

Bei Kudelski sind vorübergehend fast 500 Stellen weggefallen
20. August 2020 um 09:52Der Schweizer Verschlüsselungsspezialist rutscht tiefer in die roten Zahlen. Durch die Covid-19-Massnahmen konnte Kudelski Personalkosten sparen.
Kudelski ist im ersten Halbjahr während der Coronapandemie unter die Räder gekommen. Der Umsatz brach ein. Das Unternehmen sackte noch tiefer in die roten Zahlen.
Der Umsatz sank um 20% auf 320,1 Millionen Dollar. Der Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) schmolz auf 4,9 Millionen Dollar zusammen. Dies nach 15,5 Millionen Dollar im Vorjahressemester.
Unter dem Strich erlitt Kudelski einen Reinverlust von 27,1 Millionen Dollar. Damit wurde das Defizit gegenüber dem Vorjahr noch ausgeweitet, als ein Reinverlust von 20,4 Millionen Dollar angefallen war.
Geringere Personalkosten durch Covid-19-Massnahmen
Um Gegensteuer zu geben, wurden beim Verschlüsselungs- und Zugangsspezialisten Personalkosten eingespart. Massnahmen zur Teilarbeitslosigkeit in mehreren Ländern hätten es der Gruppe ermöglicht, die Personalkosten zu senken. Ende Juni 2020 sei der Personalbestand der Gruppe um 489 FTEs (Vollzeitäquivalente) niedriger gewesen als Ende Dezember 2019, was einem Rückgang um 14% entspricht, heisst es in einer Mitteilung. Davon seien 102 FTEs auf die Schweiz und 179 auf Österreich entfallen. Das sei eine vorübergehende Reduktion. Es handle sich nicht um einen Stellenabbau, betonte Konzernchef Kudelski im Gespräch mit der Nachrichtenagentur 'AWP'.
Mit dem Ergebnis hat Kudelski die Markterwartungen weit verfehlt. Analysten hatten gemäss der Nachrichtenagentur 'AWP' im Schnitt mit einem Umsatz von 384,3 Millionen und einem Reingewinn von knapp 1 Million Dollar gerechnet.
Einschränkungen wegen Corona und verschobene Projekte
Bei der grössten Sparte Digital TV, die Verschlüsselungskarten für Satelliten- oder Kabelsender produziert, hat Kudelski einen Umsatzrückgang von 19% auf 154,7 Millionen Dollar hinnehmen müssen. Die Satelliten- und Kabelanbieter hätten bei ihren Ausgaben auf die Bremse getreten, hiess es. Der operative Gewinn der Sparte sank um 3 Millionen auf 36,9 Millionen Dollar.
Bei Skidata, das Zugangssysteme für Parkhäuser oder Skilifte herstellt, tauchte der Umsatz wegen der Coronakrise um 24% auf 121,6 Millionen Dollar. Die Sparte fuhr einen operativen Verlust von 4,5 Millionen Dollar ein, nachdem vor einem Jahr ein Gewinn von 4,7 Millionen erzielt worden war.
Bei Cybersicherheit sank der Umsatz um 13% auf 63,2 Millionen Dollar. Der operative Verlust vergrösserte sich um 0,8 Millionen auf 11,5 Millionen Dollar. Während der Coronakrise hätten die Mitarbeitenden wegen der Einschränkungen weniger mit ihren Kunden persönlich in Kontakt treten können, was vor allem in Amerika auf die Verkäufe gedrückt habe, schrieb Kudelski.
Die kleinste Sparte Internet der Dinge (IoT) machte 1 Million Dollar Umsatz und konnte den operativen Verlust um 2,6 Millionen auf 8,9 Millionen Dollar verringern.
Verbesserungen im zweiten Semester erwartet
Den Ausblick strich Kudelski zusammen. Neu erwartet das Unternehmen im Gesamtjahr noch ein EBITDA von 45 bis 55 Millionen Dollar. Bislang hatte die Firma 70 bis 90 Millionen angepeilt.
Kudelski erwartet für das zweite Semester im Bereich Cybersecurity einen höheren Umsatz als in der ersten Jahreshälfte. Das operative Ergebnis sollte sich substantiell verbessern. IoT sollte ebenfalls mehr Einnahmen erzielen und den Verlust reduzieren, hofft das Unternehmen.
Auch bei Digital TV wird ein höherer Umsatz erwartet, da Kunden Projekte, die fürs erste Halbjahr geplant gewesen seien, in die zweite Jahreshälfte verschoben hätten. Da die Kosten nicht signifikant steigen sollten, dürfte Digital TV auch einen höheren Gewinn einfahren als im ersten Halbjahr, so Kudelski. Und auch die Sparte Skidata sollte sich von den negativen Corona-Auswirkungen erholen. Der Umsatz dürfte steigen und das Betriebsergebnis verbessern.
Die Rentabilität werde allerdings das für 2020 mit der Restrukturierung angepeilte Ziel nicht erreichen.Ergänzung 21. August 9.00 Uhr: Abschnitt zur Personalkostenreduktion wurde ausgebaut. Kudelski betont, dass es sich nicht um einen Stellenabbau handle. Entsprechend wurden Titel, Lead und Zwischentitel angepasst.
Loading
Stabiles Geschäftsjahr für Salt
Der drittgrösste Schweizer Telco steigerte den Umsatz, verlor aber beim Reingewinn. Im Sommer übernimmt ein neuer Chef.
Infomaniak setzte letztes Jahr 36,5 Millionen Franken um
Der Genfer Provider wächst weiter, allerdings deutlich langsamer als im Vorjahr. Zugpferd ist das Geschäft in der Deutschschweiz.
Avaya darf sich refinanzieren
Ein Gericht hat den Refinanzierungsplan genehmigt. Er soll das Unternehmen wieder auf eine stabile finanzielle Basis bringen.
IT-Berufe, die verschwinden
Wie steht es um Unix-Spezialisten, Network Engineers, Web Developers und weitere Berufe? Braucht es diese noch? Verbände und Personaldienstleister geben Auskunft.