Boschung: Es werden tausend Clouds blühen

20. November 2014 um 10:56
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Nicht die globalen Cloud-Provider werden die Zukunft prägen, sondern hybride Clouds und regionale Anbieter, glaubt EMC. EMCs Jacques Boschung erklärte uns, wie der Storageriese die Cloud-Zukunft einschätzt.

Nicht die globalen Cloud-Provider werden die Zukunft prägen, sondern hybride Clouds und regionale Anbieter, glaubt EMC. EMCs Jacques Boschung erklärte uns, wie der Storageriese die Cloud-Zukunft einschätzt.
Vor anderthalb Jahren, so konstatierte Jacques Boschung (Foto) vor einigen Tagen in einem Gespräch mit inside-channels.ch, seien sich IT-Entscheider von Grossunternehmen bis zu KMU bei der Frage nach der Zukunft ihrer IT-Infrastruktur eigentlich nur über eines sicher gewesen: Ihre Unsicherheit. Sollte man trotz des Hypes weitermachen wie bisher? Oder sollte der trendige CIO die gesamte IT in "die Cloud" auslagern, möglichst an einen der grossen globalen Provider wie Amazon, Microsoft, Google und Co.?
Mittlerweile glaube EMC, so erklärt der ehemalige Schweizer Country Manager und jetzige Vice President Europe West, habe sich diese Unsicherheit wieder zu einem grossen Teil gelegt. Die Situation stelle sich nun so dar: Unternehmen werden business-kritische Applikationen - wo möglich in einer privaten Cloud betrieben - weiterhin im Haus behalten oder an einen vertrauten, sprich eher regionalen, Dienstleister auslagern. Zu diesen business-kritischen Applikationen, so hätten die Kunden unter anderem im Zeichen der NSA-Affäre entschieden, gehöre auch das Mail. In die Cloud wandern würden dagegen weniger kritische Services.
Die Zurückhaltung gegenüber "Public Enterprise Clouds" beziehungsweise den Cloud-Plattformen der globalen Anbieter werde nicht verschwinden, glaubt Boschung. Dies bedeute insgesamt, dass der Markt nicht von einer Handvoll von globalen Providern dominiert werden wird, sondern dass eine Vielzahl von "Clouds" entsteht, betrieben von vielen Dienstleistern und den Kunden selbst. Die Kunden beziehen die Cloud-Ressourcen überwiegend in einem hybriden Modell, gemischt aus privaten Ressourcen sowie Cloud-Services von regionalen und globalen Anbietern. Um Unternehmen die Verwaltung einer solchen hybriden Infrastruktur zu erleichtern, in der Daten und Applikationen auch mal schnell von einer zur anderen Cloud wandern sollten, hat EMC gerade eine neue Software-Plattform lanciert.
Die Cloud ist aber nur einer der Trends, die gegenwärtig die Unternehmens-IT grundlegend und in einem bisher noch nie dagewesenen Tempo verändern, so Boschung. Die weiteren sind Mobile, Big Data und Social. Ermöglicht werde das Tempo von den ungeheuren Performancesteigerungen der IT-Komponenten. Boschung und EMC gehen in dieser Einschätzung einig mit den grossen Marktforschern wie IDC oder Gartner.
Für IT-Entscheider beziehungsweise CIOs bedeute dies, dass sie einerseits weiterhin die Kosten im Auge behalten und den Betrieb der IT sicher stellen, und andererseits das Innovationstempo steigern und ihren Entwicklern mehr Flexibilität ermöglichen müssten, konstatiert Boschung. Das führt zu teilweise radikalen Transformationsansätzen. Eine internationale Grossbank beispielsweise habe sich dazu entscheiden, zwei grundlegend unterschiedliche IT-Infrastrukturen gleichzeitig zu betreiben, um seine Infrastruktur anpassen zu können, ohne von Altlasten behindert zu werden. Auf der einen, traditionellen Infrastruktur für "Run the Bank" laufen die altbewährten Applikationen. Um das Ziel "Change the Bank" zu verfolgen, werde dagegen "auf der grünen Wiese" eine ganz neue IT für den Betrieb einer Cloud im eigenen Haus aufgebaut. Boschung weiss dies, weil dafür unter anderem die EMC-Produkte Vipr verwendet werden. (Hans Jörg Maron)

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