Die Bedeutung der Digitalisierung hat für Schweizer KMU stark zugenommen. Doch investieren vor allem erfolgreiche Unternehmen, während kleine, unprofitable Betriebe den Anschluss verlieren.
Während vergangenes Jahr die Schweizer
KMU die Digitalisierung noch unterschätzten, zeigt eine aktuelle Umfrage von EY, dass die Unternehmen die Bedeutung der Digitalisierung nun deutlich höher einschätzen. Das Beratungsunternehmen EY hat hierzu 700 Schweizer Firmen mit 30 bis 2000 Mitarbeitenden befragt. Mehr als die Hälfte der Unternehmen setzt demnach auf digitale Technologien und 60 Prozent messen diesen eine mittlere bis grosse Bedeutung zu. Vor einem Jahr lag dieser Anteil noch bei 45 Prozent.
Es öffnet sich eine Schere
Über zwei Drittel der Befragten sehen keine grundsätzlichen Hindernisse, um in digitale Technologien zu investieren. Jedoch gaben mit 15 Prozent der Umfrageteilnehmer doppelt so viele wie im letzten Jahr an, es fehle das Geld. Weniger als zehn Prozent sehen jeweils fehlenden Know-how oder den Mangel an qualifiziertem Personal als Hindernis.
Es seien insbesondere die Unternehmen mit einem Umsatz von über 100 Millionen Franken, bei denen die Digitalisierung eine sehr grosse Bedeutung hätte. Bei Betrieben mit unter 30 Millionen Franken Umsatz gab dies nur jeder Vierte an. "Es droht der Schweizer Wirtschaft eine digitale Zweiklassengesellschaft", sagt Martin Ceccon, EY Digital Strategy Leader Schweiz. "Wer zu lange an einem veralteten Geschäftsmodell festhält, wird zu den Verlierern gehören." Auch Betriebe mit 100 Mitarbeitenden könnten ihre Lieferketten optimieren oder Produkte individualisieren.
Kein Röstigraben erkennbar
Während sich in Deutschland regionale Unterschiede abzeichnen, sei in der Schweiz bei der Digitalisierung von KMU kein Röstigraben erkennbar. Die Umfrage zeige, dass der Digitalisierung von Genf bis Romanshorn beinahe der gleiche Stellenwert zugemessen wird. Auch zeige die Befragung, dass Unternehmen in der ganzen Schweiz, digitalen Technologien eine höhere Bedeutung zusagen als noch vor einem Jahr.
Im klassischen verarbeitenden Gewerbe gehe die Digitalisierung jedoch noch langsam voran. Viele Betriebe hätten ausserdem vor allem gesteigerte Effizienz und verbesserte Abläufe im Visier und würden verkennen, dass "die Digitalisierung das Potenzial hat, Geschäftsmodelle grundlegend zu verändern und neue Dienstleistungen entstehen zu lassen", ergänzt Marcel Stalder, CEO EY Schweiz. Der Unternehmensberater ruft in diesem Kontext zu Kooperationen auf. Unternehmen müssen ein digitales Ökosystem mit Partnern aufbauen, heisst es weiter. (kjo)