Blockchain: "Die richtige Zeit ist jetzt"

22. Dezember 2017 um 12:32
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Auch Unternehmen ausserhalb der Finanzbranche sollten sich jetzt mit Blockchain-Projekten befassen, glaubt Urs Karrer, Leiter Digital Consulting bei IBM Schweiz.

Auch Unternehmen ausserhalb der Finanzbranche sollten sich jetzt mit Blockchain-Projekten befassen, glaubt Urs Karrer, Leiter Digital Consulting bei IBM Schweiz.
"Das Hyperledger Framework ist das Transaktionsnetzwerk der Zukunft. Blockchain ist für Transaktionen, was das Internet für Daten war." Dies sagte Urs Karrer, Leiter Digital Consulting bei IBM Schweiz, im Gespräch mit inside-it.ch. Während sich Ende November am IBM Watson Summit alles um das Thema künstliche Intelligenz drehte, gab Karrer am Rande des Events einen Einblick in den Schweizer Blockchain-Markt.
Auch ausserhalb der Finanzbranche und ausserhalb des Crypto Valleys beschäftigen sich Unternehmen hierzulande mit dem Thema. So sagte bereits Ende 2016 ein Drittel der von IBM Schweiz befragten Führungskräfte, dass man an konkreten Blockchain-Initiativen arbeite. Insbesondere Firmen im Distributionsbereich interessieren sich für das Thema.
Für ein Unternehmen alleine aber mache ein Blockchain-Projekt wenig Sinn, ist beim Gespräch zu erfahren. Es sei wichtig, ein Ökosystem aufzubauen, um das Potenzial von Blockchain tatsächlich nutzen zu können, führte Karrer aus. Es gehe darum, Partner, Kunden und vielleicht auch Konkurrenten einzubeziehen. Etwa könnten so alle verschiedenen Schritte einer Lieferkette berücksichtigt werden.
Was erhoffen sich Kunden, wenn sie ein Blockchain-Projekt in Angriff nehmen?
In der IBM-Befragung von 2016 gab eine Mehrheit der Teilnehmer an, die Effizienz steigern zu wollen – und zwar die eigenen Geschäftsprozesse als auch Produkte und Dienstleistungen für Kunden. "Blockchain muss aber mehr sein als ein Gadget", glaubt Karrer. Kunden müssten weiter denken, als eine reine Optimierung anzustreben.
"Unternehmen bleiben bei ihren bestehenden Prozessen, denken häufig zu wenig weit", sagt der IBM-Manager. Viele Blockchain-Projekte würden bereits nach ersten Schritten im Teststadium wieder abgebrochen, weil die angegangene Problemstellung auch mit etablierten Technologien lösbar scheint. Eine echte Value Proposition fehle und die echten Vorteile von Blockchain kommen somit nicht zum Tragen.
Welche Skills braucht es, um ein Blockchain-Projekt aufzugleisen?
"Einerseits braucht es die technischen Skills, etwa in der Entwicklung und Integration in der Cloud", sagte Karrer. Aber auch die Themen Data Management und Security seien wichtig. Daneben brauche es natürlich eine gute Idee und vor allem, was Karrer Business Architecture Thinking nennt. "Wie kann man das bestehende Business-Set-up auf die neue Idee übertragen und welche Transformation braucht es dazu?" Wichtig sei daneben die Vernetzung, denn es gehe eben darum, ein Ökosystem rund um das eigene Unternehmen aufzubauen.
"Die richtige Zeit ist jetzt"
Glaubt man dem IBM-Mann, wird sich der Blockchain-Markt schnell verteilen. Aus Business-Sicht sei jetzt an der Zeit anzufangen. "Move now und think big", fasst Karrer zusammen. Schon jetzt gibt es eine Reihe von globalen Projekten im kommerziellen Bereich. Dabei handle es sich nicht mehr um blosse Use Cases. Kleinere Unternehmen seien eher zögerlicher und tendieren zum Abwarten. "Das ist ein Fehler", glaubt Karrer.
Etwas langsamer werde sich der öffentliche Sektor entwickeln. Als Anwendungsbeispiele nennt er den Hauskauf oder auch die Wohnungsmiete, wo Blockchain Prozesse verändern könnte. Im Public-Bereich gibt es aber viele Verordnungen, die den Prozess verlangsamen.
Den Umsatz mit Kunden im Blockchain-Bereich gibt IBM nicht bekannt. Das Unternehmen investiere aber stark in die Technologie und damit einhergehende Services und Know-how.
Dem Hyperledger-Konsortium, dem auch IBM angeschlossen ist, gehören mittlerweile über 120 Unternehmen an. Daneben gibt es viele weitere. Am Schluss werden sich zwei oder drei durchsetzen, die den Markt mehr oder weniger beherrschen werden. "Wir wollen dabei sein und die neue Welt mitgestalten", schliesst Karrer. (Katharina Jochum)

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