Cybernet an Swisscom verkauft

20. Oktober 2005 um 16:17
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Swisscom kauft sich einen KMU-Provider.

Swisscom kauft sich einen KMU-Provider.
Lange schon rankten sich viele Gerüchte um den Zürcher Internet Service Provider Cybernet, Tochterfirma der serbelnden paneuropäischen Viatel-Gruppe. Nun ist gekommen, abzusehen war: Die Cybernet (Schweiz) AG wurde tatsächlich verkauft, und zwar an die Swisscom Fixnet AG.
Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Die Übernahme erfolgt zu 100 Prozent und muss noch von der Wettbewerbskommission genehmigt werden. Cybernet Schweiz beschäftigt momentan 34 Mitarbeitende und erzielte 2004 einen Umsatz von 18,4 Millionen Franken. René M. Waser (Bild), der bisherige CEO von Cybernet Schweiz, bleibt auch weiterhin für die Geschäftstätigkeiten verantwortlich und soll die künftige KMU-Strategie bei Swisscom Fixnet mitgestalten.
Cybernet hat sich mit seiner Strategie, der Ausrichtung auf KMU als Kunden und dem Aufbau eines starken Reseller-Netzes (momentan rund 700 Partner), erfolgreich durch die auf das Jahr 2000 folgenden Krisenjahre gekämpft, konnte immer wieder wachsende Umsätze vorweisen und operierte seit längerer Zeit in den schwarzen Zahlen. Cybernet hat auch gleich zwei Besitzerwechsel erfolgreich überstanden: Im Frühling 1999 kaufte sich die ISP-Gruppe Cybernet Internet Services International durch die Übernahme von Sunweb eine Schweizer Niederlassung und im Frühling 2003 wurde diese dann als Filetstück aus dem zusammenkrachenden Cybernet-Konzern an die holländische Viatel verkauft.
Der Grund für den Verkauf ist also nicht darin zu suchen, dass Cybernet dem bisherigen Mutterhaus Viatel Verluste eingebracht hätte. Der Schweizer Provider verfolgte aber eine ganz andere Strategie als das Mutterhaus und war dadurch immer irgendwie ein Fremdkörper innerhalb des Konzerns. Dieser konzentriert sich eher auf grössere Unternehmen und Carrier-Services – und das nicht gerade erfolgreich. Viatel durchlief zwar von Mitte 2001 bis Anfangs 2002 eine finanzielle Restrukturierung unter "Chapter 11", dem US-Gläubigerschutzstatus. Aber auch danach fielen wieder tiefrote Zahlen an. Für 2003, in seinem letzten veröffentlichten Jahresbilanz, wies Viatel 47 Millionen Dollar Verlust aus. (In dieser Bilanz findet man übrigens auch den schönen Satz "Wir haben eine Geschichte von operativen Verlusten und erwarten, dass diese Verluste weitergehen.")
Name und Strategie wird beibehalten
Mit Swisscom hat Cybernet nun aber wieder eine finanziell gesunde Muttergesellschaft im Rücken. René Waser freut sich: "Die Übernahme durch Swisscom würdigt unsere Arbeit in den letzten Jahren. Wir haben im KMU-Bereich mit unseren Connectivity- und Data Center-Produkten Marktanteile gewonnen. Meine Kollegen und ich freuen uns darauf, dieses Wachstum mit Swisscom fortzusetzen". Swisscom dürfte dabei vor allem das Ziel im Auge gehabt haben, auch im KMU-Geschäft endlich ein Vollangebot bieten zu können, das neben dem reinen Internetanschluss unter anderem auch IP-Telefonie, Hosting und Housing umfasst. Die Swisscom besitzt nun zwei spezifische Brands für verschiedene Kundenschichten: Bluewin für Heimkonsumenten und Cybernet für KMU. (Hans Jörg Maron)
(Interessenbindung: Cybernet ist Hoster und ISP unseres Verlags und ein wichtiger Marketing-Kunde.)

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