

"Der Verkauf könnte schneller passieren, als erwartet"
28. Januar 2021 um 13:52Sage-Schweiz-Chef Thomas Hersche gibt uns Auskunft zum Stand des Verkaufs des ERP-Anbieters und dessen Perspektiven.
Ende November 2020 gab die Sage Gruppe bekannt, dass sie neben Unternehmenszweigen in anderen Ländern auch Sage Schweiz verkaufen wolle. Grund sei die "Umgestaltung des Portfolios" und die "verstärkte Konzentration auf Sage Business Cloud", so der Konzern zum Entscheid.
"Der Verkaufsentscheid hatte sich im letzten Jahr angebahnt", erklärt Thomas Hersche, Chef von Sage Schweiz, im Gespräch mit inside-it.ch. "Eigentlich sind wir sogar froh, dass etwas passiert ist. Für uns ist es ein Entscheid, der nachvollziehbar ist, aber auch Möglichkeiten eröffnet, uns zu entwickeln und selbstständiger zu werden." Man sei nicht von einer kalten Dusche erwischt worden. Da Sage Unternehmensteile in verschiedenen Ländern verkaufen wolle, sei alles zusammen im November 2020 kommuniziert worden, auch wenn der Verkauf in der Schweiz noch andauere.
Sage habe versucht, alle Stakeholder, Kunden und Mitarbeitende so schnell wie möglich zu informieren. "Nun wollen wir diese auch in einen stetigen Informationsfluss miteinbinden." Das sei bis jetzt gut gelaufen, so Hersche.
"Ich hatte mit mehr Zurückhaltung gerechnet"
Den rund 140 Mitarbeitenden versuche man in zweiwöchentlichen Meetings aufzuzeigen, wohin die Reise gehe, so gut wie das im Moment möglich sei. "Nach dem Verkaufsentscheid im November gab es erstaunlich positives Feedback, ich hatte mit mehr Zurückhaltung gerechnet", sagt Hersche. "Die Reaktion von vielen Mitarbeitenden war: Das ist gut für uns und eine Chance." ERP-Spezialisten sind gesuchte Leute, aber es gebe im Moment keine Abwanderungswelle und auch keinen Einstellungsstopp: "Wir rekrutieren nach wie vor Fachkräfte."
Die Mitarbeitenden würden die Kunden auch in der Vor- und Danach-Phase des Verkaufs begleiten und aufzeigen, "wie wir in den nächsten 12, 24 Monaten unsere Produkte supporten und weiterentwickeln wollen. Da gibt es keine künstliche Situation." Auch die Reaktion der Kunden sei positiv. Sage Schweiz habe im letzten Jahr Kunden dazu gewonnen. "Zwar nicht so viele wie geplant, aber das hatte nichts mit dem Verkauf der Firma zu tun, sondern durchwegs mit Corona. Gesamthaft kamen wir aber besser durch als befürchtet", sagt Hersche
Seit der Bekanntgabe des Verkaufs wird über potenzielle Käufer spekuliert. Einige mögliche Interessenten haben bereits abgewunken. Wie ist nun der aktuelle Stand des Verkaufsprozesses? "Im jetzigen Stadium kann ich dazu keine Stellung nehmen, als börsenkotiertes Unternehmen liegt der Entscheid nicht bei Sage Schweiz AG, sondern beim Konzern", erklärt Hersche. Ebenso wenig kommentiert er einen möglichen Verkaufspreis von etwa 100 Millionen Franken. "Ich bin auch nicht direkt in den Verkaufsprozess eingebunden."
Ein Wunschszenario für den Käufer
Klar ist hingegen der Zeitrahmen: Die Sage Gruppe möchte den Verkauf bis 30. September 2021 abschliessen. "Ich glaube, dass es sogar schon vorher passieren wird", sagt Hersche. Und auch ein Wunschszenario gibt es für ihn: "Für mich ist wichtig, dass ein Investor oder Käufer die Schicksale unserer Mitarbeitenden, Kunden und Partner mitträgt. Dass er auch den Ansatz hat, sich mit uns weiterzuentwickeln und grösser zu werden."
Und falls es doch länger dauern sollte? "Wir sind profitabel, es besteht keine Not zu verkaufen. Darum liesse sich dieser Termin auch über den September hinausschieben."
Er sei deshalb nicht nervös, erklärt der Sage-Schweiz-Chef, auch wenn er sich nicht über Arbeit beklagen könne. Hersche gibt sich optimistisch und sieht die Situation als "grosse Chance", betont er immer wieder. "Sage ist ein internationaler Konzern mit unterschiedlichen Strukturen, die sich mit dem neuen CEO Steve Hare seit 2018 auch veränderten. Das gab vorher nicht immer nur fliessende Übergänge, wir sind da manchmal auch über unsere eigenen Schuhe gestolpert." Nun hoffe man, sich in der Schweiz vorwärts zu entwickeln.
"Wir machen bei den bestehenden Produkten weiter"
Für die drei Produkte Sage 50 Extra, Sage 200 Extra und Sage Start bestehen Roadmaps. Diese sieht bei Sage 50 Extra etwa neue Webservices im kommenden Juni vor, bei Sage 200 Extra das Forcieren von dringenden Zahlungen, bei Sage Start neue Auswertungen und Multiscreen. Intern habe man auch Konzepte für neue Produkte, aber im Moment wolle man diese nicht offensiv kommunizieren. Der Hauptfokus liege auf den bestehenden Produkten.
Sage 50 Extra und 200 Extra würden weiter ausgebaut. Es bestehe ein klarer Plan, "dass wir hier weitermachen". Die Produkte würden auch eine gute Kundenzufriedenheit und einen sehr guten Net Promoter Score (NPS) erreichen – bei Sage 50 Extra einen NPS-Wert von plus 40. Aber natürlich sei es möglich, dass ein Investor ein Produkt mitbringe, auf dem man aufbauen könne. "Das werden wir dann sehen, davon können wir profitieren, weil wir es selber nicht so schnell entwickeln können."
Thomas Hersche steht seit März 2020 der Firma vor und für ihn ist Sage Schweiz "ein bisschen mein Baby". Wie sieht er seine persönliche Zukunft? " Ich würde mich freuen, wenn es weitergeht. Aber da muss man realistisch bleiben: Ein neuer Investor wird die Führungsstrukturen prüfen. Doch ich bin auch da ruhig und denke, dass ich einige Fähigkeiten mitbringe, die bei diesem Prozess helfen können."
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