Nach dem NSA-Skandal werten jetzt erste Studien die Folgen aus und resümieren, dass die Skepsis gegen umfassende Datensammlerei im Internet wächst.
Dass die Vorbehalte gegenüber amerikanischen Firmen, die grosse Datenmengen sammeln, seit den Snowden-Enthüllungen rasant zugenommen haben, scheint inzwischen belegt. Soeben bezifferte eine
ITIF-Studie der Cloud Security Alliance. Demnach wollen 56 Prozent der nicht in den USA lebenden Befragten künftig auf amerikanische Cloud-Angebote verzichten.
In Deutschland hat nun eine von T-Systems in Auftrag gegebene
Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach kein wesentlich anderes Bild ergeben. Heute sind die Risiken, die von der digitalen Welt ausgehen fester Bestandteil der persönlichen Ängste, heisst es in der Studie. Selbst wenn dabei die Sorge vor Computerviren gegenüber der letztjährigen Befragung abgenommen hat, befürchten inzwischen 29 Prozent der Bevölkerung "den Missbrauch von persönlichen Daten durch die Unternehmen – fast zwei Drittel glauben sogar, dass dieses Risiko in Zukunft zunehmen wird". Die zugegebenermassen sehr frischen Zahlen, sie wurden erst im Juni und August unter einem repräsentativen Durchschnitt der Bevölkerung ab 16 Jahren erfragt, zeigen insgesamt ein wachsendes Misstrauen gegenüber Big Data.
Dass automatisch gespeicherte Kundendaten den Einkaufsprozess vereinfachen, überzeugt 78 Prozent der Befragten nicht und die deutliche Ablehnung stieg damit innerhalb von nur einem Monat um 6 Prozentpunkte an. Inzwischen, so die Zahlen weiter, lehnten sogar eine Mehrheit von 58 Prozent der Befragten, die Mitglieder in sozialen Netzwerken sind, das Sammeln und Analysieren solcher Daten ab. Selbst wenn Unternehmen Kundendaten für individuelle Empfehlungen nutzen, wird das von 59 Prozent der Deutschen abgelehnt. Auch hier war innerhalb eines Monats ein deutlicher Umschwung zu bemerken, hatte doch im Juni immerhin noch 47 Prozent der Befragten persönliche Vorteile darin gesehen, während es im August nur noch 39 Prozent waren.
Kein Wunder also, wenn die Studie festhält, dass in der Augustbefragung die Akzeptanz der Bevölkerung für das Sammeln und Auswerten von Daten über alle zur Abstimmung gestellten Anwendungsbeispiele hinweg deutlich zurückgegangen ist. Eine Ausnahme von der Regel sei allerdings der geringe Rückgang bei der Zustimmung zur staatlichen Telefon- und Internetüberwachung zur Aufklärung von Straftaten. Hier hielten im Juni 78 Prozent der Deutschen solche Auswertung für akzeptabel, im August waren es mit 75 Prozent kaum weniger. Die Studie deutet diese Tatsache damit, dass dann, wenn ein "Anfangsverdacht" geltend gemacht wird, die Skepsis vor dem Datensammeln abnimmt. Angstmachen kann sich also lohnen.
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heise berichtet zudem von einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Versicherung Cosmos, die unter 1009 Internetnutzern im Alter von 18 bis 65 in Deutschland durchgeführt wurde. Auch hier zeigte sich eine Mehrheit kritisch gegenüber dem Cloud-Computing. Demnach wollen 54 Prozent grundsätzlich keine Daten in der Wolke speichern. (vri)