Intel lanciert neue Xeons mit Hochverfügbarkeitsfeatures und für Server mit bis zu 256 CPUs.
In diesem Frühling dürfte eine grosse Update-Welle im x86-Server-Bereich einsetzen, nachdem nun
mit AMD und Intel beide grossen CPU-Hersteller neue Modelle mit deutlich besseren Leistungswerten auf den Markt gebracht haben. Die beiden Chipriesen hoffen damit wohl auch – das Timing dürfte kaum Zufall sein – das einsetzende Konjunkturtauwetter nützen zu können.
Intel hat schon vor zwei Wochen
die neue "Xeon-5600"-Familie für den Low-end- bis mid-range-Bereich lanciert, und legt nun eine weitere Xeon-Variante für den High-end-Bereich nach. Basierend auf den CPUs der "Xeon-7500"-Serie sollen Serverhersteller einerseits noch stärkere kleinere Server bauen können, vor allem aber auch High-end-Maschinen für business-kritische Aufgaben, die sehr hohe Zuverlässigkeitsanforderungen erfüllen müssen.
Server mit bis zu 256 CPUs
Die neuen Xeons bringen gemäss Intel verglichen mit den direkten Vorgängern der 7400er-Serie eine Leistungssteigerung um rund 300-Prozent – der gemäss Intel bisher grösste Leistungssprung bei der Einführung einer neuen CPU-Famile. Sie sind mit vier bis acht Prozessorkernen ausgestattet und beherrschen Multithreading, können als zwei parallele Software-"Fäden" pro Kern verarbeiten. Sie unterstützen zudem deutlich mehr Memory als bisher, in einer Vier-CPU-Konfiguration beispielsweise bis zu 1 Terabyte. Und Serverhersteller können basierend auf den Xeon-7500-CPUs auch sehr (sehr) grosse Systeme bauen, da sie für Server von 2 bis 256 CPUs konzipiert sind.
"Wir sprechen hier über 'Mission-Critical'-Computing für die Massen", erklärte dazu Kirk Skaugen, General Manager von Intels Data-Center-Abteilung. Für diese Sparte werden bisher vorwiegend Mainframes oder Server mit Spezial-CPUs wie Power (IBM), Sparc (Sun, Fujitsu) oder Itanium (Intel) eingesetzt. Bereits die Server-Virtualisierungstechnologie liefert Unternehmen nun einen Ansporn, sich den Ersatz solcher Systeme durch Standardserver zu überlegen.
Damit Kunden tatsächlich den Umstieg auf die kostengünstigere Xeon-"Massenware" auch für business-kritische Applikationen wagen, hat Intel in die neuen Chips gemäss eigenen Angaben über 20 neue Hochverfügbarkeitsfeatures eingebaut. Diese waren bisher teilweise Intels eigenen Itaniums und anderen RISC-Chips vorbehalten. Dazu gehört beispielsweise "Machine Check Architecture (MCA) Recovery", ein Feature dass es den Systemen erlauben soll, sich selbsttätig von Fehlern zu erholen, die bei anderen x86-Systemen zu einem Komplettabsturz führen würden.
Xeon vs. Itanium, vor allem aber vs. IBM
Damit konkurrenziert Intel natürlich auch die eigenen Itanium-CPUs. Auch Intel-Vertreter räumen dies ein. Skaugen beispielsweise spielte die Selbstkonkurrenz allerdings herunter und erklärte, dass sich die Zielkundschaft nur "ein kleines bisschen" überlappen werde.
Eine Reihe von Analysten sieht dies anders und glaubt, dass die Auswirkungen auf das Itanium-Geschäft deutlich sein werden. Anwender mit speziell für Itanium geschriebener Software würden zwar wohl dabei bleiben, aber neue Itanium-Installationen könnten, glauben die Beobachter, in Zukunft sehr selten werden, obwohl Intel auch die Itaniums weiter entwickeln will.
Intel dürfte allerdings diese Selbstkonkurrenz relativ egal sein, falls es gelingt, der eigentlichen Konkurrenz – vor allem IBM mit seinen Mainframes und Power-Servern – deutlich Marktanteile abzunehmen. (Hans Jörg Maron)