagt die Sprecherin.
Abschreiber in unbekannter Höhe
Noch ist nicht bekannt, wie viel Geld in das Projekt, das nun gescheitert ist, gesteckt wurde. Ciceri sagt, B-Source habe "stets eine vernünftige Buchhaltungspolitik verfolgt." Die Ausgaben in Bezug auf das Projekt Terraferma seien im Geschäftsjahr 2006 verbucht worden. Die Zahlen für 2006 wurden noch nicht veröffentlicht. Dies soll laut Ciceri "bald" geschehen. Vergangenes Jahr hatte B-Source die Jahreszahlen schon Anfang April veröffentlicht.
B-Source sagt, es habe unter den zirka 500 Beschäftigten keinen Stellanabbau im Zusammenhang mit dem Projektstopp gegeben. Wohl seien einige Stellen weggefallen, doch das seien vor allem natürliche Fluktuationen gewesen. Im Gegenteil: "B-Source wird Arbeitskräfte brauchen, um allen mit der Integration, Installation und Migration von Drittprodukten verbundenen Projekten nachgehen zu können", so die Sprecherin.
Heute gab B-Source zudem bekannt, dass der ehemalige Chef von IBM Global Services Schweiz, Werner Hoppler (Bild), Rajiv Pradhan als CEO ersetzt. Der 61-jährige Hoppler wurde 2006 frühpensioniert, nachdem er zuvor fünf Jahre lang Chef von IBM Global Services in der Schweiz gewesen war. Er gründete zudem den Unternehmensberater "Werner Hoppler Management- & IT-Consulting" mit Sitz in Zollikon. Der bisherige B-Source-CEO Pradhan soll "nach erfolgreichem Abschluss der ersten Phase der Integration von B-Source innerhalb der BSI-Gruppe neue Funktionen übernehmen." BSI, also die Banca della Svizzera Italiana, hält die restlichen 63 Prozent von B-Source.
Der Chefwechsel hat laut Ciceri nichts mit dem Projektstopp von Terraferma zu tun. Es fällt schwer, dies zu glauben. Denn Pradhan hatte im Mai 2005 das Ruder von Eros Fregonas (heute Chef von Swisscom IT Services) übernommen, um das Unternehmen unter dem neuen Namen B-Source (früher Boss Lab) als grossen Bankensoftware-Hersteller zu positionieren. Terraferma (deutsch: Festland) war sein grosses Projekt, das nun in den Wellen der Selbstüberschätzung unterging. Gemäss inside-it.ch-Informationen könnte es noch zu grösseren Veränderungen beim Management kommen. Ciceri: "Es ist momentan noch zu früh, um diese Frage zu beantworten."
Insider berichten, dass Fregonas ziemlich verärgert vor zwei Jahren Boss Lab verliess. Es wird nun spekuliert, dass Fregonas über Swisscom IT Services (SCIS) den Angriff auf B-Source plant. Der Tessiner Banken-Dienstleister wäre ohne Frage eine gute Ergänzung für SCIS. B-Source-Sprecherin Ciceri sagt allerdings, es bestünden keine Verkaufspläne. (Maurizio Minetti)
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