Comparex lässt sich nicht vertreiben

11. Mai 2010 um 09:40
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Comparex umreisst die Strategie für die Weiterführung seiner Geschäfte nach dem grossen Surseer Putsch. Zur Betreuung der Kunden werden vorerst Drittfirmen beigezogen. Den "Fahnenflüchtigen" wird eine Tür offengehalten.

Comparex umreisst die Strategie für die Weiterführung seiner Geschäfte nach dem grossen Surseer Putsch. Zur Betreuung der Kunden werden vorerst Drittfirmen beigezogen. Den "Fahnenflüchtigen" wird eine Tür offengehalten.
Bison IT Services hat gestern offiziell den Betrieb aufgenommen das Feld zu räumen, wie das Unternehmen heute mitteilt.
Bei der Gelegenheit richtet Comparex noch einmal einige scharfe Worte an die Bison-Gruppe und deren Muttergesellschaft, den Agrar-Konzern Fenaco: "Der unglaubliche Vorgang, dass 180 Mitarbeiter der Comparex Schweiz AG , einschliesslich der Geschäftsleitung, von der Bison Schweiz AG beziehungsweise der Bison-Gruppe, an welcher auch die Fenaco-Gruppe beteiligt ist, abgeworben und mit neuen Arbeitsverträgen ausgestattet wurden, ist in dieser Dimension einzigartig. Die betroffene Comparex AG verurteilt das Vorgehen aufs Strengste." Die Comparex-Mutter PC-Ware hat im Zusammenhang mit der Affäre, wie wir berichteten, Mitte April Strafanzeigen eingereicht.
Die Bison-Gruppe verkaufte 2003 die Mehrheit an Bison Systems an PC-Ware. Das Unternehmen fungierte danach als PC-Ware Systems und wurde Anfang dieses Jahres, einige Zeit nach der Übernahme des deutschen PC-Ware-Konzerns.
Jung: Immer noch keine Kündigungen von Kunden
Das neu gegründete Unternehmen Bison IT Services erklärte gestern, dass man mit allen freiwillig aus der Comparex ausscheidenden Mitarbeitern per Ablauf der Kündigungsfrist Arbeitsverträge abgeschlossen habe, "um die Bedürfnisse der Bison Schweiz, der Fenaco/Landi-Gruppe wie auch vieler weiterer Kunden, die bereits auf die Bison IT Services zugekommen sind, abdecken zu können". Erstaunlicherweise erklärte heute aber Peter Jung, CEO von Comparex Schweiz, gegenüber inside-channels.ch, dass bis anhin immer noch noch keine einzige Kündigung seitens eines Kunden bei Comparex eingetroffen sei.
Nachdem die überwiegende Mehrheit der Mitarnbeitenden Bison unterschrieben hat, ist es das unmittelbarste Problem für Comparex, die Zufriedenheit der Kunden sicherzustellen und sich vor Ablauf der Kündigungsfristen in rund zwei Monaten die Ressourcen beziehungsweise das Personal für die weitere Erfüllung der laufenden Kundenverträge zu sichern. Wie uns Jung erklärte, sollen dafür Schweizer IT-Dienstleister als Partner beigezogen werden, und zwar die "renommiertesten Firmen der Schweiz". Die Verhandlungen sind noch im Gang, Namen sollen erst später bekannt gegeben werden.
Olivenzweig für abgesprungene Leute
Die Verträge mit den Kunden sollen aber bei Comparex bleiben, so Jung, und mittelfristig will Comparex Schweiz seine Kunden wieder von einem eigenen Team betreuen lassen. Um die Belegschaft aufzustocken, wird sich Comparex einerseits auf dem Arbeitsmarkt umsehen. Gleichzeitig wird für die Leute, die gekündigt haben, die Tür weit offengehalten. "Wir sind jederzeit bereit", so Jung, "die bisherigen Mitarbeiter wieder bei Comparex Schweiz einzustellen."
Ob Bison IT Services sich tatsächlich, wie von Bison und Fenaco erhofft, als eines der "bedeutendsten, herstellerunabhängigen Informatikunternehmen der Schweiz" etablieren kann, wird vom Verhalten der Kunden und dem Ausgang der juristischen Auseinandersetzungen mit PC-Ware abhängen.
Comparex soll klar schweizerisch bleiben
Derweil will sich Comparex ebenfalls als klar schweizerische Firma positioneiren, wie aus dem Gespräch mit Jung hervorgeht. So habe man zuerst daran gedacht, einen grossen österreichischen IT-Dienstleister als kurzfrisitgen Partner beizuziehen, diesen Gedanken aber schnell wieder zugunsten von schweizerischen Lösungen fallengelassen. Und zudem, so Jung, suche er bereits jetzt nach einem Schweizer Nachfolger für seinen Interimsposten als CEO von Comparex Schweiz. (Hans Jörg Maron)

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