"Bundes-CMS" kommt frühestens ab 2023

23. Januar 2018 um 13:56
  • e-government
  • vbs
  • efk
  • bund
  • bundesrat
  • namics
image

Die Erfahrung zeige aber, dass es bei grossen IT-Projekten durchaus zu Verzögerungen kommen kann.

Ab 2023 soll eine einheitliche Lösung für die Webauftritte des Bundes bereitstehen. Die Erfahrung zeige aber, dass es bei grossen IT-Projekten durchaus zu Verzögerungen kommen kann.
Sowohl das Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) als auch das Bundesamt für Informatik und Telekommunikation (BIT) führen ein neues CMS ein, jedoch unabhängig voneinander. Doch einen bundesweiten Standarddienst wird es erst 2023 geben, wie einem heute publizierten Bericht der Eidgenössischen Finanzkontrolle (EFK) zu entnehmen ist.
Bereits 2015 erhielt das Informatiksteuerungsorgan Bund (ISB) den Auftrag, einen Standarddienst zu prüfen. 2016 sollte ein Marktmodell CMS entwickelt und dem Bundesrat zum Entscheid vorgelegt werden. Ab 2018 sollte dieser Standarddienst durch das ISB geführt werden, fasst die EFK zusammen.
Ausbau der VBS-Lösung zum Standard war zu teuer
Zum Zeitpunkt der ISB-Prüfung sei die Realisierung der CMS-Systeme beim VBS und beim BIT schon im Gange gewesen. Bis April 2016 hätte sich zwar eine Standardisierung der Lösung auf Basis des VBS abgezeichnet, schreibt die EFK. Das Angebot des Lieferanten für die Erweiterung der VBS-Lösung auf die gesamte Bundesverwaltung sei aber viel höher ausgefallen, als angenommen. Die EFK habe mit rund einem Drittel gerechnet, ist dem Bericht zu entnehmen.
Aufgrund der höheren Preise für die Erweiterung sowie den Risiken – Migrationskosten, Zeitdruck – musste das ISB die Stossrichtung überdenken. Gegen die Alternative, also die Migration der VBS-Kunden auf die BIT-Lösung, habe man sich aus beschaffungsrechtlichen und wirtschaftlichen Gründen entschieden.
Somit habe das ISB beschlossen, keine der beiden CMS-Lösungen zu favorisieren und dem Bundesrat vorgeschlagen, es beim heutigen Zustand zu belassen, bis die bereits eingeführten Lösungen amortisiert seien.
"Verpasste Chance" zur Standardisierung
Gemäss Bundesratsbeschluss soll nun das ISB im März 2018 eine Programm für die "Konsolidierung der IKT für die Webauftritte Bund" vorlegen. Anschliessend erfolge die Beschaffung. Ziel sei es, bis Dezember 2021 einen Zuschlag zu erteilen. Bis Dezember 2022 werde eine Lösung bereitgestellt, sodass die Kunden mit der Migration beginnen können.
Der Entschluss des ISB, keine der beiden Lösungen zu wählen, sei nachvollziehbar, so die Beurteilung der Finanzkontrolle. Man habe die Chance frühzeitigen Standardisierung bereits vor der Beschaffung der beiden Lösungen verpasst.
Verzögerung ist wahrscheinlich
Die Finanzkontrolle weist aber darauf hin, dass das Szenario des ISB von der Annahme ausgeht, dass es zwischen Zuschlag und Vertragsabschluss zu keinen zeitlichen Verzögerungen komme. Die Erfahrung habe hingegen gezeigt, dass bei grossen Informatikprojekten durchaus ein gewisses Beschwerde- und somit Verzögerungsrisiko mitberücksichtigt werden müsse. Die EFK rät deshalb im März 2018, mit dem Antrag an den Bundesrat, den Zeitplan neu zu überprüfen. (kjo)

Loading

Mehr zum Thema

image

Bund will zentrales Tool für das Information Security Management

Zwischen Xplain-Hack und ISG herrscht emsiges Treiben in Bern: 2024 sollen vorerst EFD und VBS ein neues ISMS-Tool für ihre "Kronjuwelen" erhalten.

publiziert am 29.9.2023 1
image

Ständerat zu Digitalisierung: Nein, danke!

Während Bundesrat und Nationalrat die Digitalisierung der Verwaltung vorantreiben wollten, lehnt sie die kleine Kammer ab.

publiziert am 29.9.2023
image

Podcast: Wird Justitia 4.0 zum neuen EPD?

Der Bund will das Justizwesen digitalisieren, macht aber ähnliche Fehler wie beim E-Patienten­dossier. In dieser Episode blicken wir auf die Anfänge zurück und erklären, wieso die Arbeit am Projekt schon begann, bevor die Rechts­grundlage dafür bestand.

publiziert am 29.9.2023
image

Thurgau wünscht sich Zentralisierung des E-Patientendossiers

Dass für das EPD zahlreiche Stamm­ge­meinschaften zugelassen sind, ist laut Thurgauer Regierung ein Fehler. Auch die kantonalen Gesundheitsdirektorinnen sprechen sich für eine Zentralisierung aus.

publiziert am 28.9.2023