Das WEF will die Lieferketten mit Blockchain retten

6. Mai 2020 um 14:47
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Das WEF verblüfft mit einem "Blockchain Deployment Toolkit." Und China hat eine öffentliche Blockchain-Plattform lanciert.

Das Weltwirtschaftsforum WEF liess einen "Werkzeugsatz" entwickeln, der es Führungskräften ermöglichen soll, die Blockchain erfolgversprechend zu nutzen und inhärente Risiken zu minimieren. "Redesigning Trust: Blockchain Deployment Toolkit" ist eine interessante Sammlung von Best Practices, die leider unter dem Label "Covid-19-Bewältigung" angepriesen wird.
Der "Toolkit" deckt zentrale Erfolgsfaktoren und Anforderungen bezüglich Compliance und Governance ebenso ab wie Datenintegrität, IT-Security und Steuerfragen im Aufbau und Betrieb einer blockchain-basierten Lieferkette.
Am Anfang stellen sich laut den Autoren 11 Fragen, deren Beantwortung darüber entscheidet, ob der Umbau einer Lieferkette auf Blockchain-Technologie Sinn macht oder nicht.
In den einzelnen Kapiteln – als "Module" bezeichnet – werden dann systematisch Aspekte thematisiert. In Sachen Datenqualität beispielsweise mögliche Ursachen für ungenaue Daten in der Blockchain und was in jeder Phase der Daten-Pipeline schief gehen könnte (von kaputten Sensoren über ein störendes API-Update über das "Orakel-Problem" bis zum Transaktions-Durchsatz).
Und zu berücksichtigende Steuerfragen können – so ein zweites Beispiel eines Moduls – ziemlich kompliziert sein. Neben komplexen IP-Fragen gibt es weiteres zu bedenken, beispielsweise: "Wenn US-Investoren Eigentümer eines nicht-amerikanischen Unternehmens sind, das die Blockchain-Plattform betreibt, ist eine Analyse der gesamten Eigentumsverhältnisse erforderlich, um die steuerlichen Auswirkungen auf die Investoren zu verstehen." Oder wenn Mitarbeitende von Teilnehmenden durch Blockchain-Operationen bezahlt werden, können Quellensteuern fällig werden. Und diese kann man je nach Umständen automatisiert planen.

“Die Argumente für die Blockchain sind stärker”

Ein separates Modul ist den Risiken gewidmet, die eine Blockchain generiert, seien sie strategischer Natur, technologisch, operativ oder juristisch. 71 Risiken listet eine entsprechende Checkliste auf, die zu mitigieren oder vermeiden sind.
Diese sollten allerdings niemanden davon abhalten, sich genauer mit Blockchain in der Lieferkette zu beschäftigen, werben die Autoren des WEF. "Die Argumente für die Blockchain sind stärker, denn die COVID-19-Pandemie unterstreicht die Notwendigkeit widerstandsfähigerer globaler Lieferketten, vertrauenswürdiger Daten und einer wirtschaftlichen Erholung, die durch die Digitalisierung des Handels ermöglicht wird."
Der "Werkzeugsatz"Der "Werkzeugsatz" richtet sich an Führungskräfte und verlangt kein vertieftes Verständnis der thematisierten Aspekte. Interessiert man sich dafür, kann man sich anderswo vertieft informieren. So steht beispielsweise vom deutschen Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik BSI ein Kurzpapier zu Security-Fragen zum Download bereit oder ein 100-seitiges Papier zu Security-Fragen unter dem Titel "Blockchain sicher gestalten".
Die WEF-Autoren ihrerseits beteuern, sie würden sich bei ihren Modulen auf das Wissen von mehr als 100 herstellerunabhängigen Organisationen stützen. Darunter finden sich Regierungen, Unternehmen, Startups, akademische Einrichtungen, Vertreter der Zivilgesellschaft, internationale Organisationen sowie Technologie- und Lieferketten-Experten.

China hat die Blockchain-Infrastruktur gerade gelauncht

China marschiert derweil in der Blockchain-Adaption voran. Das Land hat – trotz Corona – wie angekündigt im April eine neue Service-Plattform auf Blockchain-Basis (BSN) eingeführt.
Dem BSN liegen konkrete Ziele zugrunde: die Bereitstellung eines öffentlichen Infrastrukturnetzes, das die kostengünstige Entwicklung, die Bereitstellung, den Betrieb, die Wartung und die Regulierung von Konsortial-Blockchain-Applikationen ermöglicht. “Als globales öffentliches Netzwerk wird das BSN die zugrunde liegenden Rahmenwerke sowohl von ‘permissioned Blockchains’ als auch öffentlichen Blockchains unterstützen”, wie in der englischen Übersetzung des BSN-Konzepts (PDF) zu lesen ist.
Blockchain steht seit Oktober 2019 auf der Prioritätenliste der chinesischen Regierung, als Präsident Xi Jinping die Technologie zu einem wichtigen Durchbruch erklärte, der die Innovation des Landes beschleunigen werde.

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